Bio-Produkte – artgerechte Tierhaltung und ökologische Landwirtschaft sind ausschlaggebend

25 Sep 2012

Bio-Produkte sind im Vergleich zu herkömmlichen Lebensmitteln nur unwesentlich gesünder, wie eine neue Studie zeigt. Mit Sicherheit profitieren jedoch die Umwelt sowie auch die Tiere von einer biologischen Landwirtschaft. 

Eine gross angelegte Meta-Analyse von Forschern der Universität Standford kommt zum Ergebnis, dass Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft im Vergleich zu konventionellen Produkten nur unwesentlich gesünder seien. Für die Untersuchung, die im Fachblatt „Annals of Internal Medicine“ publiziert wurde, sichteten die Forscher tausende von Studien, wovon sie 223 auswählten, die sich entweder mit dem Nährstoffgehalt von Lebensmitteln oder mit deren Belastung durch Bakterien, Pilzen oder Herbiziden befassten. 17 weitere Studien verglichen Personengruppen, die sich biologisch oder herkömmlich ernährten. Die Resultate lassen auf keine nennenswerten Gesundheitsvorteile von Bio-Produkten schliessen; Vitamine, Fette, Proteine waren ähnlich verteilt, Krankheitserreger traten in keiner der beiden Gruppe signifikant häufiger auf. Einzig bei den Pestizidrückständen und den Antibiotika resistenten Bakterien gab es Unterschiede zugunsten biologischer Lebensmittel, wenn auch etwa Gemüse und Früchte aus dem Biolandbau nicht gänzlich frei von Rückständen waren und über die klinische Bedeutung einer leicht erhöhten Aufnahme von Pestizidrückständen laut den Forschern noch kein klares Bild besteht.

Dass die Produkte aus dem biologischen Landbau in ihrer Beschaffenheit und für die Gesundheit unserer Körper nicht wesentlich von jenen der herkömmlichen Landwirtschaft abheben, dürfte der Beliebtheit der teureren Bio-Produkte nicht abträglich sein. Viele Konsumenten dürften ahnen, dass das Ergebnis der Studie mit Vorsicht zu geniessen ist. Einerseits wurden keine Langzeitstudien mit einbezogen, andererseits steht die häufig ausgesprochene Entwarnung einer potentiell schädlichen Wirkung von Herbizid- oder Insektizid-Rückständen im Zuge der konventionellen Landwirtschaft nur für einzelne Stoffe, nicht aber für Stoffkombinationen, auf „gesicherter“ wissenschaftlicher Basis. Trotzdem ist dem Ernährungsexperten Matthias Schulze vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam zuzustimmen, wenn er zu bedenken gibt, dass es - unabhängig ob Bio oder nicht Bio - für die Gesundheit unseres Körpers viel entscheidender ist, was überhaupt gegessen wird.

Wenngleich auch Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft nicht eindeutig gesünder als die konventionelle Alternative sein sollen, haben sie doch entscheidende weitere Vorteile. Da Bio-Labels nicht in erster Linie Gesundheits-, sondern Ökologie- und Qualitätslabels sind, beinhalten sie sowohl die Art der Tierhaltung eines Hofs wie auch dessen ganzheitlichen Umgang mit der Natur (Hecken, offene Bachläufe, Brachflächen, Pflege seltener Arten usw.). Der schonende Umgang mit begrenzten Ressourcen, das Streben nach einer möglichst geschlossenen Kreislaufwirtschaft mit betriebseigenen organischen Düngern und Futtermitteln, die extensiveren Formen der Bewirtschaftung, der Verzicht auf Chemikalien zum Schutz von Kulturpflanzen und vieles mehr haben einen nachweislich positiven Einfluss auf den Schutz von Landschaften und die Umwelt sowie auf die Förderung der Artenvielfalt. Mit dem Kauf von Bio-Produkten unterstützt jeder Konsument aktiv eine nachhaltige Entwicklung in der Landwirtschaft. Wer Bio-Produkte kauft, lebt deshalb vielleicht nicht wesentlich gesünder; trägt aber auf jeden Fall zum Schutz der Umwelt bei.

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