Seen sind wichtige Landschaftselemente. Ihr Einfluss auf das Lokalklima ist erheblich. Seen bieten vielen Lebewesen und Pflanzen einen wertvollen Lebensraum. Die Menschen (miss-)brauchen Seen schon lange für ihre Zwecke. Die Nutzung für Freizeit, Erholung und Sport ist eher ein junges Phänomen. Wasserentnahmen für Trinkwasser und Bewässerung, Befischung und die Nutzung als Abwasserreinigungsanlage hingegen, wurden schon lange und werden noch immer praktiziert. Einerseits wird eine unendlich grosse Selbstreinigungskraft der Seen unhinterfragt angenommen, andererseits unterschätzt man den wichtigen Stellenwert eines Gewässers als Ökosystem.
Eutrophierung in der westlichen Welt als Hauptproblem
Die negativen Auswirkungen von anthropogenen Einflüssen erkannte man vielerorts fast zu spät; zum Beispiel den Schadstoffeintrag durch Pestizide und Düngemittel aus der Landwirtschaft oder von Nährstoffen aus ungereinigten Industrie- und Siedlungsabwässern. Typisches Beispiel ist der Baldeggersee. Seit 1942 gehört er der Pro Natura und steht damit unter Schutz. Dies konnte aber nicht verhindern, dass das Ökosystem des Sees fast kollabierte. Durch die vielen Schweinemastbetriebe rund um den See ist die Zufuhr von Phosphor noch heute zu hoch. 1982 war der See weltweit das erste Gewässer, das belüftet wurde. Der Zustand hat sich bisher allmählich verbessert, doch kann der Patient noch lange nicht als gesund bezeichnet werden. Sowohl in Deutschland als auch in Österreich gibt es Gewässer in vergleichbarer Situation.
Dramatisches Sinken von Wasserpegeln in Asien
Wasserentnahmen im grossen Stil sind in Europa selten. Ein bekanntes Paradebeispiel ist der Aralsee in Asien. Diesem wurde Wasser zur Bewässerung von Baumwollfeldern entnommen. Die Folgen sind verheerend: Der Wasserspiegel ist innerhalb von 50 Jahren dramatisch gesunken. Die Ausdehnung misst nur noch etwa die Hälfte der ursprünglichen Fläche. Das verlandete Gebiet verkommt zunehmend zur Salzwüste. Menschen verloren ihre Existenzgrundlage, die Region wurde zerstört. Trotz eingeleiteter Massnahmen, um wenigstens den Status Quo zu erhalten, sind die Prognosen düster. Vermutlich kommt jede Hilfe zu spät.
Den Urmiasee im Iran ereilt ein ähnliches Schicksal. Seit 1976 steht er auf der Liste der Biosphärenreservate der Unesco. Die Deklaration bezweckt die Förderung eines harmonischen Miteinanders von Mensch und Natur. Offenbar ist es aber dennoch nicht gelungen, diese einmalige Landschaft vor schädigenden menschlichen Einflüssen zu schützen. Da der See nur wenige Meter tief ist, ist die Wasseroberfläche innerhalb von 14 Jahren um 60 Prozent geschrumpft. Es droht eine lebensfeindliche und gesundheitsschädliche Salzwüste. Gründe für die Austrocknung sind einerseits der Rückgang der jährlichen Niederschläge und andererseits - weitaus schwerwiegender - die Wasserentnahme für Landwirtschaft und Trinkwasser. Eine deutsch-iranische Initiative will nun den verbliebenen Teil des Sees retten. Die iranische Regierung verabschiedete bereits einen Rettungsplan. Für die Durchsetzung kann das Land mit internationaler Unterstützung insbesondere von Deutschland rechnen. Alleine wäre das für den Iran nicht zu bewältigen.
Das jüngste Beispiel: Der Baikalsee in Sibirien
Der Baikalsee ist das grösste Süsswasser-Reservoir der Erde. Auch hier bedrohen gleich mehrere Gefahren die weltweit einzigartige Tier- und Pflanzenwelt. Industrie, Tourismus, Waldbrände und Umweltverschmutzung setzen den See unter massiven Druck. Ebenfalls bereitet der sinkende Wasserstand zunehmend Sorgen. Die Realisierung eines Staudammprojektes auf der mongolischen Seite würde den See und sein Umfeld vollends zerstören. Die Umweltorganisation Baikalskaja Ekologitscheskaja Wolna will dieses Projekt nun verhindern. Auch hier ist internationale Hilfe gewiss, denn der See ist seit 1996 ein Weltnaturerbe der Unesco. Die Verleihung dieser Anerkennung fordert vom Staat, das auf ihrem Gebiet befindliche Welterbe selbst zu erfassen, zu schützen und zu erhalten. Im Gegenzug wird internationale Hilfe zugesichert, um diese Aufgabe zu erfüllen.
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