Die tropischen Wälder des Kongobeckens sind nach dem Amazonas-Regenwald die größten zusammenhängenden Urwälder der Welt. 80 Prozent der intakten afrikanischen Wälder befinden sich in der Demokratischen Republik Kongo. Einige Gebiete wurden unter Schutz gestellt, dazu gehört auch der Virunga-Nationalpark, der für seine reichhaltige Tierwelt berühmt ist. Die vom Aussterben bedrohten Berggorillas kommen nur noch in den Bergwäldern der Virunga-Vulkane und im benachbarten Bwindi-Wald vor. Der 8‘000 Quadratkilometer grosse Nationalpark ist Heimat von 218 Säugetierarten, 706 Vogelarten, 78 Amphibienarten und 109 Reptilienarten, viele davon kommen nur dort vor. Hier forschte auch die bekannte Gorillaforscherin Dian Fossey. Auch landschaftlich hat der Virunga-Nationalpark einiges zu bieten: Hohe Berge mit Gletschern, aktive Vulkane, Berg- und Regenwälder, Savannen, Sümpfe und grosse Seen durchziehen Afrikas ältesten Nationalpark. Durch gemeinsame Grenzen mit vier weiteren Naturparks bildet er ein zusammenhängendes Schutzgebiet mit einer Ausdehnung von ungefähr 18‘000 Quadratkilometern, was knapp der Grösse Sloweniens entspricht.
"Der Virunga-Nationalpark enthält mehr Arten von Säugetieren, Reptilien und Vögeln als jedes andere Schutzgebiet in Afrika und vielleicht sogar in der ganzen Welt."
José E.B. Endundo (Umweltminister der Demokratischen Republik Kongo)
Der Virunga-Nationalpark wurde von der UNESCO schon 1979 zum Weltnaturerbe erklärt. Bisher ist es gelungen, ihn zu schützen, doch der Preis dafür ist hoch: Fast 150 Ranger starben bei der Verteidigung des Schutzgebietes gegen skrupellose Wilderer und Holzfäller. Das Naturparadies ist seit kurzem einer Bedrohung ausgesetzt, gegen die auch die besten Ranger machtlos sind: In dem Gebiet wurde Erdöl gefunden. Im Jahr 2012 vergab Joseph Kabila, der Präsident der Demokratischen Republik Kongo, eine Konzession für Erdölbohrungen, die 85 Prozent des Gebietes des Virunga-Nationalparks umfasst. Während Firmen wie Shell erklärt haben, auf jegliche Aktivitäten in Weltnaturerbestätten zu verzichten, ist SOCO bis heute die einzige Ölfirma, die innerhalb der Nationalparkgrenzen nach Öl bohren will. „Das Engagement von SOCO erfolgt auf der Basis einer ausdrücklichen Einladung der Regierung der Demokratischen Republik Kongo, die in Form eines Production-Sharing-Vertrags im Jahr 2006 formalisiert und durch präsidentiellen Erlass im Jahr 2010 ratifiziert wurde.“, schreibt Soco auf seiner Homepage.
Natürlich ist es für finanzstarke Unternehmen einfach, solche „Einladungen“ von Entwicklungsländern zu erhalten. Doch auch die Entscheidungsträger im Kongo haben ihre Verantwortung gegenüber der Umwelt und der lokalen Bevölkerung nicht wahrgenommen, speziell Präsident Kabila und Umweltminister Endundo. Dieser hatte schon 2011 eine Urwaldfläche fünfmal so gross wie Belgien zur Abholzung freigegeben. Bleibt zu hoffen, dass die Kampagne des WWF Erfolg hat und der öffentliche Druck SOCO davon abhält, im Virunga-Nationalpark Öl zu fördern.
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