Auf jede Henne kommt ein toter Hahn

Pünktlich zu Ostern haben Eier wieder Hochsaison. Sie werden bemalt, verziert, versteckt, getütscht – und verspeist. Die ovalen Proteinbomben sind allerdings auch sonst sehr gefragt: Rund 2,5 Millionen Schweizer Hühner legen zusammen 750 Millionen Eier pro Jahr. Doch was passiert eigentlich mit den Hähnen?

Herr und Frau Schweizer essen im Durchschnitt ungefähr 170 Eier pro Jahr. Für eine besonderes effiziente Nutzung der Hühner, teilt sie die Industrie in zwei Zuchtlinien auf: Einerseits in “Legehennen”, die auf eine Hochleistung von bis zu 320 Eier pro Jahr getrimmt sind und andererseits in „Masthühner“, die der Fleischgewinnung dienen. Da ihre männlichen Kollegen weder Eier legen, noch ausreichend Brustfleisch ansetzen, und zu allem Übel auch noch ein Vielfaches an Futter benötigen, sind sie für die Industrie „unwirtschaftlich“. Doch in 52% der Eier einer Legehenne wachsen männliche Küken heran. Diese werden direkt nach dem Schlüpfen aussortiert und geraten in eine Massenvernichtungsmaschinerie: Sie werden bei lebendigem Leib geschreddert oder vergast. Diese Praxis ist weltweit in praktisch allen Geflügelfarmen an der Tagesordnung – egal ob Käfig-, Boden-, Freiland- oder Biohaltung. Dem Massenmord fallen allein in der Schweiz jährlich 2 Millionen sogenannter „Eintagsküken“ zum Opfer.

„Die männlichen Küken der Legelinien werden nach dem Schlupf in den Grossbrütereien aussortiert und anschliessend vergast oder vermust. In der Schweiz sind das 2 Millionen Tiere, in der EU an die 300 Millionen.“
Organisation Tier im Fokus (tif)

Da das Töten der männlichen Küken ineffizient ist und bei Konsumenten auf Kritik stösst, sucht die Geflügelindustrie seit Jahren nach einer Lösung.  Zurzeit wird an einem sogenannten „Zweinutzungshuhn“ geforscht. Dabei wären Hennen nur noch für die Eierproduktion zuständig, für die Fleischerzeugung würden Hähnchen genutzt – solange die Konsumenten bereit wären, höhere Preise zu bezahlen. Gemäss der Nutztierschutzorganisation KAGfreiland gibt es allerdings zurzeit kein „zufriedenstellendes“ Zweinutzungshuhn. Ebenfalls wurde bereits nach einer Methode geforscht, um am Ei erkennen zu können, ob sich darin weiblicher oder männlicher Embryo befindet. Die männlichen würden dann gar nicht erst ausgebrütet. Doch auch diese Methode steckt seit Jahren in der Forschung fest. Zumal die Geschlechtsbestimmung fast immer erst beim wenige Tage alten Embryo gelingt. Es täte sich also zugleich ein anderes Problem auf: Millionen angebrüteter Eier müssten weggeworfen werden.

Nicht nur männliche Küken müssen sinnlos sterben. Nach Ostern werden in der Schweiz rund 500‘000 Legehennen getötet. Der Grund: Wenn Ostern vorbei ist, bricht die Eiernachfrage massiv ein. Die Kadaver landen direkt im Müll, da sich ihr Fleisch laut Herstellern nicht für den Konsum eignet. Bis vor einigen Jahren, wurden alte Legehennen jeweils noch als Suppenhühner verkauft. Doch diese werden mittlerweile von den Konsumenten kaum mehr nachgefragt, da ihr Fleisch als zäh gilt. Nur die wenigsten wissen, dass heutige Legehennen im zarten Alter von gerade mal 18 Monaten geschlachtet werden. Nach dieser kurzen Legezeit wäre ihr Fleisch immer noch von guter Qualität.

Das  sinnlose Töten  ist aus ethischen Gründen mehr als bedenklich. Hühner sind nicht nur empfindungsfähige Wesen, sondern darüber hinaus auch alles andere als dumm. In mehreren Studien wurde nachgewiesen, dass die Intelligenzleistung von Küken diejenige von Kleinkindern übertrifft. Die britische Professorin Christine Nicol hat zum Beispiel herausgefunden, dass Küken realisieren, dass ein versteckter Gegenstand sich nicht in Luft aufgelöst hat, während dieses Verständnis bei Kleinkindern erst nach einem Jahr einsetzt.
Bei all diesem Leid lassen sich Eier zu Ostern kaum noch mit gutem Gewissen konsumieren.

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