Immer mehr Schweizer Erdbeeren, Tomaten und Gurken stammen aus Hors-Sol-Anbau. Bei Coop werden 95 % der konventionellen Schweizer Tomaten erdunabhängig produziert, bei der Migros sind es 80 %. Die Schweizer Hors-Sol-Anbaufläche ist in den letzten fünf Jahren um 51 % gewachsen, wie Zahlen der Zentralstelle für Gemüsebau in Koppigen belegen.
Die Hors-sol-Produktion (frz. für bodenfreie Produktion) ist ein Anbauverfahren in beheizbaren Gewächshäusern ohne Verwendung von Erde. Die Kulturen werden dabei in Substraten wie Steinwolle, Kokosfaser oder Schaumstoff gepflanzt. Das Substrat gibt den Pflanzenwurzeln Halt und speichert Wasser. Die Nährstoffe werden künstlich über ein Schlauchsystem zugeführt. Bei anderen Methoden, wie beim NFT-Verfahren (Nähr-Film-Technik) werden die Pflanzen ausschliesslich in einem flüssigen Nährmedium kultiviert. Die Nährlösung besteht aus Wasser, verschiedenen Mineralien und Dünger. Die exakte Dosierung der Nährstoffe wird per Computer gesteuert.
Bei Bioprodukten ist die Hors-Sol-Technik verboten, mit Ausnahme von Pilzen und Topfkräutern. "Die Grundlage des Biolandbaus ist ein gesunder, humusreicher Boden. Wegen diesem Grundsatz kommt die Hors-sol-Produktion bei Knospe-Betrieben nicht in Frage“, sagt Stephan Jaun, Leiter Information von Bio Suisse.
Ein Vorteil der Hors-sol-Anbaumethode ist die Unabhängigkeit von Witterung, Klima und Boden. Das macht diese Art von Produktion vor allem für empfindliche Pflanzen wie Tomaten beliebt. Da es sich um ein nahezu geschlossenes System handelt, kann von der Pflanze nicht aufgenommener Dünger gesammelt und wieder verwendet werden. Auch die Anfälligkeit auf Schädlinge soll durch den nicht vorhandenen Bodenkontakt geringer sein. Eine Unkrautbekämpfung entfällt bei Hors-sol-Kulturen vollständig. Durch die Automatisierung werden zudem der Arbeitsaufwand und die Betriebskosten deutlich reduziert.
„In Freilandgemüse steckt vorwiegend Sonnenenergie. Sie belasten deshalb das Klima im Durchschnitt neunmal weniger als Treibhaus- oder Hors-Sol-Produkte“.
WWF Schweiz
Ein grosser Nachteil der Hors-Sol-Anbaumethode ist, dass sie viel mehr Energie verbraucht als der herkömmliche Anbau und entsprechend teurer ist. Schuld daran sind einerseits die komplexe technische Ausstattung und die Tatsache, dass Gewächshäuser oft beheizt werden. Auch können zwar durch das geschlossene System gewisse Schädlinge ferngehalten werden, es beinhaltet aber zugleich auch ein zusätzliches Risiko. Zwar kann ein Nematodenbefall durch Hors-Sol grundsätzlich besser vermieden werden, gelangen aber dennoch Nematoden an die Pflanzen, ist der Schaden besonders gross. Die Schädlinge werden so durch das Bewässerungssystem auf die ganze Kultur verteilt, wie die Forschungsanstalt Agroscope berichtet. Auch entstehen in Hors-Sol-Kulturen neue Pflanzenkrankheiten wie zum Beispiel die übermässige Wurzelbildung, welche zu unausgeglichenem Pflanzenwachstum und verminderter Fruchtbildung führt. Insbesondere Gurken und Tomaten sind von der bakteriell ausgelösten Krankheit betroffen. Auch diese Bakterien können durch kontaminiertes Wasser die gesamte Kultur anstecken.
Fazit: Umweltbewusste Konsumentinnen und Konsumenten verzichten in jedem Fall auf Hors-Sol-Nahrungsmittel verzichten. Wer Früchte und Gemüse aus der Schweiz saisongerecht kauft, spart viel graue Energie ein und leistet damit einen Beitrag zum Umweltschutz.
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