Hanftextilien haben eine lange Tradition: Menschen kleideten sich schon im Jahr 2000 vor Christus mit den Hanffasern, Christopher Columbus liess seine Segel für sein Schiff aus Hanf herstellen und die erste Jeans von Levi Strauss wurde ebenfalls aus Hanf geschneidert. Bis zum Ende des 19. Jahrhundert war Hanf die weltweit verbreitetste und gebräuchlichste Textilfaser. Durch die Entwicklung der Baumwoll-Spinnmaschine sowie der billigen Importe von Baumwolle aus Asien und Russland wurde die Nutzung von Hanf als Textilfaser weitestgehend beendet.
Heute erlebt die Hanfbekleidung ein Comeback und wird immer mehr zur Option gegenüber herkömmlichen Textilien aus Baumwolle oder synthetischen Fasern. Mittlerweile gibt es neben Hanfshirts und Hanfjeans auch Accessoires, Rucksäcke, Schuhe und Hüte. Businesstaugliche Schnitte machen die Hanfbekleidung bürotauglich.
Vorteile
Durch die Eigenschaften der Hanffaser sind die Textilien besonders widerstandsfähig und schmutzabweisend. Die Stoffe sind wärmer, reissfester und saugfähiger als Baumwollstoffe. Die guten Trageeigenschaften kommen von der hervorragenden Feuchtigkeitsregulierung der Hanffasern. Hanfkleidung kann bis zu 30% Feuchtigkeit aufnehmen, ohne dass sich schlechte Gerüche bilden. Hanfkleidung kann das ganze Jahr getragen werden: Sie kühlt im Sommer und wärmt im Winter. Die einzigartige Struktur der Zellulosefaser der Hanfpflanze macht die Kleidung sowohl atmungsaktiv als auch isolierend. Ausserdem sind Hanftextilien aufgrund der guten Hautverträglichkeit auch für Allergiker und Menschen mit empfindlicher Haut geeignet.
Baumwolle versus Hanf
Der Anbau von Hanf ist nachhaltig und ökologisch. Er bedarf keines Einsatzes von Pestiziden, da Hanf sich selbst vor Schädlingen schützen kann. Auch braucht die Hanfpflanze weniger Wasser als die Baumwollpflanze – ein gewichtiges Argument angesichts des immensen Wasserverbrauchs der Baumwollplantagen. Der Anbau von Hanf ist indessen nicht nur ressourcensparender, er ist auch ergiebiger: Baut man auf einer gleich grossen Fläche Hanf und Baumwolle an, so erntet man drei Mal mehr Hanffasern als Baumwollfasern.
Vergleicht man die beiden Fasern unter dem Mikroskop, zeigt sich, dass die Hanffasern lang und dicht miteinander verbunden sind. Die Baumwollfasern sind hingegen viel kürzer und lockerer zusammengefügt. Diese Eigenschaften der Hanffaser machen die Hanfkleidung widerstandsfähiger gegenüber verschiedenen Umweltfaktoren. Auch ist der UV-Schutz grösser, da das Gewebe dichter ist.
Synthetische Faser versus Hanf
Im Gegensatz zur Kleidung aus Kunstfasern braucht die Hanffaser keine fossilen Brennstoffe zur Produktion. Beim Waschgang entsteht kein Mikroplastik, das ins Abwasser gelangt. Und auch das ausgediente Kleidungsstück überdauert nicht jahrelang auf dem Abfallberg, sondern ist biologisch abbaubar. Trotzdem sind 60% unserer Kleidung aus synthetischen Fasern hergestellt. Der Grossteil unserer Textilien ist also sehr energieintensiv und verursacht Treibhausgase.
Verarbeitung
Mittlerweile kann Hanf wie Baumwolle verarbeitet werden. Das ermöglicht Schnitte aller Art in unterschiedlichen Web- und Stricktechniken. Von gedeckten Farben bis zu auffälligen Mustern ist alles abgedeckt. Nicht nur in der Herstellung, auch im täglichen Gebrauch haben Hanftextilien eine bessere Ökobilanz als die herkömmlichen Textilien aus Baumwolle. Wird ein verschwitztes Kleidungsstück über Nacht an der frischen Luft aufgehängt, so ist es am nächsten Morgen auch ohne Waschmaschine wieder geruchsneutral. Das bedeutet konkret: Weniger Wäsche, einen geringeren Wasserverbrauch, weniger Stromkosten und ausserdem einen reduzierten Bedarf an Waschmitteln.
Faire Kleidung
Im Unterschied zu Textilien aus Baumwoll- oder Kunstfasern kann die Hanfkleidung durch ihre besondere Beschaffenheit punkten. Auch der Anbau von Hanf bzw. die Herstellung und Produktion der Hanftextilien sind nachhaltiger und ökologischer als bei der zurzeit handelsüblichen Kleidung. Seit den 1990er-Jahren wird wieder mehr und mehr Faserhanf in Europa angebaut, und der Markt der Ökologischen Textilien wächst. So stehen mittlerweile auch viele modische Kollektionen zur Auswahl.
Achten Sie beim Kauf der Hanfkleidung aber dennoch auf Bio-Zertifizierungen. Der Grossteil der Hanffasern stammt aus China. Es sollte sichergestellt sein, dass der Hanf ökologisch angebaut und fair weiterverarbeitet wurde. Am besten ist natürlich die Verwendung von europäischem Hanf, um den Transport zu vermeiden und den lokalen Anbau zu stärken.
Zeit für ihre erste Hanftextilie oder die Erweiterung ihrer Sammlung!
Quellen und weitere Informationen:
Hanf Magazin: Situation der Hanftextilproduktion
Vorteile Hanfstoffe
Fairlies: Nachhaltige Textilien
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