Sind Regenwaldböden humusreich?

Ein Urwaldriese in Australien Ein Urwaldriese in Australien

Was schätzen Sie: Welcher Boden enthält mehr Nährstoffe? Der Regenwaldboden oder ein Waldboden in der Schweiz?

In unseren gemässigten Breiten ist die Humusschicht ungefähr einen Meter dick. Der Boden in Regenwäldern ist dagegen sehr arm an Nährstoffen; nur wenige Zentimeter sind Humus. In unseren Breitengraden kommen durch die Gesteinsverwitterung neue Nährstoffe in den Boden. In den Tropen verwittern die Gesteine wegen der Feuchtigkeit und der Sonneneinstrahlung zwar schneller, wegen der heftigen Regenfälle werden die Nährstoffe und Mineralien aber seit Jahrtausenden auch gleich wieder ausgewaschen. Wieso ist der Regenwald dann trotzdem so wunderbar reich und hat eine so grosse Biomasse? Die Temperaturen, die Regenfälle und die Sonneneinstrahlung sind verlässlich und ermöglichen ein schnelles Pflanzenwachstum. Stirbt eine Pflanze, wird sie sofort von Termiten, Pilzen, Bakterien und anderen meist mikroskopisch kleinen Organismen zersetzt. Die frei werdenden Nährstoffe werden sofort von den umgebenden Lebewesen aufgenommen. Fällt ein einzelner grosser Baum - ein Urwaldriese – entsteht sogleich ein Kampf um das neu einfallende Licht. Die Lücke wird im Rekordtempo geschlossen.

Da im tropischen Boden weniger Nährstoffe sind, muss ein Baum dort ein ungleich grösseres Wurzelnetz aufbauen als einer in den gemässigten Breitengraden. Erst seit Kurzem weiss man, dass fast alle Bäume eine Symbiose mit Pilzen eingegangen sind, um überhaupt wachsen zu können. Symbiosen, also Tauschgeschäfte, die für beide Seiten lebenswichtig sind, sind im Regenwald unglaublich zahlreich. Die sogenannte Mykorrhiza ist eine geniale Sache. Pilze bilden im Wurzelraum ein unglaublich feines Geflecht. Mit diesem können sie, noch viel besser als die Pflanzen, Mineralien und Wasser aufnehmen. Einen Teil davon geben sie an die Pflanzen ab und erhalten im Gegenzug von ihr Zucker.

Plantagen statt Regenwald

Die meisten Nährstoffe und Mineralien in Regenwäldern sind also in der oberirdischen Biomasse gespeichert. Da scheint es dumm, diese abzubrennen, um dann später Felder anzupflanzen. Und tatsächlich ist es das, nur ist es leider die einfachste Methode neues Ackerland zu gewinnen, und wird deshalb immer noch praktiziert. Bevor der Mensch seine Finger im Spiel hatte, war zirka ein Fünftel der Land-Oberfläche der Erde von Regenwäldern bedeckt. Ungefähr die Hälfte dieser damaligen Fläche ist nun bedeckt mit Getreidefeldern, Weiden, Baumschulen, Sekundärwald oder Ödland. Laut der University of Michigan wären nur 20 % der Regenwaldböden überhaupt geeignet für die Landwirtschaft. Die meisten davon werden schon bestellt.

"Ein Europäer isst im Schnitt 61 kg Soja pro Jahr.“ Quelle: WWF

Rodet man den Urwald, um beispielsweise Soja anzupflanzen, wird die sowieso schon dünne Humusschicht im Laufe der Zeit durch die heftigen Regenfälle weggespült. Der Regen versickert nicht mehr, sondern fliesst in Bächen und Flüssen bis in die Ozeane. Sojaplantagen werfen meist nur wenige Jahre eine kommerziell nutzbare Ernte ab; sind die Nährstoffe erst mal weg, verödet der Landstrich. Ohne Vegetation heizt sich der Boden stärker auf. Laut Modellen der Uni Michigan ist es sogar möglich, dass besagte Fläche gar nicht wieder von einem Regenwald bewachsen werden kann, da die Feuchtigkeit nicht mehr ausreicht.

Auf Soja verzichten?

Wer nun deswegen auf Sojaprodukte verzichten möchte, dem sei an dieser Stelle gesagt: Die Fläche, auf der Soja für die Vieh-Mast angebaut wird, ist um einiges grösser, als diejenige für den menschlichen Konsum. Nur gerade 7 % des in Europa konsumierten Sojas wird von den Menschen direkt gegessen. 2013/14 wurde weltweit auf einer Fläche von 113 Mio. ha, was mehr als der dreifachen Fläche Deutschlands entspricht, Soja angebaut. Nicht nur Wälder, sondern auch Savannen und Grasländer wurden dafür zu Plantagen. Es wird eben dort produziert, wo es am günstigsten ist; v.a. in Südamerika.

Auch für Palmöl werden riesige schützenswerte Gebiete gerodet. Zurzeit liegen die Hauptanbaugebiete in Indonesien und Malaysia. Auf mehr als 10 Mio. ha wächst die Palme schon. Weil der Bedarf stetig steigt, plant China nun, die Ölpalme auf ihrem Heimatkontinent Afrika in grossem Stil anzubauen. Wenn nur nicht wieder wertvolle, einmalige Regenwälder dafür weichen müssten…

Weitere Informationen:
The Tropical Rainforest
Soy is everywhere (English)
Palm oil: productive and versatile

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