Kurz vor Weihnachten erreicht uns die nicht so frohe Kunde, dass im Rahmen der Agrarpolitik 2014-2017 der Bund die bisherigen Subventionen für einheimische Christbäume streichen will. Der jährliche finanzielle Zustupf belief sich bisher auf eine Million CHF, mit welcher u.a. die Preise für einheimische Nadelbäume gesenkt werden. Mit einem künftigen Wegfall dieser Beiträge werden vermutlich die Marktanteile indigener Christbäume zugunsten von ausländischen Tannen oder solchen aus Plastik sinken.
Spritzen, Düngen oder der Einsatz von Maschinen ist in der Schweiz zu aufwändig respektive tabu. Phillip Gut, IG Suisse Christbaum
In der Schweiz zieren rund eine Million Weihnachtsbäume unsere Stuben. Davon stammt nur etwa die Hälfte aus inländischer Produktion (Vgl. Ktipp.ch). Der restliche Teil wird vor allem in Dänemark, Deutschland und anderen europäischen Ländern geschlagen. Laut Recherchen von Ktipp.ch sind importierte Tännchen trotz billigerer Produktion kaum wesentlich günstiger; je nach Anbieter bestehen aber gewisse Schwankungen. Der Entscheid, die Weihnachtsbäume nicht mehr weiter zu subventionieren, widerspricht dem Trend des Schweizer Marktes: „Die Tendenz ist deutlich spürbar, dass die Konsumentinnen und Konsumenten einen Schweizer Christbaum bevorzugen“, so Josef Brägger von der IG Suisse Christbaum. Der Haken an der Sache ist aber, dass die Bereitstellung von Bäumen der Nachfrage hinterher hinkt. Es gibt zu wenig einheimische Bäume, und die Aufzucht dauert lange.
Beim Kauf eines Weihnachtsbaums ist es empfehlenswert, sich für eine heimische Tanne zu entscheiden, weil diese frisch geschlagen angeboten wird und umweltfreundlicher ist. Ausländische Bäume erzeugen durch Transport und Lagerung – oftmals werden sie bis zum Verkauf in Kühlhäusern aufbewahrt – viel CO2. Mit grossen Mengen von Herbiziden, Pestiziden und Fungiziden werden die Tannen behandelt, um sie vor Käferbefall zu schützen, sowie den Wuchs und die Farbe zu beeinflussen. In Schweizer Wäldern hingegen wird vor allem ökologisch produziert, weil umweltgefährdende Stoffe und Dünger selten zum Einsatz kommen und die Transportwege viel kürzer sind. „Spritzen, Düngen oder der Einsatz von Maschinen ist bei uns zu aufwändig respektive tabu“, so Phillip Gut von der IG Suisse Christbaum (Vgl. www.nachhaltigleben.ch).
Falls der Baum nicht direkt beim Bauern oder Förster gekauft wird, empfiehlt es sich, beim Grossverteiler nachzufragen, woher der Baum stammt: In der Schweiz besteht nämlich keine Deklarationspflicht bezüglich Herkunft. Hilfreich kann es sein, nach dem FSC- oder das Bio-Knospe-Label Ausschau zu halten oder bei IG Suisse Christbaum sowie Waldwirtschaft Schweiz die regionalen Produzenten zu suchen. Erfreulicherweise setzt das Möbelhaus IKEA sein Nachhaltigkeitskonzept weiter fort und bietet nur einheimische Weihnachtsbäume an.
Alternativ setzen Konsumenten auch auf wiederverwertbare Plastikbäume, obwohl der Grundgedanke solch eines Produkts eigentlich gut ist, schneidet die Ökobilanz erst nach langer Zeit positiv ab. Australische Forscher wiesen nach, dass sich der Kauf einer Kunststofftanne erst nach mindestens 17-jährigen Gebrauch im Vergleich zu einem herkömmlichen Baum lohnt. Das heisst: erst nach dieser langen Zeit ist es weniger schädlich, im Interesse des Klimas auf Kunststoff anstelle von Holz zu setzen. Damit erübrigt sich die Frage nach dem Sinn einer künstlichen Tanne rasch.
Eine innovative Idee hatten die Betreiber der Firma Ecosapin: die Tannenbaumleihe. Die Westschweizer bieten zu Weihnachten einen Baum aus ökologischer Produktion zur Leihe an. Ist die Bestellung bei der Firma eingegangen, versenden sie die Tanne in einem Topf per Bahn und Post. Während der Festtage muss der Käufer nur noch die Pflegeanleitung beachten, d.h. der Tanne Wasser und Nährstoffe zuzuführen. Nach Weihnachten werden die bisher 2‘650 Christbäume wieder abgeholt und wieder im Boden eingepflanzt. Der Lebenszyklus solch eines Leihbaums beträgt etwa 10 Jahre; 6 Jahre des Wachstums und 4 Weihnachtszyklen, an welchen er verliehen wird. Erreicht ein Weihnachtsbaum das Ende seiner Lebensdauer, wird er gehäckselt und der Biogasproduktion zugeführt.
Da es Ziel sein muss, den grössten Teil der Nachfrage durch Weihnachtsbäume aus ökologischer, einheimischer Produktion zu decken, wäre es der Umwelt vermutlich förderlicher, wenn die Subventionen für die Weihnachtsbäume nicht eingestellt würden und weiterhin Anreize bestehen, marktfähige Tannen zu verkaufen.
Weitere Informationen:
K-Tipp: "Ein Christbaum fürs gute Gewissen"
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Schweizer Bauer: "Schweizer Christbäume gefragt, doch zu wenig angebaut"
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