Die Futtermittelimporte in die Schweiz haben in den letzten Jahren massiv zugenommen. Heute werden Nutztiere mit rund zwei Dritteln Importfutter gefüttert. Darunter fallen jährlich 250‘000 Tonnen Soja aus Brasilien – dem grössten Sojaexporteur weltweit.
Für diese Entwicklung gibt es mehrere Gründe: Einerseits hat sich der Fleischkonsum in den letzten 60 Jahren verdoppelt und beträgt aktuell 400‘000 Tonnen Fleisch im Jahr – 1 Kilo pro Woche und Person! Soja stellt für Landwirte ein attraktives Futtermittel dar, da es viel Eiweiß und Energie enthält und auf dem Weltmarkt dauerhaft und preisgünstig verfügbar ist. Der zeitliche und finanzielle Aufwand, die Tiere auf die Weide zu bringen, lohnt sich deshalb immer weniger.
Doch die Rodung des brasilianischen Regenwaldes für den Soja-Anbau ist gleich aus mehreren Gründen eine ökologische Katastrophe. Über 70‘000 Quadratkilometer Regenwald fielen dem Sojageschäft seit 2003 zum Opfer. Damit hat sich die Pflanzen- und Tiervielfalt drastisch reduziert. In den letzten 40 Jahren sind 20 Prozent des Regenwalds gefällt worden. Forscher befürchten den Verlust von weiteren 20 Prozent in den nächsten 20 Jahren. Die Feuchtigkeit, die das Amazonasgebiet in die Atmosphäre abgibt, ist für die Hälfte der dortigen Regenfälle verantwortlich. Verhindert die Abholzung ausreichende Regenfälle, steht das Überleben der restlichen Bäume auf dem Spiel. Ausserdem geht damit eine wichtige CO2 -Senke verloren.
"Wo vorher grüner Wald gestanden ist, gibt es jetzt grüne Agrarwüsten."
Erklärung von Bern (EvB)
Sojafelder sind zudem meist riesige Monokulturen und damit sehr schädlingsanfällig. Der Anbau von Soja in Kombination mit dem Einsatz von viel Chemie – Brasilien ist weltweit grösster Verbraucher von Pestiziden - führt schnell zu ausgelaugten Böden. Ein Teufelskreis entsteht: Die Farmer verlassen das "tote" Land und roden erneut Waldflächen.
Zusätzlich verursacht die Brandrodung immense CO2-Emissionen. Laut Zahlen der brasilianischen Regierung ist die Waldrodung für satte 75 Prozent des Treibhausgasausstosses des Landes verantwortlich.
Für Verbraucher ist es praktisch unmöglich herauszufinden, welches Futtermittel bei der Fleischproduktion im Einsatz war. Das einzige was Konsumenten unternehmen können, ist – wie die Erklärung von Bern (EvB) fordert – den persönlichen Fleischkonsum zu reduzieren. Der direkte Verzehr von Soja ist weit weniger bedenklich – sofern es nicht aus Regenwaldgebieten stammt und biologisch produziert wurde. Während für die Produktion von nur 1 kg Bio-Hackfleisch ganze 46,02 m² im Jahr verbraucht werden, sind es für Bio-Sojafleisch lediglich 0,73 m². Zudem müssen zur Produktion einer tierischen Kalorie je nach Tierart fünf bis dreissig pflanzliche Kalorien verfüttert werden.
Übrigens wird Soja auch in der Schweiz angebaut – wenn auch noch in bescheidenen Mengen. Etwa 25 Hektaren Biosoja werden dieses Jahr in der Schweiz geerntet. Nächstes Jahr soll die Anbaufläche verdoppelt werden.
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