Die Mikrobiologin aus Hannover fand heraus, dass aus saurer Milch eine Naturfaser hergestellt werden kann. Auf der Flüssigkeit bilden sich nämlich Flocken, das sogenannte Kasein. Daraus wird Quark oder Eiweisspulver hergestellt. Zu dieser Grundmasse werden Wasser und weitere natürliche Zutaten gemischt und gut geknetet. Die dadurch entstandene Knetmasse wird durch ein feines Sieb gepresst, wobei Fäden entstehen. Bei diesem Vorgang vernetzten sich die Naturfasern so ineinander, dass sie Druck, Zug und Wasser widerstehen; und dies ohne Einsatz von Chemie.
Das Tolle an der Faser ist, dass sie so natürlich ist, dass man sie eigentlich essen könnte.
Schon 1930 wurden Kaseinfasern hergestellt, doch damals benötigte man für die Herstellung ungefähr 20'000 Liter Wasser für ein Kilogramm Fasern. Anke Domaske braucht für die Fabrikation dieser Fasern nur zwei Liter.
„Das Tolle an der Faser ist, dass sie so natürlich ist, dass man sie eigentlich essen könnte. Der Stoff ist antibakteriell und antiallergisch. Außerdem bleiben die 18 Aminosäuren aus der Milch erhalten, wirken auf die Haut und erhalten sie geschmeidig“, sagt Domaske. Auch stinken würde der seidige Stoff nicht, bestätigt die Modedesignerin.
Zwei Fliegen auf einen Schlag: Anke Domaske hat ihre Kenntnisse der Mikrobiologie und als Modedesignerin verbunden. Sie ist Gründerin des Faserproduzents „QMilch“ und des internationalen Modelabels Mademoiselle Chi Chi (MCC). Neben Kleidern aus „normalem“ Stoff findet man neu nun also auch Kleider aus Milch im Sortiment von MCC.
Prof. Hans-Peter Fink vom Fraunhofer Institut für Angewandte Polymerforschung in Potsdam sieht einen großen Zukunftsmarkt für biobasierte Fasern. „Angesichts von Erdölknappheit versucht die Großindustrie, die Ressourcenbasis zu verbreitern“, sagt er.
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