Wieso macht man Genmanipulationen
Die Ziele der Gentechnik sind vielfältig. Am breitesten akzeptiert sind die Gentech-Praktiken in der Medikamentenherstellung. Hamsterzellen stellen dank dieser Gentech-Biotechnologie beispielsweise Insulin her und Hefen Blutgerinnungsfaktoren. Dadurch wird die Herstellung einfacher und sicherer und die Medikamente können schneller in grösseren Mengen hergestellt werden. Zuvor brauchte man Insulin aus Rinder- oder Schweine-Bauchspeicheldrüsen und Blutgerinnungsfaktoren aus menschlichem Spenderblut – hunderte Empfänger wurden mit HIV oder anderen Krankheitserregern angesteckt.
In der Schweiz sind gentechnisch modifizierte (veränderte) Pflanzen noch bis 2017 im Freiland nicht zugelassen und im Laden zu deklarieren. Weltweit werden jedoch grosse Mengen an GM-Mais, -Soja, -Raps und -Baumwolle angebaut. Die Pflanzen sind gegen Insekten, Viren oder Pflanzenschutzmittel resistent. Letztere Resistenz bedeutet, dass grossflächig Herbizide gegen ‘Unkraut‘ gespritzt werden können, ohne die Ackerpflanze negativ zu beeinflussen. Leider wird dadurch oft viel zu viel Vernichtungsmittel gespritzt. Eine weitere Gefahr ist, dass sich die Resistenzen, allen Vorsichtsmassnahmen zum Trotz, auf Pflanzen in der Natur übertragen. Dort sind die Folgen potentiell verheerend.
Auch Tiere werden fleissig manipuliert. Um den Fleischertrag über das Mass der Züchtung hinaus zu steigern, wurden von der Universität Rhode Island beispielsweise GM-Forellen mit Sixpack hergestellt – sie haben bis zu 20 % mehr Muskelmasse auf den Rippen und dem Rücken.
Für Forschungszwecke – aber auch zum Spass – wurden nachtleuchtende Mäuse gezüchtet. Das Nachtleucht-Gen dazu stammt aus einer Qualle. Dieses Beispiel ist bezeichnend für den ultimativen Vorteil der Gentechnologie gegenüber der Züchtung: Die Möglichkeit, artenübergreifend Gene weitergeben zu können. Im Gegensatz dazu kann mit der klassischen Züchtung nur weitergezüchtet werden, was per Zufall in der Tierart durch Mutation entsteht. Die Möglichkeiten sind theoretisch unbegrenzt – ausser man hat ethische Bedenken. Denn bei aller Freude über das piepsende Nachttischlämpchen, ist das Tier nicht nur ein Forschungserfolg. Es bleibt ein Lebewesen.
Wie funktioniert Genmanipulation?
Wenn man ein Lebewesen gentechnisch verändert, baut man im Erbgut in der Regel zwei DNS-Sequenzen ein. Einerseits der codierende Teil eines Gens, der vorgibt, welches Eiweiss produziert werden soll. Andererseits wird ein spezieller Promotor integriert, der bestimmt, wann und wieviel des Eiweisses produziert wird.
Die Möglichkeiten, diese zwei Sequenzen einzuschleusen, sind sehr vielfältig. Die Vorgänge bei Tieren und Pflanzen sind komplexer als bei Bakterien: Man kann die Sequenzen beispielsweise auf Goldkügelchen auftragen, die man mit einer particle gun (Teilchen-Pistole) in den Zellkern schiesst. Ein weiteres Verfahren ist das Einspritzen in den Zellkern mit einer Mikroinjektion. Auch die Einschleusung in eine Zelle mit Hilfe des Eisentransportproteins Transferrin ist in manchen Zelllinien erfolgreich eingesetzt worden.
Schwierig ist vor allem, die Sequenzen in der richtigen Zelle am richtigen Ort ins Erbgut zu integrieren, denn in Pflanzen und Tieren gibt es eine starke Arbeitsteilung zwischen den verschiedenen Zelltypen. Um zu überprüfen, ob eine behandelte Pflanze tatsächlich gentechnisch modifiziert ist, kann man ihr beispielsweise gleichzeitig mit dem gewünschten Gen eine Antibiotikaresistenz einbauen. Hat die Pflanze das Erbgut richtig eingebaut, wächst sie auch auf antibiotikagetränkten Nährböden.
Frankenfish
Im Fall des AquAdvantage salmon, dem genetisch modifizierten Atlantischen Lachs (Salmo salar) der Firma Aqua Bounty Technologies wurde ein hormonregulierendes Gen des Pazifischen Königslachses (Oncorhynchus tshawytscha) und ein Promotor des ‘Meeres-Dickkopfs‘ (Ocean Pout, Zoarces americanus) eingebaut. Dank dieser Genmanipulation wächst der Fisch während des ganzen Jahres und erreicht so in fast der Hälfte der Zeit die Verkaufsgrösse. In Anlehnung an den klassischen Horrorroman ‘Frankenstein‘, werden genmanipulierte Fische von GM-Gegnern auch als ‘Frankenfish‘ bezeichnet.
Die Firma produziert nur weiblichen Lachs. Nach eigenen Angaben sind 99 % der AquAdvantage Lachse triploid – haben also einen dreifachen Chromosomensatz und sind somit steril. Um die Verpaarung des einen Prozents fertiler Gen-Lachse mit wilden Lachsen zu minimieren, wurde die Zuchtstation in den Bergen Panamas errichtet.
Eine Freisetzung in die Natur kann jedoch nie hundertprozentig ausgeschlossen werden. Die Wirkung von in die Natur freigelassenen Gen-Lachsen kann kaum abgeschätzt werden. Vermutlich wären die manipulierten Lachse wegen ihres schnellen Wachstums im Vorteil und könnten die natürlichen verdrängen.
Allerdings zeigten sich in Laborversuchen auch Nachteile bei den GM-Fischen. Sie schwimmen wegen ihres kleineren Muskelfaser-Durchmessers langsamer als wilde Lachse. Ausserdem war der Fortpflanzungserfolg von GM-Lachsen in der Studie kleiner: Bekannte optische Attraktivitätsattribute geschlechtsreifer Männchen sind bei den GM-Tieren weniger ausgeprägt. Zusätzlich ist ihr Ejakulat weniger konzentriert und ihre Spermien schwimmen langsamer.
Weitere Informationen:
Quelle Artnamen
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