Die Wegwerfmentalität moderner Wohlstandsgesellschaften ist nicht nur von Umwelt- und Naturschützern oft und zu Recht kritisiert worden. Grosse Mengen an Produkten unterschiedlichster Art werden täglich weggeworfen und durch neue ersetzt. In einer schnelllebigen Zeit ist oft kein Platz für Dinge, die nicht mehr optimal funktionieren oder rasch veralten. Im Gegensatz dazu haben sich glücklicherweise auch weniger verschwenderische Einrichtungen gesellschaftlich erhalten können. Nach wie vor gibt es Flohmärkte, Gebrauchtwarenhändler und Tauschbörsen. Durch die Entwicklung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien sind sogar neue dazugekommen. Die grossen Online-Auktionshäuser, aber auch die zahlreichen kleineren, oft themen- oder szenenspezifisch ausgerichteten Internetplattformen, die Waren zum Weiterverkauf oder Tausch anbieten, sind Beispiele dafür. Auch traditionsreichere Ausleiheinrichtungen wie Bibliotheken, und selbst die oft sich am Rande der Legalität bewegenden Musik- und Datentauschbörsen im Internet können dazu gezählt werden. Die Idee des Tauschens, Teilens und Ausleihens macht ökologisch auf jeden Fall Sinn und erfreut sich weiterhin grosser Beliebtheit.
Bis vor kurzem wurde jedoch ein zentraler Bereich weitgehend ausser Acht gelassen: Lebensmittel. Jeden Tag landen grosse Mengen von Esswaren auf dem Müll - oft lange bevor sie verdorben sind und nicht mehr genossen werden können. Mit dem Dokumentarfilm „Taste The Waste“ wurde die massenhafte Lebensmittelverschwendung in Deutschland und Europa zu einem viel diskutierten Thema. Wie der Film eindrücklich aufzeigt, ist das Ausmass der von Privathaushalten und Supermärkten entscheidend mitgetragenen Verschwendung enorm. In Deutschland sind es jährlich über zehn Millionen Tonnen Lebensmittel, die weggeworfen werden.
Mit dem Projekt Foodsharing soll mit einer Internetplattform der Verschwendung nun entgegengewirkt werden. Die Plattform soll es ermöglichen, Esswaren mit anderen zu teilen, statt wegzuwerfen, was zu viel eingekauft wurde oder gerade nicht gebraucht wird. Sowohl Privathaushalte als auch Händler, Gastronomiebetriebe und Produzenten sollen kostenlos von der Möglichkeit profitieren, ihre überschüssigen Waren anderen kostenlos anzubieten. Dadurch soll ein Community entstehen, die durch den freien Tausch von Esswaren den Lebensmitteln wieder den Wert beimisst, den sie verdienen. Die Internetplattform samt der dazu gehörigen App ist noch in der Aufbauphase. Es bleibt zu hoffen, dass sich schnell eine über die Deutsche Landesgrenze hinausreichende Gemeinschaft herausbildet, die rege von diesem sinnvollen Angebot Gebrauch macht.
Bis dahin können wir als Konsumenten solche Verschwendungen ganz einfach reduzieren – indem wir beispielswiese nicht hungrig einkaufen gehen oder, wenn es doch einmal geschieht, unserem Hungerinstinkt Zügel anlegen. Das spart nicht nur Lebensmittel, sondern – wie immer in solchen Fällen – gleich auch Geld.
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