Pelze und Pelzprodukte - wieder in Mode?

12 Dez 2012

Nach Jahren des Verzichts aufs Pelztragen scheint in neuester Zeit das Tragen von Pelzen in der kalten Jahreszeit wieder in Mode zu kommen. Mit dem Generationenwechsel kommt die Gewissensfrage wieder aufs Tapet.

In der Schweiz verkaufte Pelze stammen grösstenteils aus Pelztierfarmen in Nordeuropa, Kanada, Russland und China. Zwar sind Pelzmäntel sind weitgehend „out“, aber es besteht offenbar ein grosser Bedarf an kleinteiligen Pelzdekorationen. Nach wie vor bleibt der Kauf und das Tragen von Pelzen eine Gewissensfrage. Wer sich nun also wieder für Pelze interessiert, sollte sich sorgfältig informieren. Es sollte Klarheit darüber bestehen, von welchem Tier der Pelz stammt, und ob die Tiere gezüchtet oder gejagt worden sind. Noch immer herrschen traurige Zustände in Nerz-, Silberfuchs- und Kaninchenfarmen Osteuropas oder in chinesischen Hundezuchten, wo Felle arglistig als «Fuchs» verkauft werden. Einheimische Produkte aus freier Wildbahn sind deshalb zu bevorzugen.

Allein in Europa gibt es rund 6‘000 Pelztierzüchter. Eine Pelztierfarm ist ein Betrieb, welcher Pelztiere zum Zwecke der Fellgewinnung zur Herstellung von Pelzbekleidung und anderen Fellprodukten züchtet. Pelztierfarmen verstehen sich als Zweig landwirtschaftlicher Nutztierhaltung. Gehalten werden Nerze, Füchse, Marderhunde (Finnraccoons), Iltisse, Kaninchen, Zobel und Chinchillas. Der Pelz ist zwar 100% biologisch abbaubar, ein natürliches Material aus einer erneuerbaren Ressource. Aber die Haltungsbedingungen in den Zuchtfarmen sind oft mehr als fragwürdig und meist nicht artgerecht.

Tierrechtler fordern seit längerer Zeit ein weltweites Verbot von Pelztierfarmen. Sie begründen es damit, dass für den Menschen keinerlei Notwendigkeit mehr bestehe, Pelze zu tragen und Tiere dafür zu töten. Die Offensive gegen die Pelzindustrie ist ein Netzwerk zahlreicher Gruppen der Tierbefreiungsbewegung, welche sich für die Abschaffung der Pelzindustrie einsetzt.

Wenn Füchse schon bejagt werden, sollen ihre Felle nicht sinnlos in der Müllentsorgung landen.

Asandri


Es gibt aber Alternativen für Pelzliebhaber: Fake-Fur bietet hochwertige Webpelze aus unterschiedlichen Garnen in Echtpelzqualität, ein dem Samt und Plüsch verwandtes Pelzimitat mit hohem Flor, an. Dabei stellt sich aber die Frage des Energiebedarfs.

Pro Jahr werden in der Schweiz rund 40 000 Rotfüchse geschossen, um deren Bestand zu regulieren. Die Pelze der erlegten Tiere waren aber bis vor kurzem nicht mehr gefragt. Das junge Schweizer Modelabel Asandri, bringt den Schweizer Rotfuchs neu auf den Markt. Die für die modischen Accessoires verwendeten Pelze stammen von einheimischen Füchsen, die bisher aufgrund von kontrollierter Bejagung oder wegen Unfällen jährlich massenhaft in Kehrichtverbrennungen entsorgt werden. "Wir verwenden Pelze von Tieren, die ihr Leben in Freiheit verbracht haben", sagen Alexandra Pfister und ihr Partner Stefan Wiedmer, Macher von Asandri. Zwar seien auch sie - geprägt von den Kampagnen der Tierschützer -aufgewachsen mit der festen Vorstellung, dass Pelztragen ein 'no go' sei. Daran habe sich bis heute wenig geändert. "Wir möchten zeigen, dass es nicht nur Schwarz und Weiss gibt. Wenn diese Tiere schon bejagt werden, sollen sie nicht sinnlos in der Müllentsorgung landen."

Man geht davon aus, dass neue Kunden erreicht werden können, denen ein nachhaltiger Umgang mit den Ressourcen wichtig ist. "Wir teilen die Ansicht, dass man solche Pelze besser verwenden soll, als sie wegzuwerfen", meint dazu Helen Sandmeier vom Schweizer Tierschutz (STS). Produziert werden die Asandri-Accessoires aus Schweizer Rotfuchs vom Zürcher Kürschnermeister Thomas Aus der Au, der auch Mediensprecher des Schweizerischen Pelzfachverbandes (Swissfur) ist.

Der Bundesrat hat neu eine Verordnung verabschiedet, die per 1. März 2013 in Kraft tritt. Sie schreibt vor, dass Anbieter von Pelzen und Pelzprodukten deklarieren müssen, welche Tierart es ist, woher das Fell stammt, und ob das Tier als Wildtier mit Fallen gefangen oder als Zuchttier auf Naturböden oder in Käfigen mit Gitterböden gehalten worden ist. Sie soll also Aufschluss über Herkunft und Haltung der Tiere geben. Problematisch ist vorallem der Massenimport von preisgünstigen Pelzen aus dem Ausland. Nicht deklarationspflichtig sind die Felle von Pferden, Rindern, Schafen und Ziegen, von domestizierten Yaks und Wasserbüffeln, Lamas, Alpakas und Hauskaninchen.

Das Tragen von Pelzen bleibt so oder so eine Gewissensfrage. Wer Skrupel hat und sich nicht dem Pelzmodetrend unterwerfen will, kann auch auf Kunstpelz zurückgreifen, der seinen Zweck genauso erfüllt, ohne dass Tiere ihr Leben dafür lassen müssen. Ausserdem steht heute als Alternative eine Fülle anderer Textilien, wie Baumwolle oder Leinen zur Verfügung.

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