Zu den Grossverdienern im Parfümmarkt gehört beispielsweise L’Oréal. Rund 2.5 Milliarden Franken Umsatz generiert das Unternehmen durch Parfümmarken wie Lancôme, Armani, Ralph Lauren etc. Nebst dem Massenmarkt finden sich aber auch zunehmend Nischen-Parfümeure, welche sich durch Exklusivität abheben möchten. Um die steigende Nachfrage nach Luxus zu befriedigen, werden Rohstoffe geraubt und ganze Wälder zerstört.
Abgesehen von den problematischen tierischen Duftstoffen (siehe Artikel “Du riechst so… animalisch“) wird auch bei pflanzlichen Rohstoffen Raubbau betrieben. Im Folgenden werden zwei Holzarten vorgestellt, deren Bestände durch die Parfümindustrie beinahe vernichtet wurden.
Adlerholz
Balsamisch-süss, würzig-bitter, oder rauchig-erdig riecht es und wird zu ätherischen Ölen oder Räucherstäbchen verarbeitet – das Adlerholz. Es gehört zu den wertvollsten Duftrohstoffen der Welt. Für ein Kilo Adlerholz wird bis zu 30 ‘000 US-Dollar bezahlt.
Die Bäume wachsen vor allem am südlichen Fusse des Himalayas, in Südostasien, wie auch in den tropischen Wäldern von Papua New Guinea. Das wertvolle Holz entsteht erst als Reaktion auf einen Pilzbefall zum Schutz vor der Verrottung des Baumes. Es gibt zahlreiche Aquilaria-Baumarten und nur wenige von ihnen (ca. 15 bekannte Arten) bilden bei Infizierung mit dem Pilz das begehrte Räucherholz. Welche Duftkomponenten das Adlerholz (auch Agarholz, Gaharu oder Jinko genannt) beinhaltet und ob der betörende Duft auch durch den Pilz verursacht wird, ist nach wie vor unklar.
Das Adlerholz wurde bereits seit tausenden von Jahren in der asiatischen Medizin und für religiöse Zeremonien verwendet.
Durch die wachsende Nachfrage wurden aber immer mehr Bäume abgeholzt. Ungeachtet, ob die Bäume überhaupt das wertvolle Harz gebildet hatten, wurden sie gefällt und verkauft. Die einheimische Bevölkerung, welche die wertvollen Rohstoffe in den Wäldern aufspürt, verkauft sie den Händlern gegen Bezahlung von Konsumgütern – dieser Tausch erfolgt massiv unter dem im Welthandel üblichen Wert. In gewissen Ländern sind die Spezies der Aquilaria nun geschützt. Illegaler Raubbau wird aber weiter betrieben. Bereits bestehen Farmen, die Setzlinge ziehen und mit Pilzen infizieren, um das Adlerholz zu produzieren. Dies braucht aber Zeit und die manuellen Infektionen sind nicht immer erfolgsgekrönt. Die künstliche Herstellung von Adlerholz ist Gegenstand der Forschung. Bis anhin ist es aber nicht gelungen, einen wirklich authentischen Ersatzstoff zu generieren – die Molekülstrukturen sind zu komplex. Ein baldiges Ende der illegalen Rodung des Adlerholzes ist somit nicht absehbar.
Sandelholz
Der Sandelholzbaum (Santalum album) ist ein Halbparasit, welcher sich an den Wurzeln von anderen Bäumen einnistet, um an Wasser und Nährstoffe zu gelangen. Der Baum gedeiht vor allem in Indien, aber auch in Australien, China und auf einigen Pazifikinseln.
Nebst der Verwendung von Sandelholz als Räuchermittel und zur Herstellung von Parfüm wird das Holz auch als Arzneimittel und für Möbel verwendet. Aufgrund der Begehrtheit des Holzes war das Holz im 19. Jahrhundert beinahe ausgerottet. Als Bauholz für wertvolle und duftende Möbel wurde es in Palästen verwendet. Noch in den 1960er-Jahren produzierte Indien, der grösste Produzent von Sandelholz, 4‘000 Tonnen Holz. Der unkontrollierte Abbau führte dazu, dass heute nur noch knapp 1‘000 Tonnen pro Jahr gewonnen werden können und der Export des Holzes in Indien verboten wurde. In Honolulu, wo die Sandelhölzer einst ebenfalls heimisch waren, sind sie inzwischen ausgestorben.
Die Gewinnung von Sandelholzöl, welches als Duftstoff verwendet wird, ist aufwändig. Erst nach gut 30 Jahren darf das Holz zur Ölgewinnung genutzt werden. Dabei wird der Baum während der Regenzeit mitsamt dem Wurzelwerk aus dem Boden gezogen, denn das ätherische Öl befindet sich nicht nur im Stamm und den Ästen des Baumes, sondern auch in seinen Wurzeln. Um einen Liter Öl zu erzeugen, müssen ca. 16-25 kg Holz verarbeitet werden. Um den weltweiten Bedarf an Sandelholz zu decken, ist vor allem auch Australien als Grossproduzent ins Geschäft eingestiegen. Anstelle von Gemüse wird nun flächenweise Sandelholz produziert – oftmals auf ursprünglich indigenem Land.
Der Handel mit Sandel- und Adlerholz ist zweischneidig. Während ein chemisches Ersatzprodukt wünschenswert wäre, um den Druck auf die natürlichen Bestände zu minimieren; kann das rare Gut, wenn nachhaltig bewirtschaftet, auch eine Chance für lokale Produzenten und Kleinbauern darstellen. Der Aufbau einer schonenden Gewinnung und fairen Entlohnung würde der Normalisierung der Population sicher zu Gute kommen.
Weiterführende Informationen/Quellen:
ARTE, Doku “Adlerholz – Vom teuersten Duft der Welt“
The Rainforest Project
Synbiowatch, Problematik des Sandelholz
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