Einmal die dreckige Golduhr, bitte!

Jährlich werden rund 3300 Tonnen Gold abgebaut. Bis zu 70% davon werden in der Schweiz raffiniert. Jährlich werden rund 3300 Tonnen Gold abgebaut. Bis zu 70% davon werden in der Schweiz raffiniert.

Die Schweiz ist ein wichtiger Standort für die Herstellung von Schmuck und Uhren. Woher die Zutaten für die goldenen Preziosen stammen, wird jedoch gerne verdrängt.

 

Seit Jahrtausenden fasziniert Gold die Menschheit. Bereits im alten Ägypten und in Lateinamerika galt es als das Metall des Sonnengottes und wurde zur Herstellung von Schmuck verwendet. Jahrelang basierten viele Währungen der Welt auf Goldreserven. Und doch wird Gold häufig unter den schlimmsten Bedingungen gewonnen: Sklavenarbeit, Kinderarbeit, Zwangsprostitution und Umweltzerstörungen wie Waldrodungen oder die Emissionen giftiger Stoffe gehen in vielen Teilen der Welt immer noch Hand in Hand mit der Goldgewinnung. Der intransparente und kaum rückverfolgbare Weg von der Mine bis in unsere Geschäfte verschleiert diese ökologischen und sozialen Missstände.

Wasser und Luft

Eine grosse Problematik von Goldbergbauprojekten sind die Auswirkungen auf die Qualität und Verfügbarkeit der Wasserressourcen in betroffenen Gebieten. Für den Abbau wird viel Wasser benötigt, welches nur selten ordnungsgemäss bewirtschaftet wird. Im Goldbergbau wird ausserdem häufig Quecksilber verwendet, welches das Wasser kontaminiert. Sowohl die Oberflächen- wie auch die Grundwasservorräte werden dadurch vergiftet, mit verheerenden Auswirkungen auf Wasser- und Landlebewesen sowie die lokale Bevölkerung.
Die Quecksilberemissionen sind nicht nur im Wasser problematisch. Auch in unserer Atmosphäre ist Quecksilber ein Gesundheitsrisiko. Rund 838 Tonnen des chemischen Elements wurden 2015 durch kleine Goldbergbauprojekte emittiert. Dies entspricht fast 38% der weltweiten Gesamtemissionen von Quecksilber.
Das giftige Schwermetall wirkt insbesondere über seine eingeatmeten Dämpfe stark toxisch. Die Symptome einer akuten oder chronischen Vergiftung reichen von Übelkeit und Durchfall bis zu schweren Krämpfen und Leber- und Nierenschäden.

Boden

Der Goldabbau wirkt sich negativ auf die Fruchtbarkeit und die Gesundheit von Böden aus. Einerseits kommt es zur Freilegung von zuvor ungestörten Gesteinen und Mineralien. Bei der Verarbeitung werden diese Gesteine erheblich zerkleinert, wodurch die Mineralienoberfläche vergrößert und giftige Schwermetalle freigesetzt werden – mit gesundheitlichen Folgen für Menschen und Wildtiere. Zum anderen wird, um den Zugang zum Gold zu erhalten, der Mutterboden abgetragen. Dadurch geht Lebensraum für Menschen und Tiere verloren. Ausserdem wird dadurch die Menge der organischen Substanz im Boden stark reduziert, wodurch er weniger fruchtbar wird.

Wald und Wildtiere

Goldabbauprojekte beeinträchtigen auch die Flora und Fauna. Zerstörte Lebensräume durch die Abholzung, den Bau von Infrastrukturen, die Zerstückelung von Ökosystemen sowie die Verschmutzung von Boden, Luft und Wasser führen zum Verlust der Artenvielfalt.

Menschen

Der Abbau von Gold hat auch auf die lokalen Bevölkerungen sowie indigene Völker schwerwiegende Folgen. Umsiedlung, Vertreibung, Migration und moderne Sklaverei stehen im Zusammenhang mit der Goldgewinnung. Probleme mit der Gesundheit und der Sicherheit am Arbeitsplatz kommen für die Arbeitenden hinzu.

Die Schweiz in der goldenen Mitte

Die Schweiz hat eine besonders enge Beziehung zum Gold: Nicht nur werden 50-70 % des weltweiten Goldes – welches hauptsächlich in China, Australien und Russland geschürft wird - in der Schweiz raffiniert, auch unsere Banken spielen eine entscheidende Rolle bei der Vermarktung von Goldbarren. Darüber hinaus ist die Schweiz ein wichtiger Standort für die Herstellung von Schmuck und Uhren der gehobenen Klasse. 2% aller Uhren stammen aus der Schweiz. Das scheint eine geringe Zahl zu sein. Fasst man aber den Wert aller Uhren zusammen, so werden 60% davon aus der Schweiz exportiert. Insbesondere die wertvollen Golduhren stammen deshalb grössten Teils aus der Schweiz.
Trotz der Abhängigkeit von diesem Edelmetall ist das Bewusstsein der Uhrmacher, Juweliere und Endverbraucher bezüglich der mit der Goldlieferkette verbundenen Risiken noch sehr gering. Viele der größten Schweizer Uhrenhersteller verschließen nach wie vor die Augen und weigern sich, den Handlungsbedarf auch nur anzuerkennen. Daher sind die Konsumenten gefragt. Besonders vor Weihnachten läuft das Uhren- und Schmuckgeschäft auf Hochtouren. Bewusster Konsum sollte an erster Stelle stehen.

 

Quellen und weitere Informationen:
WWF: The Impact of Gold

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