Vor einigen Wochen wurde ein PET-fressendes Bakterium, Ideonella sakaiensis 201-F6, durch japanische Forscher vom Kyoto Institute of Technology entdeckt. Die Bakterien zersetzen mittels eines bis anhin unbekannten Enzyms den Kunststoff. Ist das die Lösung unseres Abfallproblems?
PET in der Schweiz
Gemäss dem Bundesamt für Umwelt wurden 2010 rund 1 Mio. Tonnen Kunststoffe verbraucht, pro Kopf bedeutet dies 125kg. Etwa ein Viertel davon sind PE Polyethylen, zu welchem auch das PET gehört. Für die Herstellung von einem Kilogramm PET benötig man beinahe doppelt so viel Rohöl. Jährlich werden etwa 37 ‘000 Tonnen PET recycelt. Gegenüber der Neuproduktion kann somit die Hälfte der Energie eingespart werden.
Um die Kosten für Sortierung und Reinigung zu minimieren, werden in der Schweiz PET-Flaschen getrennt von übrigen Kunstoffen gesammelt (in über 35‘000 Sammelstellen). Rund 80% der in Umlauf gebrachten PET-Flaschen werden schweizweit wieder in die stoffliche Verwertung zurückgeführt.
PET weltweit
Weltweit werden jedes Jahr circa 200 Milliarden PET-Flaschen verkauft. Anders als in der Schweiz werden die wenigsten davon recycelt, sondern vielfach werden sie in der Umwelt entsorgt (gemäss Beobachter wohl einige Milliarden Flaschen jährlich). Kunststoffe wie PET-Flaschen werden nicht zersetzt sondern verkleinern sich laufend, so dass zwar nach einigen hundert Jahren die PET-Flasche nicht mehr sichtbar ist, aber Mikroplastikteilchen ins Meer oder die Böden gelangen. Von dort aus gelangen sie in tierische und somit später auch in menschliche Körper.
Verwertung durch das Bakterium
Die Bakterien des japanischen Experiments zersetzten den Plastikfilm bei rund 30°C innerhalb von 60 Wochen. Am Ende der Zersetzung blieb Glykol zurück – gemäss den Forschenden ein für die Umwelt unbedenklicher Stoff. Dieser Zersetzungsvorgang ist jedoch langsam. Trotzdem sehen die Forscher darin Potenzial – denn wenn die Terephthalsäure (Rohstoff zur Herstellung einer PET-Flasche) isoliert und wiederverwertet werden kann, können PET-Flaschen ohne weitere Zugabe von Erdöl produziert werden. Ausserdem könnten die Bakterien zur Verwendung kommen, um den Mikroplastik aus Böden und Wasser zu entfernen.
Das Bakterium wird wohl kaum unsere Plastikmüll-Problematik lösen. Die Rückführung der Flaschen zur stofflichen Verwertung liegt in den Händen der Menschen. Nur die Sammlung und Wiederverwendung des Plastiks führt zur Minimierung des Abfalls und zur Verhinderung der Anreicherung von weiterem Mikroplastik in unseren Böden und Meeren. Vielleicht wird das Bakterium eine Rolle spielen in der Säuberung der bereits mit Mikroplastik kontaminierten Böden? Wir wollen nicht zu fest darauf vertrauen, lassen uns aber gerne eines besseren belehren.
Weiterführende Informationen/Quellen:
Bundesamt für Umwelt, Abfallstoffe in der Schweiz
Bundesamt für Umwelt, PET-Getränkeflaschen
Science, Abstract
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