Das Herzstück des gepflegten Gartens ist die perfekt geschnittene, gleichmässig grüne Rasenfläche. Muss der Rasen ausgebessert oder gar erneuert werden, wird zunehmend Rollrasen verwendet. Damit wird das Warten auf das Gedeihen der Rasensamen überflüssig. Bereits vierzehn Tage nach der Verlegung der Rasenbahnen ist die Fläche wieder voll strapazierfähig. Das passt zu unserer Subitomentalität.
Die Herstellung von Rollrasen
Es sind in der Regel Landwirtschaftsbetriebe, die auf ihren Ackerflächen Rasen ansäen. Vorher wuchsen darauf Getreide, Mais oder Kartoffeln. Die Produktion von Rollrasen ist zwar um einiges aufwändiger, jedoch finanziell lohnender. Im Frühling oder Herbst wird ausgesät. Die Fläche muss regelmässig gedüngt, gemäht, gewalzt, gestriegelt und gebürstet werden, bis ein qualitativ guter Rasen geerntet werden kann. Das dauert in der Regel ein Jahr. Das Schälen der Grasbahnen erfolgt erst, wenn eine Bestellung eintrifft. Denn der Rollrasen muss rasch – innerhalb eines Tages - an seinem Bestimmungsort ausgelegt werden. Ansonsten erhitzt sich das Gras und beginnt zu faulen.
„Beim Rollrasen ist die Ähnlichkeit zwischen Rasen und Teppich offensichtlich und reicht bis in die Lieferform und Verlegetechnik“
Ulrike Aufderheide Diplom-Biologin Bonn
Der Untergrund für den Rollrasen muss gut vorbereitet werden, damit die Graswurzeln anwachsen können. Das heißt, der Boden muss frei von Wurzeln und Steinen sein und darf keine Unebenheiten aufweisen. Diese Vorkehrungen muss man aber auch treffen, wenn man selber Rasen ansäen will. Bis ein ähnlich strapazierfähiger Rasen wie der Rollrasen entsteht, vergeht allerdings etwa ein Jahr, und die Grünfläche benötigt viel Pflege. Dafür spart man einiges an Kosten.
„Der Traum fast jeden Gärtners ist ein sattgrüner Rasen, der sich gleich einem samtigen Teppich zwischen Wegen und Beeten ausbreitet.“
Mein schöner Garten (Zeitschrift)
Für öffentliche Flächen wie Sportplätze und Parkanlagen mag die Wahl eines Rollrasens berechtigt sein, doch für Privatgärten ist sie fragwürdig; denn ökologisch ist sie nicht. Die Herstellung auf den Feldern verbraucht viel Wasser, Düngemittel und Herbizide. Die zu liefernden Rollen sind je 15 bis 20 Kilogramm schwer. So beläuft sich das Liefergewicht für einen kleinen Rasen von 50 Quadratmetern bis zu einer Tonne. Das lässt sich nicht so einfach in einem Lieferwagen transportieren. Je grösser das benötigte Fahrzeug, umso mehr Abgase werden ausgestossen. Dieser Aufwand entfällt, wenn der Rasen an Ort und Stelle entstehen darf.
Eine Grundsatzfrage
“Englischer“ Rasen, ob am Standort angesät oder mit Rollrasen angelegt, ist steril und für die Natur nahezu wertlos. Er benötigt intensive Pflege, Chemieeinsatz und viel Wasser. Die zunehmende Anzahl heisser Sommertage machen es zudem immer schwieriger, diese Rasenflächen perfekt zu erhalten.
„Das Ideal eines Grasrasens ist eine aus wenigen Grasarten bestehende Monokultur, die mit einem hohen Aufwand an Technik, Energie und Arbeit im immer gleichen Zustand erhalten wird. Dynamik in der Entwicklung wird verhindert. Ökologisch betrachtet sind solche Rasen 'grüne Wüsten'.“
Jochen Elbs-Glatz Bioterra
Das sind genug Argumente, um davon weg zu kommen. Die Gärten müssen klimatauglicher werden. Das heißt für viele Abschied zu nehmen von der optischen, geometrischen Perfektion. Naturgärten sind gegen Wetterextreme viel besser gewappnet und fördern auch die Biodiversität. Dazu gehören geeignete Bäume und Büsche, Naturwiesen und Unterschlüpfe für Tiere. Auf diese Weise tut man der Natur, den Tieren und den Menschen einen grossen Gefallen.
Quellen und weitere Informationen:
Produktion Rollrasen
Mein schöner Garten
Klimawandel im Garten
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