Schafe werden in weiten Teilen Europas kaum noch wegen ihrer Wolle gehalten, denn daraus lässt sich kein Profit schlagen, auch nicht aus der Schafmilchproduktion. Lammfleisch hingegen gilt vielerorts – besonders zu Ostern – immer noch als Delikatesse. Die Lammbabys sind zwischen acht Wochen und einem halben Jahr alt wenn sie geschlachtet werden. Sie haben in der Regel noch nie Gras gefressen. Ihr Fleisch gilt deshalb als besonders zart und fettarm.
In der Schweiz ist der relativ bescheidene Lammverzehr von 1,2 Kg Fleisch pro Kopf und Jahr in den letzten Jahren konstant geblieben. Die Lammfleischproduktion ist hingegen eher rückläufig, und über die Hälfte des konsumierten Fleisches wird heute bereits importiert – von weit her! Neuseeland (41 %), Australien (31 %), Grossbritannien (18 %), Frankreich (8 %) und Italien (2%) sind die wichtigsten Importeure (Quelle: Landwirtschaftlicher Informationsdienst LID). Dabei ist es – entgegen weit verbreiteten Vorstellungen – in den meisten Fällen aber nicht so, dass die Tiere wenigstens bis zu ihrem frühen Tod ein “schönes Leben” draussen auf der Weide führen würden. Eine Untersuchung der Organisation Animal Equality in den Schafställen Italiens zeigt, dass dort zum Teil haarsträubende Bedingungen herrschen. Mit versteckter Kamera wurde gefilmt, wie die jungen Schafe, nachdem sie ihrer Mutter entrissen wurden, in viel zu engen Ställen gehalten und von den Züchtern geschlagen und misshandelt werden. Durch die prekären Bedingungen führen sich die Tiere zudem selbst und gegenseitig Verletzungen zu. Zwischen den verstörten lebenden Lämmern finden sich oft etliche kranke, verletzte und sogar tote Tiere, die weder tierärztlich versorgt noch „entsorgt“ werden (vgl. Animal Equality enthüllt die grausame Realität für Lämmer in Italien).
Doch gerade in Italien ist die Nachfrage nach dem Osterlamm besonders gross. Laut der Confederazione Italiana Agricoltori (CIA), dem italienischen Bauernverband verzehren die Italiener alleine an den Festtagen rund 260 Tonnen Lammfleisch, wofür mehrere Millionen Lämmer ihr Leben lassen. Die grosse Nachfrage geht wohl hauptsächlich auf die christliche Tradition zurück, in der das Osterlamm als Symbol für Jesus Christus und seine Auferstehung gilt. Man kann sich jedoch fragen, inwieweit ein gequältes Lamm diesem Brauch entspricht oder ob nicht auch ein Osterkuchen in Lammform ausreichen würde…Entgegen weit verbreiteten Vorstellungen ist es meist nicht so, dass die Osterlämmer wenigstens bis zu ihrem frühen Tod ein “schönes Leben” draussen auf der Weide führen könnten
Weiterführende Infos
Animal Equality: Lämmer in Italien.
Freiheit für Tiere: Lasst die Osterlämmer leben.
Interview mit dem Schäfer Günter Garbers.
LID.ch: Lammfleisch: Die gefragten Stücke kommen hauptsächlich aus Übersee.
Biggy's Blog. "Bald ist Ostern...was wäre Ostern ohne Lammbraten?".
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