Der Reifebeschleuniger Ethephon LG wurde in der Schweiz erstmals 2008 zugelassen. Der Wirkstoff Ethephon fördert die gleichmässige und schnellere Reifung aller Tomaten an der Rispe und kommt jeweils erst ab Ende September – wenn sich die Tomatensaison langsam zu Ende neigt – zum Einsatz. Daneben sei Ethephon auch energietechnisch interessant: Heizaufwand und -kosten in Treibhäusern könnten eingespart werden, schrieb damals die Zürcher Forschungsanstalt Agroscope.
Doch röter ist nicht um jeden Preis besser: Das Kantonale Labor Zürich untersuchte 141 Tomatenproben auf Rückstände des Reifebeschleunigers. Gemäss der kürzlich publizierten Studie fand das Labor in 62 von 84 (86%) konventionellen Schweizer Tomaten Rückstände des Stoffes. Bei einem knappen Viertel der einheimischen Produkte lag der Wert deutlich über dem definierten Höchstwert von 1 mg/kg – teils bis zu zwölfmal höher! Brisant: Bei den 38 untersuchten ausländischen Tomaten und den 17 Bio-Tomaten aus dem In- und Ausland konnten keine auffälligen Ethephon-Werte ausgemacht werden, wie der Zürcher Kantonschemiker Rolf Etter bestätigt.
„Die 38 untersuchten ausländischen Tomaten und die 17 Bio-Tomaten aus dem In- und Ausland waren bezüglich Ethephon unauffällig. Von den 84 Schweizer Tomaten aus konventionellem Anbau musste hingegen knapp ein Viertel (20) beanstandet werden.“
Kantonales Labor Zürich
Mögliche Symptome einer zu hohen Ethephon-Aufnahme sind Durchfall, starker Harndrang und Reizungen auf Haut und Schleimhäuten. In hohen Dosen kann der Stoff sogar als Nervengift wirken. In einem Bericht des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung wird ausgeführt, dass die «akute Gesundheitsgefährdung» durch Ethephon-Rückstände für Kinder bei 1,65 Milligramm pro Kilo Körpergewicht und bei Erwachsenen ab 4 mg/kg Körpergewicht liegt. Um einen solchen Wert zu erreichen, müsste eine Person sehr viele Tomaten innerhalb eines kurzen Zeitraums essen. Dennoch handelt es sich um einen Verstoss gegen das Lebensmittelgesetz – gemäss Etter sind solche Tomaten für den Verzehr sicher nicht zu empfehlen.
Konsumenten müssen sich zurzeit keine allzu grossen Sorgen machen, da der Reifebeschleuniger erst im Herbst zum Einsatz kommt. Ohnehin will die Branche nun auf das natürliche Reifegas Ethylen umstellen, wie Pascal Toffel, Direktor des Kantonalen Labors Zürich sagt. Zum Beispiel verströmen Äpfel relativ viel Ethylen. Wer schon einmal einen Apfel neben eine Kiwi oder Tomate in eine Schale gelegt hat, weiss von der Reifewirkung des Gases. Die Zulassung ist bereits beim Bundesamt für Landwirtschaft BWL beantragt. Ob Ethephon oder Ethylen – man mag sich fragen, ob es überhaupt nötig ist, dass wir bis in den Winter rote Tomaten auf unseren Tellern haben.
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