Umweltnetz Schweiz: Wie ist die Idee entstanden, faire und nachhaltige Unterwäsche zu produzieren?
Luana Derungs: Claudine, eine Aktivistin gegen Menschenhandel, Prostitution und Ausbeutung in der Textilindustrie, stellte bald fest, dass es keine nachhaltigen und gleichzeitig modischen Dessous gibt. Darüber hinaus entwickelte sie eine Leidenschaft für die Würde der Frauen und beschloss, diese Dinge zusammenzubringen und zu beweisen, dass es möglich ist, ein trendorientiertes, stilvolles, aber auch umweltfreundliches und faires Lingerie-Label auf den Markt zu bringen, mit einer transparenten Lieferkette. Vor 5 Jahren, als sie startete, kamen die ersten nachhaltigen Wäschematerialien auf den Markt, aber leider noch nicht beim Endkunden an.
Kurz bevor die erste Kollektion in die Regale kam, wurde Claudine Mutter einer wunderschönen Tochter und zwei Jahre später von Zwillingssöhnen. Moya Kala war damals schon bei Kunden und Händlern beliebt, die Arbeit aber nicht mehr alleine zu stemmen.
Im Jahr 2020 suchte Claudine nach anderen motivierten Gründerinnen, um die Marke auszubauen und weiterzuentwickeln. Sie fand Sabina und mich, Luana, beides Visionärinnen auf unserem Gebiet und ebenfalls leidenschaftliche Verfechterinnen für die Würde der Frauen, als Mitbegründerinnen für Moya Kala.
Wie unterscheidet sich Moya Kala modisch von anderen Unterwäscheherstellern?
Wir setzen bei unseren Kollektionen bewusst auf ein zeitloses Design. Vielseitige Basics, die durch charmante Details überzeugen – in saisonalen Farben, puristisch und langlebig. Das Lingerie-Sortiment besteht aus Slips in diversen Schnitten und Farben, Body’s, Shirt‘s und BH’s - unverkennbar für alle, die die Styles für sich entdeckt haben.
Die Cupro Line ist allein durch die Verwendung von Cupro schon einzigartig. Dieser Stoff - der sich super toll auf der Haut anfühlt, pflanzenbasiert und ökologisch nachhaltig ist - verwöhnt die Haut und lässt jeden entspannt und selbstbewusst fühlen. Als wir mit unserer Designerin das Material das erste Mal in den Händen hielten, wussten wir: Das ist Moya Kala. Das wollen wir!
Besonderen Wert legt ihr auf faire Arbeitsbedingungen. Wie stellt ihr diese sicher?
Wir sind im regelmässigen Austausch mit der Produktion, mehrere Male im Jahr sind wir auch direkt vor Ort. Bei der Gründung von Moya Kala war eine Übernahme der Produktion ein Thema. Das hat sich aus verschiedenen Gründen nicht ergeben, dadurch hatten wir aber auch Einsicht in die Bücher. Wir können deswegen faire Arbeitsbedingungen bezeugen.
Könnte diese Qualität auch sichergestellt bleiben, wenn die Nachfrage plötzlich anstiege?
Ja, wir besuchen die Produktion in regelmässigen Abständen und sind in ständigem Austausch mit ihnen. Von dem her können wir beides bejahen: Die Qualität ist ein Eckpfeiler unserer Kollektionen, bei der wir keine Abstriche machen. Die Produktion hat Wachstumspotential.
Eure Absicht ist es, alle Stoffe aus recycelten oder nachhaltigen Materialien einzusetzen sowie die Färbung der Stoffe umweltfreundlicher zu gestalten. Wie weit seid ihr auf dem Weg zu diesem Ziel?
Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Lösungen und im ständigen Austausch mit Innovatoren, die die nächste Generation von Farbstoffen entwickeln, die umweltfreundlicher sind. Seien Sie gespannt, denn wir haben bald eine aufregende Innovation in petto und können es kaum erwarten, sie mit euch zu teilen.
Könntest du uns mehr über die Fasern erzählen, die ihr benutzt?
Alle Fasern aufzuzählen, würde hier vermutlich zu weit greifen. Wir arbeiten zur Zeit an unserem Nachhaltigkeits-Report, den wir bald auf unserer Seite aufschalten werden. Da können sich unsere Stakeholder in Zukunft über Materialien, Prozesse, Zertifikate und vor allem aber auch über die soziale/ethische Nachhaltigkeitsbemühungen informieren.
Ich gehe hier auf Cupro ein, der Stoff, den wir für unsere Cupro Line verwenden:
Cupro ist eine biologisch abbaubare Textilfaser. Sie wird aus den kurzen Fasern der Baumwollsaat hergestellt, die nicht zu Baumwollgarn verarbeitet werden können und deswegen im Abfall landen würden. Man stelle sich vor, wieviel Abfall das ist bei der weltweiten Baumwollproduktion!
Lange Zeit war die Herstellung von Cupro verboten, weil dafür Kupfer und Ammoniak benötigt wird. Unser Cupro ist jedoch so weit optimiert, dass die großen Mengen an Chemikalien, die dafür verwendet werden, in einem geschlossenen Kreislauf bleiben, bis sie vollständig erschöpft sind und somit unschädlich für Mensch, Tier und Umwelt. Das Unternehmen, das den Cupro herstellt, wurde 2010 mit dem (GRS) Global Recycling Standard Zertifikat ausgezeichnet. Die Faser selbst ist Oeko-Tex 100 zertifiziert und eben biologisch abbaubar.
Selbstkritisch betrachtet: Siehst du noch Bereiche, in denen ihr eure Produktionskette noch nachhaltiger gestalten könntet?
Damit ein Unternehmen nachhaltig wirtschaftet braucht es die Bereitschaft des Managements, dieses Versprechen vor die Gewinnmaximierung zu stellen. Das ist bei uns allen drei Gründerinnen so. Im Zentrum unseres Tuns steht die ethische und ökologische Nachhaltigkeit. So steht es in unserem Manifest, das ist unser Antrieb und einer der Gründe, weshalb wir dieses Label haben. Wir gehen gar so weit, dass wir einen Fonds gründen, auf den Teile des Gewinnes eingezahlt werden für unsere Mitarbeiterinnen.
Vor kurzem besuchten wir einen Zertifizierungs-Workshop und mussten feststellen, dass wir alle vorgegebenen Standards übertreffen. Dennoch sind wir da sehr pragmatisch und wissen, wir sind auf sehr gutem Weg, aber global gesehen müssen wir buchstäblich überall noch nachhaltiger werden.
Was gefällt dir am besten an der Arbeit als Co-Founderin bei Moya Kala?
Das Kreieren, das Lernen, das Wachsen
Wenn du einen Wunsch frei hättest, was würdest du in der Textilindustrie gern als erstes verändert sehen?
Ich wünsche mir, dass nachhaltiger Konsum eine Selbstverständlichkeit wird, die uferlose Überproduktion sich nicht mehr lohnt und dass die Nachfrage nach Produkten, die unter unethischen Bedingungen hergestellt wurden, versiegt.
Ich weiss, das sind 3 Wünsche; aber sagen wir mal 3 in 1 ;)
Vielen lieben Dank für das spannende Interview!
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