Kampf dem Antibiotika-Fleisch

21 Dez 2012

Die Behandlung mit Antibiotika in der Fleischzucht birgt gesundheitliche Risiken für Tier und Mensch. Nun wollen Konsumentenschützer in der Schweiz und in ganz Europa stärker gegen den zunehmenden Antibiotika-Gebrauch vorgehen.

 Die Antibiotika-Behandlung von Masttieren hat zur Folge, dass sich im Fleisch Antibiotika-resistente Keime bilden können. Oft handelt es sich dabei um sogenannte Kreuzkeime, die gegen mehrere Antibiotika gleichzeitig resistent sind. Wenn die Keime vom Stall über den Teller bis zum Menschen gelangen, gefährden sie dessen Gesundheit. Vom Arzt verabreichte Medikamente können durch sie ihre Wirkung verlieren. Die Keime gelangen zudem via Gülle in den Boden, und dadurch auch in die Pflanzen: Salat oder Gemüse kann ebenso verseucht sein wie Fleisch.

Neben dem Menschen leiden auch die Tiere selbst unter den Folgen der Antibiotika-Mittel, die sie nicht nur in Verletzungs- oder Krankheitsfällen verabreicht bekommen. In vielen Ställen werden die Antibiotika „zur Vorbeugung“ flächendeckend eingesetzt. Tatsächlich überleben die Masttiere nur dadurch unwürdige Haltungsbedingungen. So kann die Produktivität und der Profit gesteigert werden; die Mittel sind aber keineswegs unentbehrlich.

Fälle von mit Antibiotika-resistenten Keimen verseuchten Lebensmitteln haben in den vergangenen Jahren massiv zugenommen.

Sara Stalder, Geschäftsleiterin SKS

Ein besonders fragwürdiger Gebrauch von Antibiotika findet in der Kälberzucht statt. Zartes, helles Kalbsfleisch ist an Weihnachten besonders beliebt. Um es zu produzieren, dürfen die Tiere aber nur Mastfutter, sprich Stroh, Milch aus Milchpulver und Nebenprodukte (z.B. aus der Käseherstellung), zu sich nehmen. Dadurch verringert sich ihr Eisengehalt im Blut, ihr Fleisch verliert seine natürliche dunkelrote Farbe und ihre Krankheitsresistenz verschlechtert sich. Infolge müssen sie vermehrt mit Antibiotika behandelt werden. Dieser Missstand soll jedoch im nächsten Jahr korrigiert werden. Ab September 2013 ist eine ausreichende Eisenzufuhr für alle Schweizer Mastkälber gesetzlich vorgeschrieben.

Auch den flächendeckenden, unkontrollierten Einsatz von Antibiotika wollen Konsumentenschutzorganisationen im kommenden Jahr stärker bekämpfen. Dies ist dringend notwendig: die Verbreitung Antibiotika-resistenter Keime in Lebensmitteln habe in den letzten Jahren stark zugenommen, meint Sara Stalder von der Schweizer Stiftung für Konsumentenschutz (SKS). Es sei illusorisch den Antibiotika-Einsatz ganz zu verbieten, man wolle den Gebrauch aber soweit als möglich reduzieren. In einem ersten Schritt sollen handfeste Zahlen und Fakten gesammelt werden. Dazu werden ab Januar 2013 verdeckte Tests in Lebensmittelläden durchgeführt und Produkte auf die resistenten Keime untersucht. Danach will man erste Massnahmen treffen. Nicht nur in der Schweiz, sondern in ganz Europa wird im nächsten Jahr verstärkt gegen das Problem vorgegangen. Rein leistungsfördernde Antibiotika sind in der EU zwar seit 2006 verboten, die sogenannten präventiven Behandlungen jedoch noch nicht. Nun wurde aber eine Kommission gegründet, die sich dem Problem annehmen und den Antibiotika-Gebrauch europaweit eindämmen soll.

Interessante Links:
Schweizer Stiftung für Konsumentenschutz

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