Insgesamt existieren schätzungsweise 5'000 Kartoffelsorten und über 20'000 Apfelsorten! Der Blick in die Supermarkt-Regale zeigt, dass wir von dieser ausserordentlichen Vielfalt kaum profitieren können. Der Hauptgrund dafür: Aus wirtschaftlicher Sicht ist es lukrativer, sich auf wenige Sorten zu spezialisieren, die grosse Erträge versprechen und industriell gut verwertbar sind.
Doch ganz ins Vergessen geraten sind alte Sorten noch lange nicht: in letzter Zeit erfreuen sie sich wieder zunehmender Beliebtheit, wie sich zum Beispiel an der Messe Giardina in Zürich zeigte, wo alte Apfel- und Tomatensorten die Besucher entzückten. Alte Sorten faszinieren nicht nur durch ihr Aussehen, sie überzeugen auch durch besondere Geschmacksnuancen, wogegen hoch gezüchtete Sorten vielfach ihren Grundgeschmack verlieren.
„Im Supermarkt sehen die Tomaten perfekt aus, doch beim ersten Bissen vergeht die Freude. Wie kommt's? Ein Forscherteam hat herausgefunden, dass Züchter über Jahrzehnte immer nur auf die gleichmäßige Rotfärbung von Tomaten geachtet haben - auf Kosten des Geschmacks.“
Spiegel Online
Nussig, buttrig, blumig, maisartig, wie Maroni; so lauten die geschmacklichen Adjektive, mit denen die alten Kartoffelsorten Parli, Roosevelt und Vitelotte Noire beschrieben wurden. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, die der Frage nach den gustatorischen Eigenschaften alter Kartoffelsorten nachging und dafür zwölf alte Kartoffelraritäten aus dem Graubünden analysierte. Das vorzügliche Aroma ist aber offensichtlich nicht alles, was zählt. Die Sorte Vitelotte Noir zum Beispiel zeichnet sich durch besonderes tief liegende Augen und eine dunkelviolette Farbe aus, was den Verkauf im grossen Stil erschwert. Auch die alte Tomatensorte Berner Rosen überrascht durch ihren besonders süssen und kräftigen Geschmack bei einer eher blassen Farbe.
Dass alte Sorten nicht häufiger angeboten werden, ist schade, denn sie sind auch der Gesundheit förderlich. Zum Beispiel enthalten alte Apfelsorten mehr wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe und Vitamine als weiter gezüchtete Sorten. Der Stoff Quercetin in Äpfeln stärkt die natürliche Immunabwehr des Körpers und wirkt antikarzinogen. Ausserdem werden alte Sorten von Menschen mit einer Allergie besser vertragen, wie der Allergologe Matthias Kübler bestätigt. Neuere Marktsorten wie Golden Delicious oder Granny Smith weisen einen deutlich höheren Allergen-Gehalt auf, da ihnen natürliche Phenole fehlen.
Es gibt also mehrere gute Gründe, sich bei den alten Sorten umzusehen! Am ehesten fündig wird man direkt bei Klein- und Biobauern oder auf dem Wochenmarkt. Besonders angesagt sind Pro Specie Rara für den Erhalt und die Wiederanpflanzung alter Sorten.
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