Immerhin begrünter Boden – aber es ginge vielfältiger Immerhin begrünter Boden – aber es ginge vielfältiger

Ein guter Wein zum Apéro oder zu einem Festessen ist in der Schweiz eine Selbstverständlichkeit. Doch kaum jemand interessiert es, welche immense Arbeit dahinter steckt, bis der edle Tropfen im Glas genossen werden kann.

 Die Arbeit im Weinberg

Das Bewirtschaften eines Rebberges ist eine sehr aufwändige und zuweilen unsichere Sache. Es ist einer jener Landwirtschaftszweige, der in grossem Ausmass vom Wettergeschehen abhängig ist. Hitze, Trockenheit, Stürme und Hagelschlag können viel Schaden anrichten.

Um im Herbst eine qualitätsvolle, reiche Ernte einfahren zu können, beginnen bereits anfangs Februar die ersten Arbeiten im Rebberg, indem altes Holz und überzählige Fruchtruten entfernt werden. Im frühen Frühling – kurz bevor die Rebstöcke austreiben - werden die Zweige nach unten gebogen, gleichmässig verteilt und gebunden, damit sich die Triebe beim Wachstum nicht in die Quere kommen. Weiter wird der Boden zwischen den Reihen mechanisch aufgelockert und mit Graspflanzen eingesät. Während der Blüte ab Ende Juni wird regelmässig ausgelichtet. Zu viele Blätter können die Durchlüftung der Rebanlage behindern und die Trauben zu stark beschatten. Gegen Ende August naht die Ernte. Einmal mehr ist auch in dieser Zeit die Witterung entscheidend für die Qualität und das Gewicht der Trauben. Dann kommt der grosse Moment für jeden Winzer - die Weinlese. Nun wird offenbar, ob alle im Jahreslauf getätigten Entscheidungen richtig waren.

Konventionell versus biologisch

Im September 2016 veröffentlichte Greenpeace Schweiz eine Studie zu Pestiziden im Schweizer Weinbau. Untersucht wurden zehn Weine und sechs Weinberge (unreife Trauben und Boden). Alle der geprüften konventionell angebauten Weine enthielten Rückstände von Pestiziden. Auch die Trauben aus diesen Rebbergen waren ohne Ausnahme vor allem durch Fungizide belastet. Die Untersuchung der Bodenproben zeigte ebenfalls den hohen Einsatz von gesundheitsgefährdenden Agrochemikalien im Weinbau. Bei den beiden Bio-Weinen hingegen wurden keinerlei Rückstände von Pestiziden gefunden. Der Schluss liegt nahe, dass in konventionell bewirtschafteten Weinbergen nur eine geringe Artenvielfalt vorhanden sein kann.

„Je grösser die biologische Vielfalt im Weinberg, umso robuster sind die Reben gegen Bedrohungen wie Klimawandel oder Krankheitserreger.“

David Rodriguez, Weinakademiker

Der Weinberg als Hotspot für die Natur

Der Anteil der Bioflächen an der gesamten Rebbaufläche in der Schweiz betrug 2017 rund 8%, Tendenz steigend. Der Kanton Graubünden hat sich gar das Ziel gesetzt, dass bis 2020 60% aller Weinbaubetriebe biologisch produzieren. BirdLife Zürich hat schon seit einigen Jahren die Rebberge auf dem Radar. 2012 startete das vierjährige Projekt “Zürcher Rebberge als Oasen der Vielfalt“. Unter der Kampagne “Vögel im Aufwind“ wird der Schwerpunkt Biodiversität im Rebberg weiter verfolgt.

„Vielfalt an Insekten, Reptilien, Vögeln, Blumen und Pflanzen zeichnen eine Rebparzelle aus. Wir als Winzer sind aufgefordert, dies zu erreichen.“
Kurt Huwiler, Weinbauer Freienstein

Rebbergareale eignen sich im besonderen Masse, um die Biodiversität zu fördern. Der grosse Vorteil liegt darin, dass Rebberge mehrjährige Kulturen sind. So kann ein stabiles Ökosystem aufgebaut werden, das Bestand hat. Um dies zu erreichen, ist der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide und Kunstdünger unabdingbar. Stattdessen kommen organische Dünger, pflanzliche oder mineralische Präparate als Pflanzenschutz zum Einsatz, die auch einen positiven Einfluss auf die Bodengesundheit haben. Weiter muss die Rebsorte sorgfältig gewählt werden. Kräftige, widerstandsfähige Pflanzen sind bedeutend weniger anfällig für Pilzinfektionen. Die Begrünung zwischen den Rebreihen mit Leguminosen sichert einen gesunden Boden und kommt auch den Weinstöcken zugute. Zusätzlich eingesäte Wildpflanzenarten bieten Nahrung für Insekten. Des Weiteren bereichern angrenzende Magerwiesen, Trockenmauern, Hecken, Büsche, Bäume und Steinstrukturen das Weinbergökosystem. So entsteht ein artenreiches, wertvolles Refugium für Tiere und Pflanzen.

„Die Rebe kann ihr volles Potential nur in einem naturbelassenen Umfeld entfalten.“
Martina Korak, Önologin

Fruchtrute: Einjähriges Holz der Rebe, das beim Rebschnitt ausgewählt wird und aus dem später die grünen, fruchttragenden Triebe wachsen.
Leguminosen: Die Leguminosen, auch Hülsenfrüchtler genannt, sind eine der artenreichsten Pflanzenfamilien. Alle Leguminosen haben die wertvolle Eigenschaft, über ihre Knöllchenbakterien an ihren Wurzeln, Luftstickstoff zu binden.

Quellen und weitere Informationen:
Pestizide im Wein
Biodiversität im Rebberg
Biologischer Weinbau Kanton Graubünden

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