Ein Zertifikat für den „urwaldfreundlich“-en Papierkonsum

Nicht in allen Ländern wird nachhaltige Forstwirtschaft betrieben Nicht in allen Ländern wird nachhaltige Forstwirtschaft betrieben

Der hohe Papierverbrauch ist eine der Hauptursachen für illegale Rodungen und den Verlust von Regenwäldern. Das Schweizer Zertifikat „urwaldfreundlich“, welches für die nachhaltige Beschaffung von Holzerzeugnissen steht, feiert dieses Jahr sein 20-jähriges Bestehen.

Holz wird in vielen Bereichen unseres täglichen Lebens eingesetzt. Sei dies für Toilettenpapier, für Stühle und andere Möbel oder im Kopiergerät; verarbeitetes Holz begegnet uns in verschiedenster Form. Unser enormer Holzbedarf erhöht den Druck, die nachhaltige Beschaffung des Materials und einen sorgsamen Umgang mit dem Rohstoff sicherzustellen. Fast jeder zweite gefällte Baum wird zu Papier verarbeitet. Ein sorgsamer und sparsamer Papierverbrauch ist für den Schutz unserer Wälder deshalb unumgänglich.

„Was wir in der Schweiz konsumieren, beeinflusst das ökologische und soziale Gefüge anderswo“
urwaldfreundlich.ch

Verlust von Urwald

Der illegale Holzschlag führt weltweit zu Waldverlust. Dieser Verlust bedeutet weniger Lebensraum für viele Tiere und auch Menschen. Zudem gehen durch die Reduktion wichtige Kohlenstoffspeicher verloren, die das Klima auf der Erde ausgleichen. Täglich reduziert sich die Urwaldfläche aufgrund von Raubbau um die Grösse eines Fussballfeldes. Die Ursache liegt auch hier in der Schweiz und in Europa. Unser Konsum von Papier und anderen Holzerzeugnissen ist hoch, und nicht immer führen die Produktionswege auf eine nachhaltige Holz- und Papierbeschaffung zurück.

Zertifizierung „urwaldfreundlich“

Der Förderverein für umweltverträgliche Papiere und Büroökologie Schweiz (FUPS) setzt sich seit der Gründung im Jahr 1982 für den sparsamen Papierverbrauch und einen sinnvollen Einsatz von Altpapier ein. Seit dem 24. Februar 2016 ist der Verein unter dem Namen „Ecopaper“ bekannt. Die Initianten verweisen auf die Verantwortung, die der Konsument von Holzerzeugnissen trägt – auch hier in Europa – und appellieren deshalb für einen sparsamen Papierverbrauch und den sinnvollen Einsatz von Altpapier. Aus diesem Antrieb entstand vor 20 Jahren das Projekt „urwaldfreundlich“, welches dieses Jahr Jubiläum feiert.

Urwaldfreundlich heisst: Verzicht auf Holz und Holzprodukte aus Raubbau. Stattdessen werden FSC-zertifiziertes Holz und/oder Hölzer aus der Schweiz beziehungsweise aus dem benachbarten Ausland verwendet. Zudem soll wann immer möglich Recyclingpapier eingesetzt und eine allgemeine Senkung des Papierverbrauchs angestrebt werden.
urwaldfreundlich.ch

Die Aktion ruft Gemeinden, Vereine, Kantone, Städte, sowie Kirchgemeinden, Schulen und Firmen dazu auf, ihre Anschaffungen im Bereich Holz und Papier nachhaltig auszurichten. Wer sich als „urwaldfreundlich“ erklärt, nimmt die Vorbildfunktion im Bereich nachhaltiger Beschaffung gegenüber der Bevölkerung ernst. Mit dem Einsatz von Recycling- statt Neufaserpapier wird zudem der Energieverbrauch reduziert. Ein Vergleich zeigt die Ersparnis durch Recycling-Papier auf:

Frischfaser: Für ein handelsübliches Päckchen Kopierpapier (500 Blatt DIN A4, 2,3 kg) werden 7,5 Kilogramm Holz, 130 Liter Wasser und 26,8 Kilowattstunden Energie benötigt.

Altpapier: Für das bereits erwähnte Päckchen Kopierpapier werden dann nur noch 2,8 Kilogramm Altpapier, 51 Liter Wasser und 10,5 Kilowattstunden Energie benötigt.

Zertifizierte Teilnehmer erklären sich unter anderem dazu bereit, ihren Papierverbrauch zu reduzieren und wenn immer möglich Recyclingqualität einzusetzen. Wenn in zwingenden Fällen hochweisses Neufaserpapier eingesetzt wird, soll es das Label FSC Pure oder mindestens FSC Mix tragen. In den vergangenen Jahren haben sich über 600 Gemeinden mit den Zielen der Aktion einverstanden erklärt. Diese und auch die restlichen politischen Gemeinden der Schweiz (Insgesamt 2'254, Stand 01.01.2017) werden im diesjährigen Jubiläumsjahr zu einer Zertifizierung bzw. Rezertifizierung aufgerufen. Ist Ihre Gemeinde bereits „urwaldfreundlich“?


Was kann ich denn nun als einzelner tun?
Wer den Papierkonsum aufs Minimum einschränkt, erzielt bereits grosse Wirkung. Trotz elektronischem Zeitalter verbrauchen wir im Büro, für Werbematerialien, Zeitschriften und Hygieneprodukte zunehmende Mengen an Papier. Oft wird man im Alltag mit unnötigen Drucken wie Flyern und Katalogen überhäuft. Am besten bringt man am Briefkasten einen „Bitte keine Werbung“-Sticker an oder weist die Werbetreibenden darauf hin, dass man in Zukunft keine Werbung mehr erhalten möchte. Im Umgang mit kurzlebigen Produkten oder Handzetteln sollte immer zu Recycling-Papier gegriffen werden. Bei Holz oder Frischfaserprodukten sollte auf das FSC-Label geachtet werden. Mustern Sie beim Kauf von Fertigmöbeln und Produkten den Materialbeschrieb. Exotische Hölzer (Teak, Bangkirai, Akazie, …) sind zu meiden. Diese sind Tropenhölzer und werden oft – ganz abgesehen von den langen Transportwegen – trotz Zertifizierung nicht nachhaltig geforstet. Somit kann illegaler Holzeinschlag und Raubbau beim Kauf solcher Hölzer nicht zu hundert Prozent ausgeschlossen werden.

Eine gute Sache? Für die Weiterführung ihrer Tätigkeit ist Ecopaper auf Unterstützung angewiesen. Werden Sie Vereinsmitglied oder unterstützen Sie den Verein über Ecocrowd.

Weiterführende Informationen:

Ecopaper und ihr Projekt urwaldfreundlich

Unterstützung des Vereins Ecopaper: weniger Papier – mehr Wald

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