Land Grabbing: Auch die Schweiz macht mit

18 Sep 2013

Als „Land Grabbing“ werden geschäftliche Transaktionen bezeichnet, bei denen Unternehmen oder Regierungen auf fremden Staatsgebieten (vor allem in Entwicklungsländern) grosse Ländereien erwerben. Weltweit sind mittlerweile 32 Millionen Hektaren Land verkauft oder langfristig verpachtet worden. Das entspricht knapp vier Mal der Gesamtfläche von Portugal. Auch die Schweiz hat in über 15‘000 Hektar Land investiert…

Von 2007 bis 2008 verdoppelten sich die Weltmarktpreise für die Grundnahrungsmittel Mais, Reis, Weizen und Soja. Dadurch litten nach Schätzungen der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) 75 Millionen Menschen zusätzlich an Hunger. In Entwicklungsländern stiegen die Verbraucherpreise um bis zu 40% an. In der reichen westlichen Welt wurde diese Nahrungsmittelpreiskrise nicht wirklich wahrgenommen; zu beschäftigt war man mit der Finanzkrise von 2008. Beide Krisen zusammen haben einen regelrechten Sturm auf die Landreserven der Welt ausgelöst. Investoren suchen sichere Anlageziele. Regierungen machen sich Sorgen um die Nahrungssicherheit ihrer Bevölkerung. Reiche Länder mit limitierten Anbauflächen wie Japan oder die Golfstaaten sichern sich in Übersee fruchtbare Ländereien. Einige Beispiele: China hat in der Demokratischen Republik Kongo angeblich eine 2,8 Millionen Hektar grosse Fläche gepachtet, um dort die die größte Ölpalmenplantage der Welt aufzuziehen. Der New Yorker Investmentfonds Jarch Capital hat im Süden des Sudan mit Warlords einen Pachtvertrag über 400‘000 Hektar Land abgeschlossen. Äthiopien hat trotz hungernder Bevölkerung insgesamt fast 10% seines fruchtbaren Landes (eine Million Hektar) verkauft oder verpachtet (vgl. umweltnetz-Beitrag Land Grabbing – Die Dritte Welt im Ausverkauf vom 17. Dez. 2012)

„Wenn Nahrung knapp wird, dann braucht der Investor einen schwachen Staat, der ihm keine Regeln aufzwingt.“ Philippe Heilberg (Vorsitzender Jarch Capital)

Auch die Schweiz mischt in diesem Rennen mit und hat bis heute sechs Transaktionen mit Sierra Leone, Mosambik, Tansania, Myanmar, Vietnam und Russland abgeschlossen. Investiert wird in Nahrungsmittel, erneuerbare Energien und Bioenergie.  Der Zweck dieser Investitionen ist nicht Umweltschutz, sondern das Versprechen einer überdurchschnittlichen Rendite. Heute sind die Weltmarktpreise für Grundnahrungsmittel fast so hoch wie während der Nahrungsmittelpreiskrise. Über die Firma Volga Farming investiert die Schweiz in Ackerland in Russland. Via die Firma Addax Bioenergy sind Schweizer Investoren an Zuckerrohrfeldern zur Bioenergieproduktion in Sierra Leone beteiligt. Die Green Power Holding AG mit Sitz in Zürich besitzt Ländereien in Mozambik. Die Websites dieser Firmen werben aggressiv um Investoren. Volga Farming etwa schreibt auf ihrer Website: „Der Klimawandel bedroht grosse Flächen von fruchtbarem Land. 12 Millionen Hektaren Landwirtschaftsland gehen jährlich durch Erosion verloren. Zusammen mit dem zunehmenden Bedarf an Nahrungsmitteln ergibt sich eine fantastische Gelegenheit für eine signifikante Rendite.“

Weiterführende Links:
The Online Public Database on Land Deals

(Bild: Symbolbild Land grabbing - publiziert auf farmlandgrab.org)

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