Der Sihlwald gilt heute als seltenes Beispiel eines grossflächigen, unberührten Naturwaldes. Auf über 1100 Hektaren Fläche reihen sich (hauptsächlich) Buchen aber auch Fichten, Eiben und Kiefern aneinander. Der Mischwald gehört zum ersten national anerkannten Naturerlebnispark der Schweiz. Der Wald war allerdings nicht immer ein naturbelassenes Erholungsgebiet.
Die Geschichte zurück zum Naturparadies
Der Sihlwald entwickelte sich im Laufe der Jahre vom Nutzwald zurück zum Naturwald.
Im Besitz von Habsburgern, der Kirche und der Stadt Zürich galt er lange als „Heizung“ von Zürich. Grosses holzwirtschaftliches Interesse führte zu enormen Holzschlag. Über Jahrhunderte lang wurde der Wald bewirtschaftet und die Tier- und Pflanzenwelt vernachlässigt. Es entstand ein karges, monotones Waldbild, in welchem eine geringe Biodiversität herrschte. Ab dem 15./16. Jahrhundert wurden erste Massnahmen zum Schutz des Gebietes eingeleitet. Im Jahre 1600 wurden illegale Rodungen und Holzverkauf erstmals mit Bussen bestraft. Ein erstes Forstgesetz sowie eine Leinenpflicht für Hunde wurden eingeführt. In den nächsten 200 Jahren konnte sich die Natur nach und nach erholen. Mit dem Start des Naturprojekts Sihlwald 1986, wurde der Grundstein für die heutige Erholungszone gelegt. Ab 2000 wurde die Waldpflege im gesamten Sihlwald-Perimeter eingestellt. Heute besteht eine kantonale Schutzverordnung und ein Waldreservatsvertrag. Seit Anfang 2010 trägt der Sihlwald das Label: „Naturerlebnispark – Park von nationaler Bedeutung“.
Mit den eingeführten Schutzmassnahmen konnte sich der Baumbestand im Sihlwald in kürzester Zeit erholen. Zwischen 1990 und 2016 verdreifachte sich der Derbholz-Bestand. Mit strukturierter Durchforstung konnte eine naturgemässe Waldstruktur eingeleitet werden. Neben jungen Bäumen finden auch bis zu 250 Jahre alte Riesen ihren Platz. Durch diese Mischung gelangt genügend Sonnenlicht durch das Blätterdach, wovon Pflanzen und Tiere gleichermassen profitieren. Ein wichtiger Bestandteil bildet das Totholz. Da der Wald sich selbst überlassen wird, bleiben umgefallene oder abgestorbene Bäume liegen. Dieses Totholz bietet Nährstoffe und wird zum Lebensraum verschiedenster Organismen. Mittlerweile weist der Sihlwald wieder eine hohe Biodiversität auf. Sein Boden ist äusserst fruchtbar und durch die stark verankerten Wurzeln vor Erosion geschützt.
Der umgefallene Baum bleibt als Totholz liegen.
Der Naturerlebnispark
Aufgeteilt in zwei Zonen, biete der Sihlwald für gross und klein gleichermassen viel. In der Naturerlebniszone darf der Wald weiterhin abseits der Wege erkundet werden. Hier steht Erholung und Erlebnis im Mittelpunkt. An offiziellen Feuerstellen darf gegrillt werden und extra dafür vorgesehene Wege laden zum Reiten und Fahrradfahren ein.
Der Naturwald befindet sich in der Kernzone. Hier nimmt die natürliche Entwicklung des Waldes ihren freien Lauf. Besucher dürfen die Wege nicht verlassen, Feuer machen sowie Pflanzen und Pilze pflücken ist strengstens untersagt. So wird sichergestellt, dass der europaweit einzigartige Buchenmischwald erhalten bleibt.
Der Sihlwald wandelte sich im Laufe der Zeit vom einstigen Nutzwald zurück zu einem gesunden Ökosystem, das für Mensch, Tier und Pflanzen gleichermassen wertvoll ist. Ein positives Beispiel dafür, dass durch aktive Schutzmassnahmen und Bemühung der Menschen, die Natur zurück zu ihrer ursprünglichen Schönheit finden kann.
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