Kleider machen Leute – und was machen sie mit den Menschen?

03 Okt 2012

Kleider gehören zu den ursprünglichsten und alltäglichsten Gebrauchswaren der Menschen. In Zeiten globalisierter Textil- und Bekleidungsindustrien ist deren Herstellung oft mit Ausbeutung und Umweltbelastungen verbunden.

 Nichts liegt uns näher als die Kleidungsstücke, die wir Tag für Tag tragen. Sie bieten Schutz vor Kälte, Nässe und Sonneneinstrahlung sowie vor weiteren Umwelteinflüssen. Hinzu kommt eine nicht zu unterschätzende kommunikative Funktion. Kleider machen bekanntlich Leute und sind neben ihrer Funktion als zweite Haut mit spezifischen Rollenerwartungen verknüpft. Die Uniform eines Polizisten, der weisse Kittel einer Ärztin, der Anzug eines Bankangestellten oder die feierliche Abendbekleidung eines Nachtschwärmers, aber auch Kleiderreklamen, Dress-Codes oder Modewellen veranschaulichen die symbolisch-kommunikative Dimension von Kleidern in unserer Gesellschaft.

So zentral Kleider für unser tägliches Leben sind, so klein ist oft auch das Interesse für die Bedingungen ihrer Produktion. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn in vielen Fällen liegen die Lieferketten und Produktionsschritte weitgehend in Dunkeln. Zwar haben sich in den letzten Jahren verschiedene Bio- und Fair-Trade-Labels in der Kleiderbranche etabliert. Wer sich für den Kauf entsprechender Produkte entscheidend, kann aktiv etwas gegen die von westlichen Markenfirmen und Modekonzernen ausgehende Ausbeutung von Plantagearbeitern, Näherinnen und Fabrikangestellten in den Billiglohnländern dieser Welt unternehmen. Jedoch ist immer noch der überwiegende Teil des grossen Kleiderwarenangebots nicht hinsichtlich der Produktionsbedingungen zertifiziert. Was viel mehr ins Auge sticht, sind die Preise, Marke, und das Design sowie Qualitätsmerkmale.  Dadurch sowie aufgrund weiterer, teilweise sehr teurer  Marketing- und Werbemassnahmen interessieren sich viele Kunden nicht primär für den Kontext der Herstellung der Ware, sondern für Schnäppchen und Trendartikel.

Dabei wäre es höchste Zeit, sich ernsthaft Gedanken über die Folgen des weltweiten Handels in der Textilindustrie zu machen. Schliesslich ist sie ein Wirtschaftszweig, der sich schon sehr früh globalisiert hat. Viele Unternehmen haben ihre Produktionsstandorte längst in Entwicklungsländer nach Afrika, Asien, Lateinamerika oder Osteuropa ausgelagert, wo Arbeitskräfte billig, Rohstoffe preisgünstig und die Umweltauflagen spärlich sind. Oft geht ein Kleidungsstück im Zuge seiner Herstellung – von den benötigten Rohstoffen über die damit erzeugten Garne und Fasern, weiter zu den Zwischenprodukten bis hin zu seiner Fertigstellung und dem Vertrieb – um die halbe Welt. Abgesehen von den weiten Transportwegen, die viel Energie verschlingen, ist die globale Textilindustrie von einer eklatanten Diskrepanz zwischen den Löhnen und Arbeitsbedingungen der Unternehmen in westlichen Wohlfahrtsstaaten und den assoziierten Bauern, Nähern, und Fabrikmitarbeitern in den Entwicklungsländern geprägt. Dass dies weder mit Nachhaltigkeit, noch mit sozialer Gerechtigkeit viel gemein hat, versteht sich von selbst.

Wenn wir bereit sind, für spezifische Modetrends oder „das Aussergewöhnliche“ viel Geld hinzublättern: Finden wir es vielleicht demnächst auch in uns, ein bisschen mehr für eine sozial und ökologisch nachhaltige Welt zu zahlen?

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