Welternährung 2050 – Teil 2: „Ökologische Intensivierung“

Die Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion wird das Problem der Welternährung in der Zukunft nicht lösen. Einen Weg aus dem Hunger zeigen Alternativen, welche kleinbäuerliche Strukturen fördern und mit der Natur, statt gegen die Natur arbeiten. Dass dieser Ansatz funktioniert, zeigen verschiedene Beispiele aus Entwicklungsländern...

Der Weg der Produktivitätssteigerung kann unter Umständen längerfristig mehr Probleme verursachen, als er zu lösen vermag. Um deutlich höhere Erträge erreichen, müsste die Landwirtschaft „intensiviert“ werden. Im klassischen Sinn bedeutet dies mehr Gentechnik, mehr Dünger, mehr Pestizide, mehr Kraftfutter, mehr Antibiotika, mehr Wachstumsförderer. Die chemischen Dünger und Pflanzenschutzmittel belasten die Böden und das Grundwasser, verschmutzen Flüsse und Meere und bedrohen die Artenvielfalt. Zudem hängt die industrialisierte Landwirtschaft am Tropf des Erdöls und stösst enorme Mengen klimarelevante Gase aus. Diese „Lösung“ bereitet zudem längerfristig Probleme, da die Bodenfruchtbarkeit intensiv bewirtschafteter Monokulturen ohne Fruchtfolgen mit den Jahren erheblich abnimmt. Ausserdem wird Wasser weltweit immer knapper und die Folgen des Klimawandels erschweren den Anbau zusätzlich. Ein einfaches „Mehr“ soll und kann es also nicht geben.

Stattdessen können ein verringerter Fleischkonsum, ebenso wie der Verzicht auf Biosprit und die weitgehende Vermeidung von Lebensmittelabfällen, massgeblich zur Lösung des Hungerproblems beitragen. Dazu müsste sich jedoch das heutige Wohlstandsverständnis nach westlichem Vorbild drastisch ändern...

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat errechnet, dass die Weltlandwirtschaft derzeit ohne Probleme zwölf Milliarden Menschen mit Grundnahrungsmitteln versorgen könnte...
Jean Ziegler

Eine sinnvolle Alternative zur konventionellen, intensivierten Landwirtschaft bietet zudem die „ökologische Intensivierung“, wie sie beispielsweise der Biolandwirt Felix zu Löwenstein in seinem Buch „Food Crash“ erläutert. Das Konzept beruht darauf, den ökologischen Landbau zu fördern und so weiterzuentwickeln, sodass die Felder nachhaltig bewirtschaftet und Erträge auch ohne höhere Pestizid- und Düngereinsätze gesteigert werden können. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist die Verbreitung und Weiterentwicklung des nötigen Fachwissens, sowie Züchtung und Sortenentwicklung – insbesondere auch die Erhaltung und Pflege alter, resistenter Sorten – im biologischen Landbau. Verschiedene Beispiele aus Entwicklungsländern zeigen, dass eine Umstellung auf nachhaltigen Landbau oft nicht nur ökologische, sondern für die betroffenen Kleinbauern auch viele ökonomische und soziale Vorteile mit sich bringt. Durch die Umstellung vieler Kleinbauern in Haiti auf nachhaltige Bewirtschaftung konnte beispielsweise die weit verbreitete Bodenerosion erfolgreich bekämpft, die Bodenfruchtbarkeit zurückgewonnen und die Lage der Bauern entscheidend verbessert werden. Zudem erlangen die Landwirte durch den ökologischen Landbau oft Unabhängigkeit von den teuren Produkten internationaler Saatgut-, Dünger- und Pestizidfirmen, durch die sie sich oft verschulden.
Die Forschung und Anwendung ökologischer Methoden findet zurzeit jedoch kaum finanzielle Unterstützung. Die grosse Agrarkonzerne, welche Millionen in die „konventionelle“ landwirtschaftliche Forschung (neue Pestizide, Düngemittel, Saatgut usw.) haben offensichtlich kein (finanzielles) Interesse daran, die Forschung natürlicher Pflanzenschutz-Mittel voranzutreiben... Es erstaunt nicht, dass genau diese Firmen die Lösung aller Ernährungsprobleme in der pestizid- und dünger-intensivierten Landwirtschaft sehen und wissenschaftlich „unabhängige“ Studien, welche ihre Meinung teilen, gerne mit grosszügigen finanziellen Beiträgen unterstützen... (Geldgeber der besprochenen US-Studie: u.a. Cargill, General Mills, Pepsi&Co., Kellogg)

 

Weiterführende Infos:
Weltagrarbericht – Wege aus der Hungerkrise

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