Mit Ökotourismus wird eine Reiseform bezeichnet, welche Rücksicht nimmt auf die Umwelt und die lokale Bevölkerung. Ausserdem wird der natürliche Erhalt der Umgebung durch einen zusätzlichen finanziellen Beitrag der Touristen gefördert und ein respektvoller Umgang mit Mensch und Natur gepflegt.
Entstehung des Ökotourismus
2014 haben sich mehr als eine Milliarde Menschen auf eine touristische Reise ins Ausland begeben – Tendenz steigend. Nur ein kleiner Prozentsatz davon wird im Bereich eines nachhaltigen Tourismus verortet. Dennoch ist es gerade dieser Bereich, der in den letzten Jahren am meisten zugelegt hat (Wachstumsraten von 20-34% gemäss The International Ecotourism Society, TIES). In der Schweiz wurden bereits 2001 rund 2,3 Mia. Franken für naturnahes Reisen ausgegeben.
Seit 1960 zunehmend der Massentourismus aufkam, konstituierte sich als Gegenpol dazu der „sanfte Tourismus“ in den 1980er-Jahren. Ab den 1990er-Jahren kam dann zunehmend der Begriff des „Ökotourismus“ auf. Hierbei unterstützten die Reisenden Projekte in Bezug auf Natur und Gesellschaft finanziell. Massentourismus wird dabei vermieden, und durch kleinere Gruppengrössen erhöht sich die Authentizität des Erlebten. Das Engagement deckt ein sehr weites Spektrum ab; es reicht beispielweise vom Einsatz von sparsameren Wasserinstallationen, über Solarstrom bis hin zu Aufforstungsprojekten zur Kompensation von hohen CO2-Ausstössen.
Verwirrung im Label-Dschungel
Problematisch im Bereich Ökotourismus ist vor allem die unterschiedliche Kennzeichnung und Zertifizierung der Angebote. So gibt es inzwischen mehrere hundert verschiedene Zertifikate (!) für Ökotourismus. Schwierig hierbei ist die Unterscheidung zwischen „echten“ Zertifizierungen und Schönfärberei. Mittlerweile gibt es Bestrebungen zur weltweiten Vereinheitlichung der Standards seitens der Vereinten Nationen, Umweltschützern und Tourismusexperten. Die Entwicklung eines einheitlichen Zertifikates (EETLS) vorerst für Europa ist durch das „European Ecotourism Network“ in die Wege geleitet worden.
Ein weiterer Minuspunkt sind die Preise: Angebote im Bereich Ökotourismus sind oftmals teurer als die Angebote im konventionellen Tourismus und bleiben somit eher besserverdienenden Personen vorbehalten.
Weniger ist mehr
Reisen erweitert den persönlichen Horizont und darf als wertvolles Gut betrachtet werden. Der qualitative Tourismus fördert das Verständnis fremder Kulturen und lässt die Reisenden in respektvollen Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung treten.
Und dennoch – auch ökologisch zertifiziertes Reisen ist schädlich und hinterlässt Spuren in der Umwelt. Das Eindringen in eine fremde Kultur und der Drang, ihre Traditionen kennenzulernen, kann dazu führen, dass eine Lokalbevölkerung dem Tourismus zuliebe Traditionen lediglich als Shows vorführt. Diese sind oftmals gar nicht mehr in der Gesellschaft verankert. Kultur sollte zeitgemäss und authentisch gelebt und gezeigt werden.
Um unsere Umwelt zu erhalten und das kulturelle Erbe zu schützen, sollten wir konsequenterweise weniger reisen, dafür in ökologisch weniger problematische Reiseprogramme investieren.
Reisen ist Luxus – und als diesen sollten wir es auch betrachten und schätzen.
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Massentourismus im Museum Louvre in Paris Quelle: tom.arthur, Flickr.com
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Ökotourismus auf dem Vormarsch – auch in Costa Rica Quelle: World Wide Gifts, Flickr.com
https://www.umweltnetz-schweiz.ch/themen/konsum/2206-ferien-%E2%80%93-%C3%B6ko-logisch.html#sigProId2d5c726bd8
Weiterführende Informationen/Quellen:
Europäisches Netzwerk für Ökotourismus
The International Ecotourism Society, TIES
Ökotourismus in der Schweiz
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