Ein wichtiges Problem, für die Produktion von Nahrungsmitteln, ist die starke Abhängigkeit der Landwirtschaft von klimabedingten Faktoren. Unsere Lebensmittel wachsen nur, wenn die Bedingungen für die Pflanzen stimmen. In einer Zeit, in der die Bedrohung des Klimawandels wächst und sich erste Auswirkungen zeigen, müssen deshalb Anpassungsmassnahmen getroffen werden. Veränderte Klimabedingungen verlangen mancherorts neue Anbaumethoden und/oder neue Pflanzensorten.
Zusätzlich zum Klimawandel muss die steigende Bevölkerungszahl bedacht werden. Diese Zunahme hat zur Folge, dass wir immer grössere Mengen produzieren und unsere Kapazitäten verbessern müssen. Die Städte sind die Metropolen unserer Gesellschaft, doch die Lebensmittelproduktion spielt sich primär in ländlichen Gebieten ab. Mit der Entstehung von Mega-Citys müssen neue Formen der Produktion und Verteilung von Lebensmitteln in Betracht gezogen werden. Ein Versuch, Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten, besteht in der vertikalen Landwirtschaft, dem „Vertical Farming“.
Dickson Despommier, Professor für Umweltgesundheit und Mikrobiologie an der Columbia Universität in New York, entwickelte 1999 mit Studenten die Idee der vertikalen Landwirtschaft. Was verstehen wir unter Vertical Farming? Bei dieser Produktionsweise werden Pflanzen auf kleinstem Raum in Etagen übereinander angebaut. Ackerboden und Sonnenlicht werden mit künstlichen Mitteln ersetzt. Die Pflanzen werden mit LED-Licht (zum Teil in Kombination mit natürlicher Sonneneinstrahlung) beschienen und wachsen in einer Nährlösung. Die Klimabedingungen können genauestens gesteuert werden. Mit dieser Methode wird eine ganzjährige und wetterunabhängige Kultivierung von Lebensmitteln möglich. Als Standort für die vertikale Landwirtschaft kommen mehrere Optionen in Frage. So kann eine Vertical Farm in einem Hochhaus (in der Wüste) oder in einem umfunktionierten, ausrangierten Schiffcontainer entstehen. Am naheliegendsten ist die vertikale Landwirtschaft in der Stadt. Die Produktion läuft dann dort ab, wo auch die grösste Nachfrage besteht. In einer Vertical Farm ist es einfacher, die Kreisläufe zu schliessen und nachhaltig zu kultivieren: Wasserrecycling, Solarstrom, Erdwärme… alles hors-sol.
Positives
- Transporte werden verkürzt, weil die Produktion lokal abläuft
- Effizienz wird gesteigert, weil vieles automatisch durchgeführt wird
- verbesserte Lebensmittelsicherheit (unabhängig von Saison, Wetter oder Klima)
- keine Herbizide oder Pestizide werden benötigt, weil der Anbau Indoor abläuft
- weniger Fläche wird benötigt
Negatives
- Der Bau einer Vertical Farm und ihr Betrieb verursachen einen hohen Energieaufwand: Künstliche Beleuchtung, Belüftung, Bewässerung, Substrat…
- Mehrwerte der klassischen Landwirtschaft gehen verloren (Förderung Biodiversität, touristische Attraktivität, Berufe…)
- Abhängigkeit von Investoren
- bislang sehr teuer.
Seit den 90er Jahren wird an der Idee der vertikalen Landwirtschaft herumgetüftelt, aber der neue Ansatz vermochte sich noch nicht durchzusetzen. Die Hauptautorin einer Studie der Uni Göttingen, Kristin Jürkenbech, kommt zum Schluss, dass das Thema Nachhaltigkeit im Fokus der Konsumentinnen steht: „Nur Systeme die wirklich umweltfreundlich sind, werden die Verbraucher überzeugen.“
Viel eher liessen sich spürbare Erfolge erzielen durch Vermeidung der enormen Verluste sowohl in Produktion, Handel und Konsum. In der Schweiz fallen jährlich 2.6 Millionen Lebensmittelabfälle an (gewogen in Frischsubstanz).
https://www.umweltnetz-schweiz.ch/themen/ressourcen/3341-die-landwirtschaft-spriesst-in-die-hoehe.html#sigProId32d457e062
Quellen und weitere Informationen:
Vertical Farm institute
Uni Göttingen: Presseinformation
bafu.admin: Lebensmittelabfälle
Admin BAFU: Grafik Lebensmittelverschwendung
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