Das grüne Veganpflänzchen spriesst zu jeder Jahreszeit auf neuen Produkten im Supermarkt, und in Restaurants gibt es immer öfters auch ein veganes Menü: Veganismus ist im Trend. Rund 3 Prozent der Schweizer essen vegan, weitere 11 Prozent vegetarisch und 17 Prozent flexitarisch, so eine Studie von Swissveg. Vor allem die junge Bevölkerung bis 34 machen den grössten Teil aus. Hier die drei Hauptgründe, warum sich immer mehr Leute für einen tierproduktfreien Lebensstil entscheiden:
Tiere
Der wohl häufigste Grund, warum Menschen sich für eine vegane Ernährung entscheiden, ist das Tierleid, das durch unseren Konsum entsteht.
Fleisch
Tiere werden für ihr Fleisch, ihre Haut, ihre Federn und ihren Pelz von uns genutzt und getötet. Dafür werden Sie oft in engen Gehegen gehalten, mit importiertem Sojafutter und Medikamenten gefüttert und lange vor ihrer natürlichen Lebenserwartung getötet. Von artgerechter Haltung kann also nicht die Rede sein, denn das wäre die Freiheit.
Milch
Milchkühe werden ab dem zweiten Lebensjahr jährlich geschwängert, kurz nach der Geburt von den Kälbchen getrennt und nach circa fünf Jahren geschlachtet, da ihre Milchleistung nachlässt und sie somit wirtschaftlich nicht mehr rentieren.
Eier
Hochgezüchtet, um bis zu 300 Eier pro Jahr zu legen, werden Legehühner spätestens nach 15-18 Monaten getötet, weil ihre Produktivität nachlässt und sie nicht mehr rentabel sind. Da sie aber abgemagert sind, wird ihr Fleisch meist nicht verwendet, da dies den Konsumenten nicht schmeckt. Männliche Küken der Lege-Zuchtlinie werden nach dem Schlüpfen vergast oder zerhackt, da sie weder Eier, noch gutes Fleisch liefern können. Das wird auch bei Bioproduzenten getan. Somit ist auch gleich die Frage beantwortet, warum Bio-Ernährung allein nicht ausreicht, um Tiere zu schützen.
Meerestiere
Auch Fisch und andere Meerestiere sind fühlende Lebewesen. Doch nicht nur die Fische, die auf dem Teller landen, sterben durch die Fischerei: Laut WWF sind mindestens 40% der Meerestiere, die im Netz landen, Beifang und werden tot wieder über Bord geworfen. Darunter sind beispielsweise über 300‘000 Delfine und Kleinwale.
Honig, Essig und Co
Auch Produkte wie Gelatine, Honig und gewisse Zusatzstoffe sind nicht vegan. In der Essig- und Weinproduktion beispielsweise werden tierische Produkte verwendet, aber danach wieder herausgefiltert. Viele vegan lebende Menschen verzichten deshalb auf sie.
Umwelt
Eine nachhaltige Ernährung hilft unserem Planeten mehr, als man denkt: Wer auf Tierprodukte verzichtet und sich saisonal und regional ernährt, spart eine Menge Wasser, Treibhausgase und Ressourcen.
Tierprodukte und ihre Ökobilanz
Die Gesamtökobilanz von verschiedenen Lebensmitteln in der Schweiz zeigt auf, dass Fisch, Fleisch, Käse und Eier zu den mit Abstand grössten Sündern gehören. Gemessen wurden die Emissionen, der Energieverbrauch, der Verbrauch von natürlichen Ressourcen und der Abfall. 100g Schweizer Rindfleisch hat die 34-fache Umweltbelastung von Biogemüse und die 12-fache von Tofu. Ein weiteres Beispiel: Käse hat immer noch die 14-fache, Eier die 11-fache Ökobilanz von Biogemüse. Eine Studie aus der Schweiz zeigt zudem, dass Bio-Fleisch auch kein Ausweg ist: Durch längere Masthaltung und grössere Flächen verbraucht es sogar noch mehr Ressourcen und ergibt einen höheren Ausstoss an Methan als konventionelles Rindfleisch.
Wenn man nur den Wasserverbrauch anguckt, kommt man auf ähnlich schockierende Resultate: Für ein Kilo Rindfleisch werden über 15‘000 Liter Wasser gebraucht (virtueller Wasserabdruck), bei Käse sind es circa 5‘000 Liter, bei Reis circa 2‘000 Liter und bei Kartoffeln 160 Liter Wasser.
Ein weiteres Problem ist die Biodiversität. Ein Drittel der Schweiz wird für die Landwirtschaft genutzt. Dies beeinflusst die Arten- und Lebensraumvielfalt in der Schweiz somit am stärksten. Auch die Regenwald-Abholzung hängt mit der Viehzucht zusammen: Um genügend Futter anbauen zu können, wird Wald gerodet und Soja angepflanzt. Des Weiteren sind die Weltmeere zu 31 Prozent überfischt und zu 58% maximal befischt.
