Die helle Farbe des Kalbfleischs ist nicht etwa ein Indiz für hohe Qualität, sondern sie ist auf eine einseitige, ungesunde Ernährung der Kälber zurückzuführen. Werden nur Milch und Stroh verfüttert, entwickeln die Kälber Eisenarmut, das Fleisch wird heller (vgl. umweltnetz-Beitrag „Von weissem Kalbfleisch und absurdem Konsumentenverhalten“). Diese Praxis wurde letztes Jahr verboten, die Übergansfrist läuft am 1. September 2013 ab. Die neue Tierschutzbestimmung schreibt vor, dass Mastkälber Mais, Gras und andere Rohfasern sowie Wasser zur freien Verfügung haben müssen. Mit zunehmendem Alter des Kalbes beginnen neben dem Labmagen auch die anderen Mägen (Pansen, Netzmagen, Blättermagen) zu verdauen. Der Anspruch an eine wiederkäuergerechte Fütterung mit Raufutter wie Heu und Gras steigt. Eine ausschliesslich auf Milchprodukten basierende Ernährung ist in diesem Entwicklungsstadium nicht artgerecht. Durch das zusätzliche Raufutter wird das Fleisch rosa bis rötlich. Weisses Fleisch hingegen ist ein Hinweis, dass die Tierschutzverordnung nicht eingehalten wurde. Dieses wird ab dem 1. September 2013 mit einem Preisabzug belegt.
Somit wird die Produktion von Kalbfleisch naturnaher und artgerechter und ist für den Konsumenten einfach an der rosa Färbung zu erkennen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Kälber auf diese Weise gesünder aufwachsen und dadurch weniger Medikamente eingesetzt werden müssen. Konventionell gemästete Kälber erhalten in der Schweiz durchschnittlich über 20 Tagesdosen Antibiotika verabreicht! Diese Behandlungen können zur Selektion von Keimen führen, welche Resistenzen gegenüber Antibiotika entwickeln. Diese Resistenzgene können auf den Menschen übertragen werden und im Krankheitsfall die Anzahl wirksamer Antibiotika erheblich einschränken. Übrigens: auch Biobauern dürfen ihre Tiere bei Krankheit mit Antibiotika behandeln.„Durch eine optimale Raufutter- und Eisenversorgung kann die Abwehrbereitschaft der Kälber massgeblich verbessert und der Antibiotikaeinsatz reduziert werden.“ Prof. Adrian Steiner (Vetsuisse Universität Bern)
Die Vereinbarung ist ein Kompromiss zwischen der Fleischindustrie und dem Tierschutz. So erhalten die Bauern sowohl für weisses wie für rotes Kalbfleisch weniger Geld. Der Schweizer Fleisch-Fachverband will den „Rotabzug“ beigehalten. Hier ist ein Umdenken der Konsumenten gefragt. Wenn sich rotes Kalbfleisch gleich gut oder besser verkauft wie rosa Kalbfleisch, wird der Rotabzug überflüssig. Denn weiterhin gilt: Kalbfleisch wird nur dann so schön rosa, wenn die Nahrung des Kalbes wenig Eisen enthält.{
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