Ökobilanz: Für mehr Transparenz im Ladenregal

23 Okt 2012

Das grosse Lebensmittelangebot auf dem Markt lässt dem Konsumenten von heute scheinbar die Wahl: Wer beim Einkauf gezielt auf die regionale Herkunft und den biologischen Anbau von Lebensmitteln achtet, handelt ökologisch – oder geht zumindest davon aus.

 In der Realität ist es leider nicht immer ganz so einfach, denn oft fehlt die Transparenz im Ladenregal – nachhelfen soll die sogenannte Ökobilanz. Bei dieser systematischen Analyse wird möglichst der gesamte Energieverbrauch auf dem „Lebensweg“ eines Produktes erfasst. Dabei werden sämtliche Schritte, vom Anbau, über die Verarbeitung, Lagerung, Verpackung und den Transport bis zur Nutzung und Entsorgung, berücksichtigt.

Eine neue Studie des Bundesamts für Umwelt (BAFU) kommt zum Ergebnis, dass die Bereitstellung der Nahrungsmittel in der Schweiz etwa 30 Prozent der Umweltbelastung durch Konsum ausmacht. Dabei gibt es jedoch grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Produkten.

Eine sehr hohe Umweltbelastung weisen beispielsweise Warentransporte mit Flugzeugen aus, die deutlich mehr Treibhausgase verursachen als Lastwagen oder Frachtschiffe. Der Energieaufwand, um Lebensmittel zu transportieren, hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren weltweit verdoppelt, was viele Folgen hat (Abnutzung der Strassen, Emissionen, Lärmverschmutzung, etc.). Ebenfalls problematisch sind beheizte Treib- bzw. Kühlhäuser. Nicht nur Äpfel, die aus Neuseeland eingeschifft werden, verursachen hohe Treibhausemissionen, sondern auch hiesige Äpfel, wenn sie über einen langen Zeitraum tiefgekühlt gelagert werden. Die Freilandtomate aus Italien hat unter Umständen keine schlechtere Ökobilanz als die Schweizer Tomate aus dem Treibhaus. Gemüse und Früchte sollten je nach Saison aus der Schweiz oder aus dem nahen Ausland gekauft werden: Also nicht nur regionales, sondern auch saisonales Einkaufen.

Wichtig ist deshalb nicht nur regionales, sondern auch saisonales Einkaufen. Nicht nur Äpfel, die aus Neuseeland eingeschifft werden, verursachen hohe Treibhausemissionen, sondern auch hiesige Äpfel, wenn sie über einen langen Zeitraum tiefgekühlt gelagert werden.

Ähnlich verhält es sich mit dem Fleisch. Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass für die Produktion von Fleisch sehr viel Energie benötigt wird. Als Vegetarier oder gemässigter Fleischesser spart man Energie. Schweizer Rindfleisch, für dessen Herstellung beispielsweise Kraftfutter aus Brasilen eingeflogen wurde, schliesst ökologisch betrachtet nicht unbedingt viel besser ab als argentinische Steaks. Der Konsument hat hier aber wenig Handlungsspielraum, da Informationen zur Tierfutterherstellung oder zur Lagerung in der Regel nicht deklariert werden. Immerhin sind beim Label „Bio-Suisse“ beheizte Treibhäuser und Flugtransporte unzulässig. Der Grossverteiler Coop kennzeichnet eingeflogene Güter mit dem Aufkleber „by air“.

Ein wichtiger Aspekt sind auch unsere (übertriebenen) Ansprüche an die Auswahl und die (ständige) Verfügbarkeit von Lebensmitteln. Ganz nach dem Motto „weniger ist mehr“ sollte bewusster eingekauft werden. Neueste Erkenntnisse zeigen, dass in der Schweiz offensichtlich zu viel eingekauft wird, denn pro Haushalt wird durchschnittlich jeden Tag eine Mahlzeit weggeworfen; das entspricht 20 Tonnen jährlich.

Grosser Handlungsbedarf besteht sicher bei der Deklaration der Produkte und der Optimierung von Energiebilanzen, doch hier sind insbesondere die Landwirtschaft, der Handel und Aufsichtsbehörden gefragt (z.B. via Klimalabel, das in England bereits existiert). Deshalb ist es als Normalverbraucher umso wichtiger, die eigenen Notwendigkeiten zu überdenken. Aus verschiedenen Studien kann man schliessen, dass trotz unzureichender Information und Transparenz in der Regel regionale UND saisonale Produkte eine bessere Ökobilanz ausweisen; auch da der gesamte Lebenszyklus dieser Produkte einfacher nachzuvollziehen ist. Je weniger Zwischenhändler, desto besser. Das Poulet direkt vom Dorfmetzger und die Äpfel vom Nachbarsbauern erscheinen deshalb ökologisch am sinnvollsten.(

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