Der Boden besteht aus anorganischen Mineralien und dem organischen Humus. Das feste organische Material, der fruchtbare Humus, ist hauptverantwortlich für den Nährstoff- und Wasserhaushalt im Boden. Er ist am stärksten im Oberboden vertreten. Sein Anteil beträgt im Boden normalerweise zwischen zwei bis fünf Prozent, während er in torfigen Böden bis zu 20 Prozent sein kann. Zu einem Verlust an Humus kommt es durch eine enge Fruchtfolge mit humuszehrenden Pflanzen und durch zu intensive Bodenbearbeitung. Als Folge davon werden Bodenorganismen dezimiert und der im Humus gebundene Kohlenstoff in Form von Kohlendioxid freigesetzt.
Lebensnotwendige Pflanzennährstoffe
Der Mineralgehalt des Bodens ist je nach Gesteinstyp sehr unterschiedlich. Für das Pflanzenwachstum sind nur verhältnismässig wenige Nährstoffe essentiell. Fehlt allerdings ein einziger Hauptnährstoff, können Pflanzen nicht mehr gedeihen. Auf landwirtschaftlichen Nutzflächen werden mit der Ernte unnatürlich grosse Mengen an gebundenen Nährstoffen abgetragen, die mittels Düngung dem System wieder zugefügt werden müssen, um Ernteeinbussen zu vermeiden. Stickstoff steht für das Pflanzenwachstum an oberster Stelle. Leider kann der in der Luft zur Genüge vorhandene Stickstoff von der Pflanze nicht verwertet werden. Stickstoff bindet sich an organisches Material, kann aber aufgrund seiner Wasserlöslichkeit aus dem Boden ausgewaschen werden und das Grundwasser belasten. Auch Phosphor und Kalium sind entscheidend, denn sie sind notwendig für das Wurzelwachstum. Schwefel braucht die Pflanze für die Samenentwicklung und Magnesium für die Bildung von Blattgrün, dem Chlorophyll. Auch Calzium spielt eine wichtige Rolle. Es verhindert eine Versauerung des Bodens, bindet Schadstoffe, sorgt für eine stabile Bodenstruktur und für die Verfügbarkeit von Pflanzennährstoffen.
Verborgene, aber bedeutungsvolle Mikroflora
Bakterien und Pilze sind hauptverantwortlich für die Zersetzung von organischem - also pflanzlichem oder tierischem -Material, damit dieses wiederum von den Pflanzen verwertet werden kann. Verschiedene Bakterienarten bilden mit Wurzeln von Pflanzen Lebensgemeinschaften zum Nutzen beider, sogenannte Symbiosen. Diese im Boden lebenden Bakterien vermögen im Gegensatz zu den Pflanzen den Stickstoff aus der Luft umzusetzen und im Boden zu fixieren. Anschliessend kann er von der Pflanze als Nitrat oder Ammonium aufgenommen werden. Die Bakterien ihrerseits profitieren von den pflanzlichen Wurzelsekreten aus Zucker und Eiweiss.
Pilze spielen nicht nur beim Abbau von Totholz eine entscheidende Rolle. Mit ihren dünnen Fäden wachsen sie als riesiges Fadennetzwerk (Myzel) durch die feinen Bodenporen. Nur die Frucht des Myzels, der je nach Art essbare Pilz, ist an der Bodenoberfläche sichtbar. Auch zwischen Pflanzenwurzeln und Pilzen kommt es oft zu Symbiosen. So versorgt der Pilz die umhüllten Pflanzenwurzeln mit Mineralsalzen, die er dank seiner unterirdischen Fäden über viele Meter heran transportiert und speichert. Der Pilz seinerseits ernährt sich vom pflanzlich produzierten Zucker, welchen er nicht selber herstellen kann.
In der Schweiz beträgt der Bodenverlust 8.6 Hektare pro Tag.
Den Boden verstehen, Buch von O. Nestroy
Der Mensch greift weltweit in diese komplexen Prozesse des Bodens ein, sei es mittels Rodungen, Monokulturen, Mineraldüngung, Pestizideinsatz, Be- oder Entwässerung. Das ist problematisch, denn damit geraten die natürlichen Stoffkreisläufe aus dem Gleichgewicht. Ein beachtlicher Verlust an Boden ist auch auf den Siedlungsdruck und die damit einhergehende Bodenversiegelung zurückzuführen. Durch die zunehmende Abdichtung der Bodenoberfläche sind die Infiltration und die Speicherung von Regenwasser gestört, was nicht nur die Stoffkreisläufe unterbindet, sondern auch zu Überschwemmungen führt.
Weitere Informationen:
Buch: Den Boden verstehen (O. Nestroy/Leopold Stocker Verlag)
Bodenkundliche Gesellschaft der Schweiz (soil.ch)
bodenreise - unterirdisch unterwegs (bodenreise.ch)
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