Grund genug? Zum Schutz der Böden in den Städten

Grünflächen in Siedlungsgebieten wirken dem Klimawandel entgegen. Grünflächen in Siedlungsgebieten wirken dem Klimawandel entgegen.

Jeweils am 5. Dezember findet der Weltbodentag statt. In diesem Jahr setzen sich die Beteiligten für den Erhalt der Böden in Siedlungsgebieten ein.

Die Internationale Bodenkundliche Union (IUSS) rief im Rahmen ihres 17. Weltkongress im August 2002 den Weltbodentag (engl. World Soil Day) aus. Jedes Jahr am 5. Dezember wird der Ressource Boden Tribut gezollt und für Bodenschutz geworben. 2022 liegt der Fokus auf dem Erhalt der Böden in Siedlungsgebieten.

Aufgaben von Böden

Die nicht erneuerbare Ressource Boden erfüllt vielfältige Aufgaben. Zusammen mit Wasser und Luft bildet sie unsere Lebensgrundlage. Sie regelt die natürlichen Kreisläufe des Wassers, der Luft, der organischen und mineralischen Stoffe. Konkret filtert und reinigt der Boden Wasser, speichert Stoffe und wandelt diese um. Er ist Grundlage für die Produktion von Nahrungsmitteln und Futter und dient als Energie- und Rohstoffquelle. Weiter ist er die Basis für Schutzwälder, Standort für Siedlungen, Infrastruktur und Anlagen der Ver- und Entsorgung. Zusätzlich zu diesen vielfältigen ökologischen Funktionen erfüllt der Boden auch ideelle Aufgaben: Als Element der Natur und der Landschaft ist er kultur- und erdgeschichtliches Archiv, eine religiöse Stätte und Forschungsobjekt. Zusammengefasst können wir dem Boden Lebensraum-, Regulierungs-, Produktions-, Träger-, Rohstoff- und Archivfunktionen zugestehen.

Böden in Siedlungsgebiet

Die Böden in Siedlungsgebieten erfüllen noch obendrauf ganz besondere Aufgaben: Sie tragen zur Regulierung des Wasserabflusses bei starken Regenfällen bei. Das Wasser versickert im Boden und wird gereinigt. Weiter filtert er Schadstoffe und Feinpartikel, bildet eine Unterlage für jede Form von Vegetation und bietet der Bevölkerung zudem die Orte des Wohlbefindens, der Entspannung und der Freizeitgestaltung. Die fast wichtigste Funktion ist seine Milderung von Wärmeinseln in Städten. Versiegelte Flächen führen dazu, dass in dicht besiedelten Gebieten eine sogenannte Wärmeinsel entsteht.

Versiegelte Flächen:
Boden, der betoniert, asphaltiert, gepflastert oder anderweitig befestigt ist. In der Schweiz sind rund 60% der Siedlungsgebiete bebaut oder versiegelt. Etwa 8% der Gesamtfläche der Schweiz ist besiedelt.

Wärmeinseln entstehen aufgrund verschiedener Faktoren: Einerseits ist die Absorption von Sonneneinstrahlung an städtischen Oberflächen grösser. Gründe dafür sind die Geometrie einer Stadt, die Mehrfachreflexion an den Gebäudewänden und die Verwendung von Baumaterialien mit geringem Reflexionsvermögen (z.B. Asphalt). Die verbauten Materialien haben häufig eine hohe Wärmespeicherkapazität, was dazu führt, dass die absorbierte Sonneneinstrahlung in Form von Wärmeenergie gespeichert wird. Die Umgebungsluft heizt sich dadurch stärker auf als in ländlichen Gebieten und kühlt sich weniger schnell ab. Zudem speichern versiegelte Flächen kein Wasser. Durch die Verdunstung von Wasser würde die Umgebungsluft an heissen Tagen gekühlt. Weitere Faktoren bei der Entstehung von Wärmeinseln sind die Verringerung von atmosphärischen Strömungen (Wind) durch die Hinderniswirkung von Gebäuden, die Absorption von Strahlung durch Luftschadstoffe und anthropogene Wärmequellen (Heizung, Motoren), wobei Luftschadstoffe und künstliche Wärmequellen in Städten in erhöhter Konzentration vorkommen.

Grünflächen in Städten tragen massgeblich zur Verbesserung der Luftqualität und des Klimas bei. Durch die Aufnahme und Verdunstung von Wasser und die geringere Wärmeabsorption der freien Fläche – am besten noch optimiert durch Bepflanzung – verringern sie Wärmeinseln und senken die Temperatur nachhaltig. Die Erhaltung und Neuschaffung von solchen begrünten Flächen ist ein wichtiger Teil des Bodenschutzes und geht mit dem Klimaschutz unabdingbar einher.

«Bodenschutz ist Klimaschutz.» Damian Jerjen, Direktor von EspaceSuisse

Engagement der Schweiz

Die Schweiz hat im Jahr 2020 eine nationale Bodenstrategie verabschiedet. Folgende sechs Ziele werden darin formuliert: Weniger Boden verbrauchen, Bodenverbrauch basierend auf einer Gesamtsicht lenken, Boden vor schädlichen Belastungen schützen, degradierte Böden wiederherstellen, die Wahrnehmung von Wert und Empfindlichkeit des Bodens verbessern und internationales Engagement stärken. Weiter wird darin festgehalten, dass jede Bodenart ihre Funktion hat und schützenswert ist. Zum Weltbodentag am 5. Dezember hat das Bundesamt für Umwelt zusammen mit Beteiligten (unter anderem das Kompetenzzentrum Boden Schweiz, Pro Natura, Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, Bundesamt für Landwirtschaft) verschiedene informative Kurz-Filme gedreht. Die Akteure erläutern jeweils, warum Bodenschutz wichtig ist, welche Aufgabe die Böden wahrnehmen und was ihr persönliches und berufliches Engagement zum Erhalt des Bodens in Siedlungsgebieten beiträgt.

Der Boden als nicht-erneuerbare Ressource erfüllt wichtige Funktionen. In Siedlungsgebieten bietet er Lebensraum für Pflanzen und Tiere, Erholungsraum für uns Menschen, speichert und reinigt Wasser. Vor allem letztere Funktion hilft aktiv mit im Kampf gegen den Klimawandel. Der Weltbodentag 2022 macht auf die Wichtigkeit von Grünflächen in Siedlungsgebiet aufmerksam und hebt hervor, warum die Ressource Boden schützenswert ist.

 

 

Quellen und weitere Informationen:
Bundesamt für Umwelt BAFU: Tag des Bodens: Lebendige Böden im Siedlungsgebiet
Bundesamt für Umwelt BAFU: Boden und seine Funktionen
Kanton Wallis: Böden im Siedlungsraum
Stadtklima Stuttgart: Der Wärmeinseleffekt (UHI)


 

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