Recycling von Textilien Empfehlung

Recycling soll den Textilienmarkt nachhaltiger machen Recycling soll den Textilienmarkt nachhaltiger machen

Waren es 2012 noch 80 Milliarden neuproduzierte Kleidungsstücke, kamen wir 2016 bereits auf 150 Milliarden. Die stete Neuanschaffung von Textilien liegt noch immer im Trend. Allerdings gibt es einen Lichtblick: Neue Technologien des Textilrecyclings werden entwickelt – auch in der Schweiz.

Die Herstellung von Kleidern hat grosse Auswirkungen. Immer weniger zwar auf unseren Geldbeutel: Während unsere Gesellschaft noch vor 100 Jahren etwa die Hälfte des Geldes für Lebensmittel und Kleidung ausgaben, sind es heute weniger als ein Fünftel. Allerdings verursachen die Chemikalien, die zum Anbau, Färben, Waschen oder Behandeln der Textilien verwendet werden, die Verschmutzung von Gewässern. Ausserdem wird viel Wasser für die Herstellung von Kleidern benötigt, der Einsatz von Pestiziden ist allgegenwärtig und die Bekleidungsindustrie ist für etwa 3% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich.

Umweltbelastende Entsorgung

In der Schweiz landen täglich etwa 100 Tonnen Altkleider pro Tag in der Textilsammlung. Viele dieser Textilien können zwar wiederverwendet werden – entweder für die Zweitnutzung im Second-Hand Bereich oder im «Downcycling», wenn nicht mehr tragbare Kleider zu Putzlappen oder Dämmstoffen verarbeitet werden. Ein guter Teil der Textilien werden letztlich aber doch endgültig entsorgt – beispielsweise in Afrika. Eine Untersuchung von Clean Up Kenya und Wildlight for the Changing Markets Foundation (CMF) hat gezeigt, dass EU-Länder jährlich 37 Millionen getragener Bekleidungsartikel nach Kenia befördern. In vielen Fällen sind diese von so schlechter Qualität, dass sie nicht mehr getragen werden können, sondern verbrannt werden, was vor Ort zusätzliche Gesundheits- und Umweltprobleme verursacht. Statt die Kleider in die Ferne zu schicken, wäre es vorteilhaft, den Stoffkreislauf lokal zumindest teilweise schliessen zu können: Hier kommt die Rohstoffrückgewinnung ins Spiel.

Komplexe Recyclingprozesse

Während Glas, Alu und Papier mittlerweile vielerorts recycelt werden, hinkt der Anteil der wiederverwerteten Kleider mit nur etwa 1% stark hinterher. Das hat einen Grund. Das Recycling der Textilien wird erschwert durch die Tatsache, dass sie nicht nur verschiedene Faserarten, sondern auch Farb-, sowie Füll- und Zusatzstoffe enthalten. Dies verkompliziert die Umwandlung in wiederverwendbare Rohstoffe. Zurzeit existieren zwei verschiedene Recyclingtechnologien: mechanisch und chemisch. Beim mechanischen Recycling werden Fasern gerissen und neu versponnen oder Granulate von zerstörtem PET eingeschmolzen und zu neuen Fäden verarbeitet. Textilien hergestellt mit mechanischen Recyclingtechnologien sind meist qualitativ minderwertiger. Die Verarbeitung im chemischen Recycling erzielt in diesem Bereich zwar vielversprechendere Resultate, allerdings ist sie aufwendig. Die Grundbestandteile der Materialien (wie Farbstoffe in Zellulosefasern der Baumwolle oder Erdölbestandteile beim Polyester) werden durch chemische Prozesse herausgelöst. Nicht lösliche Stoffe werden dabei in Pulverform abgefiltert und entfernt. Die Endprodukte sind etwa PET und Zellulose, die als «Spinnmasse» anschliessend zu neuen Fasern weiterverarbeitet werden können.

