Die Schweiz ist bekannt für ihre schönen Gewässer. Kaum eine Schweizer Stadt muss ohne einen charakteristischen See oder Fluss im Stadtbild auskommen. Das Element Wasser gehört zu vielen unserer Ortschaften wie der Eiffelturm zu Paris. Leider ist der Zustand unserer Gewässerperlen längst nicht so glänzend, wie man auf den ersten Blick vielleicht annehmen würde.
Der schon so oft Gegenstand romantischer Erzählungen und Kunst gewordene Lebensraum ist heute stark gefährdet. Während die Wasserqualität in den letzten Jahren stetig zunahm, ist die Artenvielfalt in unseren Gewässern nach wie vor bedroht. Aktuell stehen rund drei Viertel aller in der Schweiz vorkommenden Gewässertypen, darunter sämtliche Stillgewässer, auf der Roten Liste der gefährdeten Lebensräume. Das ist besonders angesichts der Tatsache, dass etwa die Hälfte der einheimischen Flora und Fauna auf naturnahe Gewässer angewiesen ist, eine alarmierende Zahl. Heute sind auf den Schweizer Karten deutlich weniger „blaue Flecken“ zu sehen als noch vor 150 Jahren. Die Landschaft wurde seither stark entwässert: Bäche wurden eingedolt, Tümpel und Feuchtstellen trockengelegt.
90% aller Lebensraumtypen der Ufer- und Feuchtgebiete sind heute gefährdet. Ein wichtiger Grund dafür sind Uferverbauungen. Diese zerstören Brutstätten und Unterschlupf vieler Tierarten. Daneben sind auch unsere Fliessgewässer stark gefährdet. So sind über die Hälfte aller Fliessgewässer-Lebensräume auf der Roten Liste vertreten. Gründe sind etwa Verbauungen oder die schon erwähnten Eindolungen.
Durch die starke Gefährdung der aquatischen Lebensräume sind auch besonders viele Wasserlebewesen bedroht. So sind heute 75 % aller Fisch- und Krebsarten gefährdet. 87% der Armleuchteralgen stehen auf der Roten Liste.
Armleuchteralgen:
Als Armleuchteralgen wird eine Gruppe von Wasserpflanzen bezeichnet. Sie sind gefährdet aufgrund der hohen Nährstoffeinträge in unsere Gewässer.
Armleuchteralgen versorgen unsere Gewässer mit Sauerstoff, bieten Nahrung und Unterschlupf für Tiere und sorgen für klares Wasser.
Die Problematik wurde erkannt, weshalb der Bund im Jahr 2011 beschloss, bis ins Jahr 2090 4000 km Uferlinie zu revitalisieren, also in einen naturnahen Zustand zurückzuführen. Seither wurden über 160 km revitalisiert. Prompt finden nun an den renaturierten Abschnitten auch wieder zahlreiche Tiere und Pflanzen ein Zuhause, und wir Menschen haben ein wertvolles Naherholungsgebiet gewonnen. Doch auch wenn die Bestrebungen schon an mehreren Fliessgewässern Früchte getragen haben, reichen die momentanen Bemühungen nicht aus. Bis 2019 wurden erst 160 km von den geplanten 4000 km revitalisiert. Wenn wir in diesem Umsetzungstempo fortfahren, erreichen wir das Ziel erst etwa im Jahr 2235. Als Entschuldigung kann geltend gemacht werden, dass das Grossprojekt eine Anlaufzeit brauchte. Dennoch wird das vom BAFU genannte Ziel von 50 km pro Jahr derzeit nicht erreicht. Laut BAFU müssten deshalb die Bundesgelder erhöht oder der Revitalisierungsprozess kostengünstiger gestaltet werden.
Quellen und weitere Informationen:
BAFU: Renaturierung der Schweizer Fliessgewässer
BAFU: Gefährdete Arten in der Schweiz
Rote Liste Lebensräume
Stadt Bern: Teich, Tümpel oder Sumpfbeet
Medienmitteilung Aqua Viva
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