Pelz war im Grunde genommen das erste Modeprodukt. In der Steinzeit ging es den Neandertalern jedoch nicht um Glamour, sondern ums Überleben. Die nackte Haut war ein riesiger Nachteil im kalten Klima. Ohne Tierfelle hätte unsere Evolution sicher früher geendet oder anders ausgesehen. Der Status des Pelzes hat sich seit damals stark gewandelt. Pelz wurde zum Luxusprodukt und Statussymbol. In den 1970er Jahren machten Tierschutzorganisationen und Prominente auf die unhaltbaren Zustände in den Pelztierfarmen aufmerksam. Man war lieber „nackt als im Pelz“. Warum hängt sich der Mensch heute wieder tote Tiere um den Körper?
Aussagen wie „die Tiere sind ja eh schon tot“, „ich dachte, es sei Kunstpelz“, oder „für meinen Kaputzenbesatz musste sicherlich kein Tier sterben, es handelt sich um eine so kleine Menge“ zeugen von Desinteresse und Ignoranz. Einen Einfluss dürften ausserdem auch die Werbekampagnen der millionenschweren Pelzlobby haben.
Der Internationale Pelzhandelsverband IFTF hat die Marke „Origin Assured“ eingeführt. Diese soll die Herkunft der Pelze belegen und dem Konsumenten weismachen, dass der Pelz aus einem Land stammt, in dem nationale oder regionale Standards die Pelzproduktion regeln. Tierschutzorganisationen warnen, dass dieses Label Seriosität und staatliche Kontrolle vortäuscht und die tierquälerische Farmhaltung bestätigt. Es wird verschwiegen, dass in den Produktionsländern die Gesetzeslage so günstig ist, dass legal und trotzdem tierquälerisch Pelz produziert wird. In den USA beispielsweise werden Polarfüchse in Drahtgitterkäfigen auf 0,6 bis 1 m² Fläche gehalten; Gesetzesvorschriften existieren nicht. Das Schweizer Tierschutzgesetz hingegen schreibt für den Polarfuchs ein Innengehege von 8 m² und aussen 40 m² vor. Dies macht eine Pelztierhaltung in der Schweiz zu teuer. Artgerechte Pelztierhaltung existiert nicht!„Ich habe den Eindruck, dass die Leute wissen, wie die Tiere gehalten werden, es aber nicht mehr hören wollen und verdrängen.“
Helen Sandmeier, Schweizer Tierschutz, STS
Die meisten Pelze, die in der Schweiz verkauft werden, stammen aus China. In China gibt es weder ein Tierschutz- noch ein Konsumentenschutzgesetz. Durch das Freihandelsabkommen der Schweiz mit China, das den Nationalrat passiert hat, dürfte sich dieser Anteil an chinesischer Ware noch erhöhen. Die Zölle würden von 655 Franken pro 100g Pelzprodukt auf null sinken.
Pelz ist heute kein Luxusprodukt mehr. Echte Felle aus Tierfabriken in China sind meist sogar billiger als das Imitat; die Giftstoffe gibt es gratis dazu. Es kann also nicht davon ausgegangen werden, dass billige Produkte keinen Echtpelz enthalten.
Viele Pelze sind so stark verarbeitet, dass man eine DNA-Analyse braucht, um die Tierart feststellen zu können. Obwohl die Einfuhr von Hunden- und Katzenfellen in die EU und die Schweiz verboten ist, können Pelzträger nie mit Sicherheit wissen, ob sie nicht doch vielleicht einen toten Hund oder eine tote Katze in ihrem Pelz tragen.
Die Neandertaler, unsere „primitiven“ Vorfahren hüllten sich in Pelz, um zu überleben. Beim Homo sapiens, dem „weisen Menschen“, scheinen Respekt und Anstand gegenüber anderen Lebewesen verloren gegangen zu sein.
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