Kies als grösster Bodenschatz der Schweiz

Der Gleisbau ist auf hohe Schotterqualität angewiesen Der Gleisbau ist auf hohe Schotterqualität angewiesen

Mineralische Rohstoffe wie Kies und Hartgestein sind in der Schweiz noch reichlich vorhanden. Ihr Abbau stösst aber auf Widerstand.

Die Schweiz ist reich an mineralischen Rohstoffen. Grosse Bedeutung haben Kies und Hartgesteine. Weltweit sind dies die meistgeförderten mineralischen Rohstoffe mit 9000 Millionen Tonnen Kies und Sand. An zweiter Stelle sind Hart- und Werksteine mit einer jährlichen Fördermenge von 3800 Millionen Tonnen. Zum Vergleich: In der Schweiz werden gut 40 Millionen Tonnen Kies gewonnen und rund 2 Millionen Tonnen Hartsteine verarbeitet. Unser Land exportiert davon nichts, die Menge deckt heute kaum den Inlandbedarf.

Kies – Schotter – Hartgestein

Der Schotter der natürlichen Kiesvorkommen – entstanden durch die Ablagerungen von Gletschern und Fliessgewässern – sind ein Gemisch aus Kies, Sand und Feinanteilen mit verschiedenen Korngrössen und rundgeschliffener Oberfläche. Geologisch sind es in der Regel unterschiedliche Gesteinsarten wie Granit, Gneis und Kalksteine. Der Abtrag erfolgt oberflächig mit Baggern, das Material wird anschliessend im Kieswerk gewaschen und nach Grösse sortiert.

Kies wird auch in Steinbrüchen gewonnen. Durch Sprengungen werden Felsbrocken gelöst, die mit Brechern zerkleinert werden. Felsgebrochenes Hartgestein ist scharfkantig und besteht in der Schweiz mehrheitlich aus Kieselkalken; vor allem aus den Mineralien Kalzit und Quarz. Dieses Material ist extrem widerstandsfähig. Es ist meist stabiler und langlebiger als das Gesteinsmaterial aus Kiesablagerungen.

Verwendung

Insbesondere der Gleisbau ist auf Schotter von hoher Qualität angewiesen. Für die extremen Witterungsbedingungen und die hohen Belastungen durch das Befahren der Züge eignet sich der Schotter aus Hartstein am besten. Er erfüllt auch die Technischen Vorschriften der SBB für Qualität und Produktion von Bahnschotter.

Der Strassenbau benötigt ebenfalls Kies von hoher Qualität, denn auch die Beanspruchung von Strassen, insbesondere der Nationalstrassen, ist hoch. Grundsätzlich gilt, dass bessere Grundstoffe auch langlebigere Verkehrsinfrastrukturen ermöglichen; was wiederum bedeutet, dass weniger schnell eine Sanierung in Angriff genommen werden muss.

Etwa 80 % des Schweizer Hartsteinschotters wird für Strassen und Geleise benötigt. Die restlichen 20 % finden unter anderem für die Gartengestaltung und den Wegbau - unbefestigte Strassen und Wege - Verwendung.

Der im Hochbau eingesetzte Beton besteht zu über 80 % aus Sand und Kies. Hier gelten andere Qualitätsansprüche. Für Beton eignet sich Schotter aus Kiesgruben.

Schweizer Bedarf an Schotter

Der weitaus grösste Abnehmer des Materials ist die Bauwirtschaft für Gebäude, Strassen und Bahngeleise. Bis in die 1990er Jahre konnte unser Land den Gesamtbedarf aus eigenen Kiesgruben und Steinbrüchen decken. Inzwischen muss auch Material importiert werden. Auf der einen Seite sind unsere Vorkommen keine unerschöpflichen Quellen, weil sich auch diese Ressource nicht so schnell regeneriert, wie sie abgebaut wird. Auf der anderen Seite gäbe es aber noch viele Standorte, die der geforderten Qualität entsprechen würden. Durch Interessen- und Nutzungskonflikte können diese Lagerstätten aber nicht abgebaut werden.

Interessen- und Nutzungskonflikte

Die Erteilung einer Konzession für den Abbau von Kies und Hartgestein ist an vielfältige Bedingungen geknüpft. Eine hohe Qualität des Materials reicht nicht aus. Noch ungenutzte Kiesvorkommen im Mittelland befinden sich heute häufig unter Waldflächen, unter überbauten Gebieten oder in unmittelbarer Nähe von Siedlungen. Gegen die Erschliessung neuer Abbaugebiete und deren Betrieb regt sich oft Widerstand in der Bevölkerung. Sie wehrt sich gegen die Lärmbelastung, den Transportverkehr und die Luftimmissionen. Auch die Auflagen zur Rekultivierung der Areale nach dem erfolgten Abbau wirken nicht überzeugend genug.

„Die Schweiz hat grosse Infrastrukturprojekte vor sich. Sie kann diese technisch bewältigen, aber wir brauchen auch die Rohstoffe dazu.“
Andreas Möri, swisstopo

Ein weiteres Konfliktfeld sind Grundwasserschutzzonen. Das Bundesgesetz über den Schutz der Gewässer (Gewässerschutzgesetz) verbietet die Entnahme von Kies in solchen Zonen. Gerade diese Stellen sind reich an Kies und Sand. Bei Grundwasservorkommen ausserhalb dieser Schutzzonen darf nur bis zu einer gewissen Tiefe oberhalb des Grundwasserspiegels Material abgebaut werden. Dies beeinträchtigt die Rentabilität der Förderung.

Die Schweizer Hartsteinvorkommen befinden sich auf einem schmalen Band entlang des nördlichen Alpenrandes; vom St. Galler Rheintal bis zum Genfersee. Dieser Streifen ist auch landschaftlich schützenswert und einige Flächen sind BLN-Gebiete (Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung). Die meisten Hartsteinbrüche und potentiellen Standorte befinden sich in solchen Schutzgebieten. Hier muss ein hohes nationales Interesse erfüllt werden, damit eine Bewilligung erteilt wird.

Aus ökonomischen und ökologischen Gründen ist die Versorgung mit mineralischen Rohstoffen regional organisiert, damit die Transportwege möglichst kurz bleiben. Unter den obengenannten Einschränkungen kann dieser Grundsatz schwer eingehalten werden.

Recycling

Mineralische Stoffe lassen sich mehrfach recyclieren. Schon heute werden etwa 90% der Bauabfälle verwertet. Auch gebrauchter Gleisschotter gelangt in Recyclinganlagen, wo er gereinigt und je nach Verwendungszweck gebrochen wird. Rund 80% kann so für Beläge, Betonherstellung oder Koffermaterial genutzt werden. Geschlossene Stoffkreisläufe bei mineralischen Rohstoffen erlangen immer mehr Bedeutung. Und selbst der Bauaushub wird zunehmend der Verwertung zugeführt und landet nicht unbesehen in Deponien.

„Recycling alleine reicht nicht, wir müssen auch eine langfristige Versorgung von Primärrohstoffen sicherstellen.“
Andreas Möri, swisstopo

 

Quellen und weitere Informationen:
Mineralische Rohstoffe in der Schweiz
BLN Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler

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