Folglich beinhaltet Umweltschutz nicht nur, sich mit ÖV anstatt Privatauto und Flugzeug zu bewegen. Denn 24% der weltweiten-CO2 Emissionen kommen von der Land- und Forstwirtschaft. Im Vergleich dazu stammen nur 14% aus dem Transport. Ein tierproduktfreier Lebensstil kann zudem, wenn weltweit angewandt, nicht nur Tierleben, sondern auch Menschenleben retten. Täglich verhungern tausende von Menschen. Weder eine Kuh noch ein Schwein verpasst jedoch eine Mahlzeit. Die dazu verwendeten Ressourcen könnten die Menschheit locker ernähren.
Avocados aus Peru und Palmöl-Kekse
Eine vegane Ernährung lässt sich allerdings nicht einfach so mit einer nachhaltigen Ernährung gleichsetzen. Denn, wer sich beispielsweise nur von Avocados, Mangos und Fertigprodukten aus Übersee ernährt und zum Nachtisch Kekse isst, die Palmöl enthalten, hat auch einige Umweltsünder auf dem Teller. Eine regionale Ernährung ist und bleibt wichtig.
Vergleicht man jedoch wieder mit Fleisch, haben 100g Schweizer Rindfleisch immer noch eine 3mal so hohe Ökobilanz wie die gleiche Menge an Gemüse, das per Flugzeug in die Schweiz transportiert wird.
Gesundheit
Academy of Nutrition and Dietetics schreibt, dass eine „gut geplante vegane oder vegetarische Ernährung für alle Lebenszyklen geeignet ist, einschliesslich Schwangerschaft, Stillzeit, Kindheit und Adoleszenz“. Des Weiteren soll die vegane Ernährung sogar Vorteile haben: „Hierzu zählen niedrigere Werte an gesättigten Fettsäuren, Cholesterin und tierlichem Eiweiß sowie ein höherer Gehalt an Kohlenhydraten, Ballaststoffen, Magnesium, Kalium, Folat, Antioxidanzien wie die Vitamine C und E sowie Phytochemikalien. […] Vegetarier haben darüber hinaus niedrigere Cholesterin-Blutwerte, einen niedrigeren Blutdruck, leiden seltener an Bluthochdruck, Diabetes Typ 2 sowie Prostata- und Darmkrebs.“ – Academy of Nutrition and Dietetics (übersetzt von vegan.ch)
Die Vegane Gesellschaft Schweiz hat auf ihrer Webseite umfassende Angaben und Empfehlungen zu einer ausgewogenen Ernährung und auf was zu achten ist (Vitamin B12 beispielsweise).
Nicht nur Ernährung
Vegan zu leben heisst nicht nur, bei der Ernährung zu achten, dass keine tierische Produkte verwendet werden, sondern auch in anderen Bereichen. Beispielsweise bei der Bekleidung, wo keine Pelz- und Daunenjacken, Wollpullover, Seidenpyjamas, sowie Lederschuhe und –gürtel oder Handtaschen getragen werden. Beim Schmuck werden Lederarmbänder, Perlenohrringe, Knochenanhänger gemieden, ebenso wie im Haushalt Daunendecken und Ledersofas. Auch bei Kosmetikprodukte wird darauf geachtet, dass keine Tierversuche gemacht wurden. Sogar Gartenerde gibt es unterdessen schon mit der Aufschrift vegan.
Die Alternativen
Was auf den ersten Blick kompliziert und aufwändig klingt, ist bei etwas Vorbereitung und Recherche gut machbar. Für viele ist es kein abrupter Wechsel, denn eine nachhaltige Umstellung braucht Zeit. Wer jedoch einfach alle bis dahin gewohnten tierischen Produkte weglässt und die verbliebenen „Beilagen“ isst, dem dürfte der vegane Lebensstil schnell verleiden. Vegan zu leben sollte nicht ein Verzichten sein, sondern eine Umstellung auf andere Lebensmittel. Denn die alternativen Produkte reihen sich seit einiger Zeit in den Supermärkten. Von sogenannten Fleischersatzprodukten wie Tofu, Tempeh oder Seitan bis hin zu Kokosjoghurt und Mayonnaise gibt es etliche vegane Alternativen, die oft sogar gesünder sind als das Original. Auch pflanzliche Milch und Käse sind weit verbreitet.
Wer sich vegan sowie regional und saisonal ernährt, der hilft unserem Planeten also mehr, als man vermuten könnte. Hier haben wir ein paar Tipps, welche die Umstellung erleichtern können.
Kommentare (0) anzeigenausblenden