Seit 1931 steht der 4. Oktober im Zeichen des Tierschutzes und wird als Plattform von Tierschützern weltweit genutzt, um auf Missstände im Umgang mit Tieren aufmerksam zu machen. Nicht nur Nutz- und Haustieren, die direkt vom Handeln des Menschen abhängig sind, soll am Welttierschutztag Aufmerksamkeit geschenkt werden. Auch Wildtiere haben mit den Einflüssen des Menschen auf ihren Lebensraum zu kämpfen. Zum heutigen Welttierschutztag werden die grössten Raubtiere, von denen viele vom Aussterben bedroht sind, in den Fokus gerückt. Genauer gesagt, stellt sich die Frage, welche Folgen ein Verlust dieser Top-Prädatoren in der Nahrungskette für das gesamte Ökosystem haben könnte.
Raubtiere in Gefahr
Raubtiere, wie der Hai, der Wolf oder der Löwe, stehen am obersten Ende der Nahrungskette und bestimmen dadurch die Bestände der Tier- und Pflanzenarten in den weiteren Ebenen des Ökosystems. In vielen Teilen der Erde dezimiert der Mensch die Zahl der grossen Raubtiere mit verheerenden Folgen. Ein Anteil von zwei Drittel dieser wichtigen Arten steht mittlerweile auf der Roten Liste mit weiter sinkenden Populationen. Forscher sehen diese Entwicklung - neben dem Klimawandel - als grössten Schaden, den der Mensch der Natur zufügt.
Auswirkungen dieser Verluste
Die Fischerei hat seit den 1970er Jahren den Bestand grosser Haie – Tiger-, Bullen- und Hammerhaie - vor der Ostküste der USA um mehr als 95% reduziert. Daraus folgend stieg der Bestand der Rochen in der Region rasant an - zum Leid der Muschelfischer, denn Muscheln sind des Rochens bevorzugte Mahlzeit. Der Mensch versuchte wiederum mit starker Bejagung der Rochen einzugreifen, was zu einer nahezu gänzlichen Ausrottung dieser Art führte.
Anderer Schauplatz, gleiches Problem: In mehreren Savannen-Schutzgebieten in Afrika werden über viele Jahre Bestände der grossen Raubtiere Löwe, Leopard und Wildhund beobachtet und drastische Rückgänge durch Wilderei verzeichnet. Gleichzeitig entwickelte sich die Population der Anubispaviane explosionsartig mit wachsendem Verbreitungsgebiet. Als flexible Allesfresser beeinflussen sie wiederum Bestände vieler Tier- und Pflanzenarten und machen zusehends auch den Menschen der Region zu schaffen.
Auch bei uns in den Alpen kämpfen die grossen Raubtiere, wie der Wolf, der Bär, der Luchs und verschiedene Greifvögel, seit vielen Jahren durch menschliche Eingriffe ins Ökosystem ums Überleben. Steigende Rotwildbestände und deren Verbiss an Jungbäumen sind die Folgen und führen zu weitreichenden Veränderungen in der Artenzusammensetzung des Ökosystems.
Ein Ausweg…
Ein positives Beispiel von menschlichem Eingreifen in ein Ökosystem ist die Wiederansiedelung der Wölfe im Yellowstone-Nationalpark in den USA. Nach der Ausrottung der Wölfe in den 1930er Jahren vermehrte sich die Zahl der Wapitihirsche mit negativen Folgen auf die Vegetation und somit auf Vogel- und kleinere Säugetierarten. Seit der Wiederansiedelung der Wölfe in den 1990er Jahren beginnt sich das Ökosystem langsam zu erholen. In Anbetracht dessen stehen wir einer Wiedereinwanderung der Raubtiere in den Alpen positiv gegenüber, denn die Zukunft der Raubtiere der Erde ist vom Menschen abhängig und muss rechtzeitig und verstärkt Beachtung bekommen.
Weiterführende Informationen
Science-Artikel zum Haibestand vor der Ostküste der USA
Stellung der Raubtiere im Ökosystem
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