Mit dem Geräusch zusammenschlagender Eisenstangen lassen die Fischer die Delfine, vorwiegend Grosse Tümmler, in die Bucht bei Taiji fliehen. Diese sogenannte Treibjagd stellt an sich bereits eine Tortur für die schallempfindlichen Tiere dar. Sitzen die Delfine erst in der Falle, werden die prächtigsten Exemplare aussortiert und für bis zu 100‘000 Dollar pro Exemplar an Delfinarien und Meeresparks in der ganzen Welt verkauft. Den übrigen Tieren rammen die Fischer Metalllanzen in den Rücken und lassen sie qualvoll verenden. Das Blutbad geschah bis vor vier Jahren von der Öffentlichkeit praktisch unbemerkt. Stacheldrahtzäune und Sicherheitspersonal halten Touristen und Tierschützer von der Bucht fern.
2009 wurde die Tragödie im Dokumentarfilm „Die Bucht“ (Originaltitel: The Cove) verfilmt. Das Oscar-prämierte Werk des Regisseurs Louie Psihoyos und des Tierschutzaktivisten Richard O’Barry hat der Welt erstmals das traurige Schicksal der Delfine aufgezeigt.
„Ein Film über Schuld, Verantwortung und Wiedergutmachung, der Fragen aufwirft, wütend macht und den Blick auf die Welt ein Stück verändert“.
People for the Ethical Threatment of Animals (PETA)
Gemäss den Filmemachern werden in Japan jährlich bis zu 23‘000 Delfine getötet. Die Fischer behaupten, die Delfinjagd sei eine alte japanische Tradition. Doch laut O‘ Barry hat die Treibjagd erst aufgrund neuerer wissenschaftlicher Studien über die Lärmempfindlichkeit der Delfine begonnen. Demnach stellten die Forscher fest, dass die Tiere den Lärm fliehen und sich so zusammentreiben lassen.
Bemerkenswert ist zudem, dass Delfinfleisch in Japan kaum nachgefragt wird. Um das Fleisch trotzdem verkaufen zu können, wird es als Walfleisch deklariert. Ironischerweise wurden in den getöteten Delfinen mehrmals extrem hohe Dosen an Quecksilber und Blei gemessen, so dass sich Konsumenten mit dem Verzehr des Delfinfleischs regelrecht vergifteten. Umso unverständlicher ist es, dass das Massaker weiterhin stattfindet.
Doch auch den überlebenden Tieren der Delfinjagd steht keine rosige Zukunft bevor. Delfine gelten gemeinhin als sehr intelligent und sensibel. Sie verfügen über ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein und können sich zum Beispiel im Spiegel erkennen und von Artgenossen unterscheiden. In Gefangenschaft verfallen sie häufig in Apathie und werden depressiv. Der Suizid eines Delfinweibchens war es denn auch, der den ehemaligen Delfintrainer O’Barry dazu gebracht hat, die Seite zu wechseln und sich seit den 70er Jahren für den Schutz der Delfine und gegen Delfinarien einzusetzen. Leider hat sich seither kaum etwas an der brutalen Praxis geändert.
Obwohl Delfine zu den Walen gehören und damit eigentlich geschützt sind, unternimmt Japan alles um das Gesetz zu umgehen. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass in Taiji erneut über 50 Delfine gefangen wurden. Viele davon werden nach Russland verfrachtet, um sie Besuchern der Olympischen Spiele in Sotschi vorzuführen.
Die Frage, weshalb Menschen bloss für Geld ihre gesamte Moral über Bord werfen und zu solch unethischem Verhalten fähig sein können, bleibt unbeantwortet im Raum stehen.
Als Konsumenten sind wir einmal mehr dazu aufgefordert, konsequent auf die Fischdeklaration zu achten und bei Unklarheiten lieber ganz auf Fisch zu verzichten. Es versteht sich zudem von selbst, den Besuch jeglicher Delfinarien zu unterlassen.
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