Der Laubbläser: Viel Lärm um nichts

Ein Laubbläser emittiert mehr Schadstoffe als ein Auto. Ein Laubbläser emittiert mehr Schadstoffe als ein Auto.

Das perfekte Symbol unserer Zeit ist der Laubbläser: Er verlagert ein Problem von einem Ort zum anderen ohne es zu lösen, benötigt dafür wertvolle Energie und macht eine Menge Lärm.

Der Herbst beginnt, bereits fallen die ersten Blätter von den Bäumen. Und schon dröhnen in Parks und Gärten die Laubbläser… Schnell und einfach wird der Boden von Laub und Schmutz befreit. An die negativen Auswirkungen der Gartenmaschinen wird dabei selten gedacht: Lärm, Feinstaub und eine Störung des Naturhaushalts.

Laut, dreckig, tödlich

Mit einem Lärm von über 100 Dezibel – also ungefähr dem eines Presslufthammers – tönen Laubsauger und -bläser jedes Jahr den Herbst ein. Der Lärm ist dabei nicht nur bedenklich in Anbetracht der Tiere in unserer natürlichen Umgebung, sondern schädigt auch das Gehör der Menschen. Denn bereits ab einem Lärmpegel von 85 Dezibel kann es bei Dauerbelastung zu Hörschäden kommen. Der Lärm ist aber bei weitem nicht das einzige Problem der Gartenmaschinen.
Ein herkömmlicher Laubbläser wird durch einen Verbrennungsmotor angetrieben und emittiert dabei gesundheits- und klimaschädliche Abgase wie Kohlenwasserstoffe, Stickoxide und Kohlenmonoxid– und das in grosser Menge. Die Zwei- und Viertaktmotoren von Laubbläsern stossen ein Vielfaches mehr an Schadstoffen aus als ein Personenfahrzeug. Die Emission ist vor allem dann erheblich, wenn statt Gerätebenzin das billigere normale Benzin verwendet wird. Dabei kann es zu einem hundertmal so grossen Ausstoss von krebserregendem Benzol kommen als bei einem Auto.
Nicht nur die Abgase sind problematisch, sondern auch die erzielte Wirkung selbst. Durch Blasgeschwindigkeiten von bis zu 300 Stundenkilometern werden Kleintiere wie Käfer, Asseln und Spinnen durcheinandergewirbelt, aber auch viel Schmutz: Allergene, Pilzsporen, Schimmelpilzkeime und andere Kleinstpartikel wie Darmbakterie, Parasiten und sogar Viren aus Hunde- und Katzenkot. Feinstaub, der vom Abrieb der Reifen und Bremsen unserer Autos stammt, sowie Dieselruß, der sich bereits am Boden abgesetzt hat, wird erneut aufgewirbelt und unter Umständen eingeatmet. Dies hat nicht nur für Allergiker unangenehme Auswirkungen, sondern verkürzt auch das Leben von lungenkranken oder immungeschwächten Personen.
Auch die Natur und ihre Bewohner leiden unter dem Gartengerät. So gehen durch die Bläser Pflanzensamen verloren oder werden zerstört. Vor allem bei der Verwendung in der Landwirtschaft – beispielsweise um Heu zusammenzutragen – werden die wertvollen Samen aufgewirbelt und landen schliesslich auf unwirtlichen Flächen. Ausserdem wird durch die Entfernung von Laub die Humus- und Nährstoffbildung behindert und die natürliche Deckschicht des Bodens entfernt. Pflanzen, Insekten und kleine Säugetiere, die in den kalten Wintermonaten Schutz unter Laubhaufen suchen, werden so ihrer Lebensräume beraubt. Auch Nahrung für die Tiere wird durch das Gebläse beseitigt.
Kaum zusammengeblasen, reicht ein herbstlicher Windstoß, um die Laubhaufen wieder zu verwirbeln und neue Blätter von den Bäumen zu treiben. Und das Spiel beginnt von vorne: Viel Lärm um Nichts.

Luzern als Vorbild?

Vor allem in den Städten, wo die Feinstaub- und Stickoxidbelastung ohnehin bereits gross ist, sind Laubbläser problematisch. So wirbeln diese bis zu zehnmal mehr Feinstaub auf als der Einsatz eines Besens. Um Laub von nun an leiser und mit weniger Abgasen von den Strassen und Gehwegen zu räumen, verwendet die Stadt Luzern seit 2015 teilweise elektrische Laubbläser. Das laute Dröhnen ist daher nun einem leisen Surren gewichen. Nicht nur die Mitarbeitenden, sondern auch die Bewohner und Passantinnen sind davon begeistert.
Die Feinstaubproblematik wird dadurch jedoch nicht gelöst. Hier bleiben Besen und Rechen die einzigen wirklichen Alternativen. In Gärten kann das Laub ausserdem gleich liegengelassen werden - vor allem auf Beeten oder unter Bäumen und Sträuchern - denn Herbstlaub ist ohnehin der beste Dünger für das nächste Frühjahr.

 

Dieses Laub sollte nicht liegen bleiben:
-Kastanienblätter sollten zum Schutz gegen die Minier-Motte entfernt und in Laubsäcken entsorgt werden.
-Langsam verrottendes Laub von Walnuss oder Eiche sollten auf den Komposthaufen.
-Laub auf der Strasse oder vor der Haustür muss – vor allem in der Stadt – weggefegt werden, da es kombiniert mit Nässe rutschig und daher gefährlich werden kann. Für die Entfernung tut es jedoch auch ein Besen. Einen Laubbläser braucht es dafür nicht – auch wenn die Baumarktwerbung das Gegenteil behauptet.

 

Quellen und weitere Informationen:
Bund-Naturschutz: Laubsauger und Laubbläser schaden Mensch und Natur
Lunge Zürich: Merkblatt Laubbläser
Luzerner Zeitung: Jetzt wird elektrisch geblasen

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