Cradle to cradle: endlose Kreislaufwirtschaft

Die Abfallberge wachsen, Problemstoffe gefährden die Umwelt und führen zu grossen Entsorgungskosten, Mülldeponien und Kehrichtverbrennungsanlagen verursachen unerwünschte, gesundheitsgefährdende Emissionen. Mit Abfalltrennung, Separatsammlungen und Recycling besteht ein Ansatz, der versucht, das Problem zu lösen. An der Wurzel wird dieses aber damit nicht angepackt. Die Lösung liegt schliesslich in einem völlig neuen Denkansatz: dem cradle to cradle („von der Wiege zur Wiege“), dh. in endlosen Kreisläufen.

Zeichen unserer Zivilisation sind Wachstum, Wohlstand, Profit. Unsere Gesellschaft hat sich zur Überfluss- und Wegwerfgesellschaft entwickelt. Damit werden die Abfallberge zunehmend grösser, die Ressourcen immer rarer. Mit grossem infrastrukturellem und finanziellem Aufwand wird propagiert, dass Abfallstoffe eigentlich Wertstoffe sind und wieder verwendet werden sollten.

Die gängigen Umweltschutzstrategien stützen sich eher auf “End-of-pipe”-Technologien und stellen dadurch eine Symptombekämpfung dar, ohne das Problem an seiner Entstehung anzugehen bzw. die Ursache zu beseitigen. Diese herkömmlichen Strategien verlangsamen lediglich das Tempo des ökologischen Raubbaus, ohne die begrenzte Verfügbarkeit der Ressourcen ausreichend zu berücksichtigen. Ebenso wenig wird damit den stetig steigenden Verwertungs- und Entsorgungskosten Rechnung getragen. Zudem können die rezirkulierten Stoffe aus dem Abfall zwar als Wertstoffe wieder verwendet werden, aber nicht mehr in derselben Qualität.


Das Recycling verschiedener Stoffe zeitigt zwar erwiesenermassen Erfolge. Im Sinne der Zusammenführung von Ökonomie und Ökologie müsste aber eine neue Denkart Einzug halten: die Produkte müssten so beschaffen sein, dass ihre Materialien am Ende ihrer Nutzung problemlos für neue Produkte verwendet werden könnten: cradle to cradle. Nachhaltiger Umweltschutz kann letztlich nur erreicht werden, wenn Konsumgüterprodukte vollständig zyklusfähig hergestellt werden.

Der österreichische Consulter Lukas Merckens meint dazu: „Wir befinden uns in einer Phase der Bewusstseinserweiterung. In diesem sich fortlaufend beschleunigenden Prozess ist es von zentraler Bedeutung zu wissen, dass sich unser Denken und Handeln vom herkömmlich Linearen hin zu einem biologischen bzw. technischen Kreislaufdenken als Basis für eine prosperierende Zukunft entwickeln wird.“

Der neue Denkansatz verlangt ein Stoffstrom-Management und stützt sich auf die Bezeichnungen “Life-Cycle-Development” und “Life-Cycle-Assessment”. Damit muss eine Beurteilung von Produktion und Produkten als Lebenszyklus-Analyse vom Rohstoff über die Produktion, die Nutzung und letztlich die Aussergebrauchsetzung des Produkts erfolgen.

Es ist eine enorme Aufgabe, Unternehmen vom Kreislaufdenken zu überzeugen. Erst wenige erkennen mittlerweile sowohl den ökologischen als auch ökonomischen Wert eines Kreislaufs, der Ressourcen in Materialien und Produkten erhält.

“Life Cycle Development” ist Vorläufer des Cradle to Cradle-Designs und beinhaltet die bekannten Schritte “Bestandsaufnahme”, “Bewertung der Umweltverträglichkeit” sowie “Optimierung” und leitet sich ursprünglich von Konzepten von „EPEA Internationale Umweltforschung“ ab. Diese Organisation (www.epeaswitzerland.ch) entwickelte die Methodik des „Intelligent Products System (IPS)“, das bereits von verschiedenen Unternehmen übernommen wurde. Ziel ist eine unabhängige und kritische Zusammenarbeit mit der Industrie. Dabei werden nachhaltige und zukunftsfähige Unternehmenskonzepte für Produkte und Prozesse und deren erfolgreiche Umsetzung in den Bereichen Holz, Papier, Textilien, Kunststoffe, Metalle entwickelt.

„Es ist eine enorme Aufgabe, Unternehmen vom Kreislaufdenken zu überzeugen. Erst wenige erkennen mittlerweile sowohl den ökologischen als auch ökonomischen Wert eines Kreislaufs, der Ressourcen in Materialien und Produkten erhält,“ stellt Albin Kälin, der Geschäftsführer von EPEA Switzerland fest.

Das Konzept kennt – wie die Natur – keinen Abfall. Kernpunkt ist die Entwicklung von kreislauffähigen Produkten im biologischen und technischen Bereich. Dabei wird die lineare Denkweise in Frage gestellt, womit sich ein biologischer Kreislauf für Verbrauchsgegenstände und ein technischer Kreislauf für Gebrauchsgüter ergeben. Das Konzept ist aufgebaut auf der Erhaltung von Ressourcen, also der Verwertbarkeit und Abbaubarkeit von Materialien. Anstatt die linearen Stoffströme heutiger Produkte und Produktionsweisen zu betreiben, sieht das Cradle to Cradle-Design-Konzept deren Umgestaltung in zyklische Nährstoffkreisläufe vor, sodass einmal geschöpfte Werte für Mensch und Umwelt erhalten bleiben.

Cradle to cradle Design definiert und entwickelt kreislauffähige Produkte. Diese sind Nährstoffe für biologische oder technische Kreisläufe von Materialien über mehrere Lebenszyklen hinweg. Sie stellen sowohl Öko-Effektivität als auch Öko-Effizienz sicher, so dass die Nutzung unserer Welt nicht überbelastet wird. Diese Produkte zeichnen sich durch ihre Wirtschaftlichkeit, geringe oder keine Umweltbelastung und hohe Verbraucherfreundlichkeit aus. Sie implizieren einen Paradigmenwechsel der industriellen Produktion und deren Produkte. Damit erreichen sie auch eine neue Dimension von Qualität und Sicherheit in endlosen Kreisläufen. Auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit schaffen sie so die Grundlage für die nächste industrielle Revolution.

Cradle to Cradle definiert eine Welt ohne Abfall. Das Verbrennen von Abfällen zerstört unwiederbringlich unsere Rohstoffe. Weltweit reduziert die Menschheit so die Rohstoffe, die uns über kurz oder lang ausgehen werden. Ein Paradigmenwechsel ist zwingend und rasch notwendig. Cradle to Cradle kann zur Lösung beitragen. Die Umstellung ist zwar eine enorme, aber gleichzeitig eine zwingende Herausforderung sowohl für die Industrie als auch das Verhalten der Konsumenten.


Weiter Informationen zum Thema finden Sie auf der Internetseite von EPEA Switzerland.

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