In Mooren entsteht ein organisches Sediment, das man als Torf bezeichnet. Dieses ist zum einen ein Brennstoff und wird zum anderen als Supernährboden zusammen mit Kompost und Dünger für Setzlinge verwendet. Torf ist eine Ablagerung aus, aufgrund von Sauerstoffmangel, nicht vollständig zersetztem Pflanzenmaterial in Hochmooren. Die Hochmoore sind wichtige Ökosysteme. Sie beheimaten viele spezialisierte Arten, zudem sind sie ein Langzeit-Kohlenstoffspeicher. Weiter speichern und filtern sie unser Wasser und schützen uns vor Überschwemmungen. Auf das lokale Klima haben sie eine kühlende Wirkung, und auch als Naherholungsgebiete und Erlebnisraum für Familien mit Kindern haben sie viel zu bieten.
„Die physikalisch-chemischen Eigenschaften des Torfs sind vielfältig.“
Laurent Oppliger, Gärtnermeister im Botanischen Garten Neuenburg
Seit der Annahme der Rothenturm-Initiative 1987 ist der Abbau von Torf in der Schweiz verboten. Dies hinderte die Schweiz nicht daran, letztes Jahr rund 86‘000 Tonnen Torf im Wert von 16 Millionen Franken zu importieren: Ein gutes Beispiel dafür, wie wir die Folgen unseres umweltschädigenden Verhaltens ins Ausland verlagern. Der Abbau von Torf zerstört indessen auch dort nicht nur die Hochmoore, sondern setzt auch das darin gespeicherte CO2 frei. Dies schädigt Klima und Biodiversität gleichermassen. Erfreulich ist, dass die Importmengen rückläufig sind. Dies belegen aktuelle Zahlen. Wurden 2012 noch 120‘000 Tonnen Torf importiert, waren es 2013 nur noch 102‘000 Tonnen. Laurent Oppliger, Gärtnermeister im Botanischen Garten Neuenburg, führt über die Bedeutung des Torfs im Gartenbau aus: „Seine physikalisch-chemischen Eigenschaften sind vielfältig. Er funktioniert wie ein Schwamm und hält so das Wasser zurück. Zudem belüftet er den Boden und begünstigt dadurch das Wurzelwachstum. Indem er den Puffereffekt im Boden erhöht, bremst er auch die Auswaschung von Nährstoffen.“
Landi verkauft reinen Torf
Ende 2012 hat der Bundesrat dem Parlament ein Torfausstiegskonzept vorgelegt. Dieses zielt auf eine Reduktion bzw. einen Verzicht von Torf im Gartenbau. In einer ersten Phase setzt der Bundesrat einerseits auf freiwillige Massnahmen wie beispielsweise Branchenvereinbarungen, und andererseits auf politisches Engagement im Rahmen diverser internationaler Konventionen (Rasmar-Konvention). Wird die vollständige Reduktion der Torfverwendung nicht erreicht, so werden in einer zweiten Phase handelspolitische Massnahmen ergriffen. Dieser Ausstieg ist jedoch ins Stocken geraten, da es an Alternativen für Torf mangelt. Umweltnetz-schweiz wagte einen Blick in die Regale der Gartenbaugeschäfte. Bei Coop Bau+Hobby enthielten die beiden Compo Sana Produkte (Gartenerde und Qualitäts-Blumenerde) Hochmoortorf. Die meisten Produkte der Linie „oecoplan“ enthielten keinen Torf und waren auch dementsprechend gekennzeichnet (ohne Torf oder torffrei). Sauer aufgestossen ist uns der Webshop der Landi. In diesem preist das Gartenbaugeschäft Gartenerde aus reinem Torf an. Dieser Torf stammt meist aus Skandinavien, dem Baltikum oder Indonesien.
Der grüne Torf
Ein nachhaltiger Torfanbau ist nicht möglich, da die Moore über Jahrtausende und pro Jahr nur um einen Millimeter anwachsen. Hans Joosten, Forscher an der Universität Greifswald, machte es sich dennoch zum Ziel, Torf anzubauen. Der Anbau erfolgt über die Torfeigenschaften ersetzende Moose. Er selbst war überzeugt, mindestens zehn Jahre auf einen geschlossenen Moosrasen warten zu müssen. Doch bereits nach eineinhalb Jahren bedeckte ein grüner Teppich die Versuchsfläche. Mittlerweile können die Forscher alle drei Jahre ernten. Dabei werden die oberen Zentimeter der Moosspitzen abgemäht. Ein Vorteil ist, dass die Moose keine Erde benötigen. Sie bilden den Boden selbst. Entscheidend sei, dass das Moos immer bis zu zwei Zentimeter unter die Spitzen im Wasser stehe.
Deutschland benötigt rund acht Millionen Kubikmeter Torf pro Jahr. Auf einer Fläche von lediglich 40‘000 Hektaren könnte man diese Menge durch grünen Torf ersetzen. Die dafür benötigten Nutzungsflächen sind aber, im Vergleich zum Torf aus den Hochmooren, deutlich teurer. Dies zeigt auch das Beispiel Schweiz. Hier sind die Flächen für Nutzpflanzen grundsätzlich für die Ernährung reserviert.
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Hochmoore sind wichtige Ökosysteme. Quelle: pixabay.com
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Langzeit-Kohlenstoffspeicher Hochmoor Quelle: pixabay.com
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Torfwerk in Oldenburg Quelle: flickr.com
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https://www.umweltnetz-schweiz.ch/themen/ressourcen/1791-der-gr%C3%BCne-torf.html#sigProIdb6793271b6
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