Tierversuche? Nein, danke!

Mäuse sind häuftig Opfer von Tierversuchen. Mäuse sind häuftig Opfer von Tierversuchen.

Am 24. April findet der internationale Tag zur Abschaffung der Tierversuche statt. Der Gedenk- und Aktionstag soll in Erinnerung rufen, dass Tierversuche nicht nur zu grausamem Tierleid führen, sondern auch aus wissenschaftlicher Sicht überholt sind.

Weltweit leiden und sterben pro Jahr gemäss Schätzungen über 120 Millionen Versuchstiere in Forschungslabors. Insbesondere Nagetiere wie Mäuse, Ratten oder Kaninchen, aber auch Schweine, Hunde, Katzen, Fische und Affen sind für Experimente äussert beliebt. Nicht nur neue Medikamente werden an Tieren getestet, sondern nahezu alles, was in irgendeiner Form mit dem Menschen in Kontakt kommt: Chemikalien, Reinigungsmittel, Kosmetika, Suchtmittel, Krankheitserreger, Lebensmittel, Säuren, Schmiermittel und vieles mehr. Untersucht werden unter anderem Giftigkeit (Toxizität), Erbgutschädigung (Mutagenität) und Krebserzeugung (Kanzerogenität) der Stoffe. Der Preis für die Forschung ist hoch: Unzählige Tiere leiden täglich unter Vergiftungen, Verstümmelungen und hoher Stressbelastung.

Vielfach wird behauptet, man könne nicht auf Tierversuche verzichten, weil man einen »kompletten Organismus« für die Entwicklung von Medikamenten brauche. Zwar handelt es sich bei Tieren um einen ganzen Organismus, allerdings um den falschen! Hinsichtlich Anatomie, Physiologie und Stoffwechsel unterschieden sich Tiere und Menschen gewaltig. Wenn ein Medikamentenversuch erfolgversprechend verläuft, kann daraus nicht zuverlässig geschlossen werden, dass das Medikament auch beim Menschen nützlich sein wird. Amerikanische Wissenschaftler konnten zum Beispiel zeigen, dass sich die Reaktionen von Menschen und Mäusen auf Verletzungen und Entzündungen grundlegend unterscheiden. Mäuse vertragen eine Million Mal mehr Bakterien als der Mensch, bevor sie an einer Blutvergiftung sterben. Auch wichtige Aspekte der Krankheitsentstehung wie Ernährung, Lebensgewohnheiten, der Einfluss von Suchtmitteln, schädlichen Umwelteinflüssen, Stress sowie psychischen und sozialen Faktoren werden gänzlich außer Acht gelassen. Dies kann fatale Folgen haben: Laut einer Studie der Medizinischen Hochschule Hannover, sterben allein in Deutschland jährlich rund 60‘000 Menschen an den Folgen von unvorhergesehenen Medikamentennebenwirkungen.

„Der Tierversuch stellt nicht nur eine grausame und deshalb unethische, sondern auch eine unwissenschaftliche Methode dar, die in einer modernen Medizin und Wissenschaft des 21. Jahrhunderts keinen Platz mehr haben darf.“, Dr. med. vet. Corina Gericke 

In der Schweiz werden pro Jahr rund 600.000 Tiere für Experimente verwendet. Anfang der 1980er Jahre waren es noch 2 Millionen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass das Schweizer Tierschutzgesetz zu den strengsten weltweit gehört. Zum Rückgang der Tierversuchszahlen hat insbesondere die Einführung des 3R-Prinzips beigetragen. 3R steht für Replace (ersetzen), Reduce (vermindern), und Refine (verfeinern). Damit sind Tierversuche auf das absolute Minimum zu beschränken, und Versuchstiere sollen so wenig wie möglich belastet werden. Forschende müssen vor der kantonalen Tierversuchskommission belegen, dass der Nutzen für die Gesellschaft grösser ist als das Leiden der Tiere (Güterabwägung). Versuche der Kosmetikindustrie sind somit verboten, da es sich dabei um ein Luxussegment handelt.

Die Anzahl von 600‘000 Versuchstieren ist allerdings immer noch immens – insbesondere da heute zahlreiche vielversprechende tierversuchsfreie Methoden zur Verfügung stehen. Zum Beispiel können mithilfe menschlicher Zellkulturen und ausgeklügelter Computersysteme, die Stoffwechselvorgänge im Körper genau abbilden, aussagekräftige Forschungsdaten gewonnen werden. Viele neuere Systeme funktionieren wie ein Minimensch – und ergeben damit exaktere Ergebnisse als entsprechende Tierversuche.

Anlässlich des internationalen Tags zur Abschaffung der Tierversuche, fordern zahlreiche Ärzte den gänzlichen Verzicht auf Tierexperimente, um dem grausamen Alltag der Versuchstiere den Kampf anzusagen – und zu einer fortschrittlicheren Forschung beizutragen.

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