Schweizer Innovation

Auch in der Schweiz wird das unerschlossene Potenzial im Bereich Textilrecycling vermehrt wahrgenommen.
Die Firma «Sulzer» entwickelt Technologien und Produkte im Dienste der Nachhaltigkeit. In Zusammenarbeit mit «Worn Again», einem Technologieunternehmen, und H&M, wurde ein neues Recyclingverfahren entwickelt, das die Kreislaufwirtschaft im Bekleidungssektor vorantreiben soll. Expertise, Technologien und Anlagen werden dabei von Sulzer zur Verfügung gestellt und in Kombination mit der Lösungsmitteltechnologie von Worn Again verwendet. Alttextilien lassen sich so in ihre Bestandteile zerlegen und ihre Natur- oder Kunststofffasern zurückgewinnen für die Produktion von neuen Kleidern.
Die auch international tätige Firma «Säntis Textiles» produziert 100% recycelte Baumwolle mithilfe einer selbst entwickelten Maschine, die Altkleider, Textilabfälle und Stoffproduktionsreste vollständig zu neuen Fasern weiterverarbeiten kann. Die recycelten Garne und Stoffe werden anschliessend weltweit von renommierten Kunden wie Tommy Hilfiger und Calvin Klein für ihre Kollektionen verwendet.

Recyclingtechnologien wie diese bieten interessante neue Möglichkeiten. Bis eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft im Textilbereich zustande kommen kann, gibt es aber noch einige Hürden, die überwunden werden müssen. Nur wenn die Verarbeitung ökologisch verträglich abläuft, ist es sinnvoll, Kleidung überhaupt zu recyceln. Zudem soll die Wiederverwendung von Textilien im Laufe der Zeit auch eine kostengünstige Option darstellen, sodass sie im Vergleich mit Neuwaren konkurrenzfähig wird.

Quellen und weitere Informationen:
Fashion Revolution: Die harten Fakten
Swiss Textiles: Textilrecycling - worum es wirklich geht
Säntis Textiles: Recycled Cotton
Sulzer

Kommentar schreiben

Die Kommentare werden vor dem Aufschalten von unseren Administratoren geprüft. Es kann deshalb zu Verzögerungen kommen. Die Aufschaltung kann nach nachstehenden Kriterien auch verweigert werden:

Ehrverletzung/Beleidigung: Um einen angenehmen, sachlichen und fairen Umgang miteinander zu gewährleisten, publizieren wir keine Beiträge, die sich im Ton vergreifen. Dazu gehören die Verwendung von polemischen und beleidigenden Ausdrücken ebenso wie persönliche Angriffe auf andere Diskussionsteilnehmer.

Rassismus/Sexismus: Es ist nicht erlaubt, Inhalte zu verbreiten, die unter die Schweizerische Rassismusstrafnorm fallen und Personen aufgrund ihrer Rasse, Ethnie, Kultur oder Geschlecht herabsetzen oder zu Hass aufrufen. Diskriminierende Äusserungen werden nicht publiziert.
Verleumdung: Wir dulden keine Verleumdungen gegen einzelne Personen oder Unternehmen.

Vulgarität: Wir publizieren keine Kommentare, die Fluchwörter enthalten oder vulgär sind.

Werbung: Eigenwerbung, Reklame für kommerzielle Produkte oder politische Propaganda haben keinen Platz in Onlinekommentaren.

Logo von umweltnetz-schweiz

umweltnetz-schweiz.ch

Forum für umweltbewusste Menschen

Informationen aus den Bereichen Umwelt, Natur, Ökologie, Energie, Gesundheit und Nachhaltigkeit.

Das wirkungsvolle Umweltportal.

Redaktion

Stiftung Umweltinformation Schweiz
Eichwaldstrasse 35
6005 Luzern
Telefon 041 240 57 57
E-Mail redaktion@umweltnetz-schweiz.ch

Social Media

×

Newsletter Anmeldung

Bleiben Sie auf dem neusten Stand und melden Sie sich bei unserem Newsletter an.