Pelzmode - wo bleibt das Gewissen?

11 Dez 2013

Nicht nur an grossen Modeschauen, auch auf der Strasse trägt man wieder Pelz. Anders als früher leiden die Tiere aber eher nicht mehr für den klassischen Pelzmantel, sondern für fellbestückte Krägen, Kapuzen oder Mützen.

 Der Nerzmantel ist zwar weiterhin verpönt, Accessoires aus Fell dagegen werden offenbar toleriert. Dass diese nur das Abfallprodukt von Pelzmänteln seien, ist falsch. Insgesamt sind es 40 Mio. Tiere, die in Pelzfarmen gehalten und alljährlich allein wegen ihrer Felle getötet werden. Hinzu kommen diejenigen, die qualvoll mit Schling-, Totschlag oder Tellereisenfallen in der Freiheit gefangen werden. Darunter sind häufig auch Tiere geschützter Arten.

Füchse, Nerze, Kaninchen, Chinchillas, Marderhunde und Iltisse sterben einen grausamen Tod. Das kurze Leben der Tiere besteht aus Angst, Stress, Krankheit, Parasiten und anderen physischen und psychischen Qualen – alles zugunsten einer Industrie, die riesige Profite macht. Die Pelzlobby finanziert damit Kampagnen, die die Wahrheit hinter der „Pelzproduktion“ zu verschleiern versuchen. Pelz soll für Natürlichkeit und Nachhaltigkeit stehen, geworben wird mit „artgerechter Pelztierhaltung“.

„Es gibt keine artgerechte Pelztierhaltung. Dies ist unmöglich. Es gibt nur Länder, wo es ein bisschen mehr oder ein bisschen weniger schlimm ist.“ Heinz Lienhard, Präsident des Schweizer Tierschutzes

Der Pelz - ein Naturprodukt? Von wegen. Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten konnte in einem umfassenden Test in verschiedenen Pelzartikeln 15 verschiedene Schadstoffe nachweisen. Die Gifte stammen aus chemischen Gerb-, Konservierungs-, Reinigungs- und Färbeprozessen. 83 % der untersuchten Pelze waren „stark belastet und gesundheitlich bedenklich“.

Die Pelzverbände erreichen durch intensives Lobbying, dass Gesetze nicht zu ihrem Nachteil verändert werden. So wurde im Ständerat eine Initiative zum Importverbot tierquälerisch hergestellter Pelzprodukte aus fadenscheinigen Gründen abgelehnt. Die Begründung: ein Importverbot sei nicht mit den internationalen Verpflichtungen der Schweiz, insbesondere mit den Bestimmungen des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT), vereinbar. Die Stiftung für das Tier im Recht hat allerdings aufgezeigt, dass eine solche Massnahme nicht gegen dessen Bestimmungen verstossen würde. Stattdessen wurde eine Deklarationspflicht eingeführt, die nicht verhindert, dass weiterhin tierquälerisch erzeugte Pelzprodukte in der Schweiz verkauft werden.

Seit 1. März 2013 müssen Felle durch die Angabe von Tierart, Herkunft und der Gewinnungsart (Käfighaltung oder Jagd), gekennzeichnet werden. Erlaubt ist jedoch ironischerweise auch die Angabe «Herkunft unbekannt». Den Läden wurde eine Übergangsfrist bis Ende Februar 2014 eingeräumt.

Der Schweizerische Pelzfachverband versucht mit dem Label „Swissredfox“ von der Tierquälerei in der Pelzproduktion abzulenken. Die Felle stammen von wildlebenden Schweizer Füchsen. Die Kampagne wird damit begründet, dass jährlich in der Schweiz bis zu 40'000 Füchse erlegt werden müssten, um den Fuchsbestand gesund zu erhalten. Diese Jagd ist jedoch umstritten, da noch immer die grausame Baujagd praktiziert wird. Dass der Bestand durch die Jagd reguliert wird ist wildbiologisch unhaltbar. Festzuhalten gilt ausserdem, dass die Menge anfallender Pelze im Vergleich zum Volumen der Importprodukte verschwindend klein ist. Zudem ist es einerlei, ob die pelztragenden Tierarten, ob in Käfigen oder freilebend und egal in welchen Ländern, deswegen ihr Leben lassen müssen.

Pelztragen ist eine Gewissensfrage. Nur scheint „Gewissen haben“, zurzeit nicht mehr in zu sein.

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