Im Fokus: Heimliche Waldbewohner

Im Fokus: Heimliche Waldbewohner

Bei einigen Menschen mögen diese Waldbewohner Ekel und Schrecken auslösen. Doch sind die kleinen Meister der Lüfte faszinierende Wesen, die wir bei einem Spaziergang durch den Wald nur selten erblicken.

Fledermäuse sind gewiefte, nachtaktive Tiere. Einige Arten haben sich bestens an ein Leben im Wald angepasst. Als wichtigste Orientierungshilfe benutzen die Handflügler ihren Gehörsinn. Die von ihnen ausgesandten Ultraschallsignale prallen von Gegenständen ab und gelangen zu ihnen zurück. So können sie bei absoluter Dunkelheit, im hindernisreichen Wald, problemlos navigieren. Auf die gleiche Art finden sie auch ihre Nahrung, die grösstenteils aus fliegenden Insekten besteht. Auf ihren Streifzügen durch die Nacht sind sie in der Lage, riskante Manöver zu vollführen. Sie können problemlos Saltos schlagen und sich im Sturzflug ihre Beute schnappen. Fledertiere sind zudem die einzigen Säugetiere die überhaupt aktiv fliegen können. Nach den Nagetieren bilden sie die artenreichste Säugetierordnung.

Unterschied zwischen Flughunden und Fledermäusen:
-Flughunde kommen nur in den Tropen vor
-Ihnen dienen die Augen als Orientierungshilfe
-Höhlenflughunde verfügen über ein Echosystem, bei dem die Signale jedoch im Mund, nicht wie bei der Fledermaus im Kehlkopf    erzeugt werden.
-Anders als ihre Artgenossen halten sie keinen Winterschlaf

Der Körperbau der Fledermaus

Fledermäuse sind kleine, leichte Tiere. Grösser wirken sie nur dann, wenn sie im Flug ihre prächtigen Flügel entfalten. So kann eine 5cm kleine Fledermaus im Flug eine Flügelspannweite von bis zu 20cm erreichen. Gut erkennbar sind die typischen Merkmale der Säugetiere, nur die Arme und Hände sind zu Flügeln geworden und die Hinterbeine dienen als Unterstützung im Flug und als wichtiges Halteorgan. Für eine gute Thermoregulation sorgt ein dicht behaarter Körper. Dabei variieren diese Haare bei allen Fledermausarten zwischen braunen, grauen, schwarzen und leicht rötlichen Tönen. Sie besitzen zudem an ihre Ernährungsweise angepasste Zähne und Kieferformen. Die Anzahl der Zähne ist bei den einzelnen Gattungen verschieden. Alle Insektenfresser verfügen aber über grosse Fangzähne und können ihren Unterkiefer weit öffnen. Ihre Ohren sind sehr ausgeprägt und unbehaart. Dabei unterscheiden sie sich von Art zu Art und sind den Bedürfnissen der Echoortung angepasst.

 

   Kleine Bartfledermaus                             Quelle Stefan Didam - Schmallenberg - Self-photographed, CC BY-SA 3.0, 

Vorkommen in der Schweiz

Die wärmeliebenden Tiere mussten sich an unsere Temperaturen anpassen. Heute gibt es 30 heimische Fledermausarten. Um nur einige zu nennen: Grosse und kleine Hufeisennase, Bartfledermaus, Mückenfledermaus, grosser Abendsegler oder die Zwergfledermaus.Einen idealen Lebensraum bieten alte Laubmischwälder. Denn in den Bäumen bieten sich viele Unterschlupfmöglichkeiten an. So quartieren sie sich etwa in alte Spechthöhlen,  Fäulnishöhlen im Stamm, Spalthöhlen und in Spalten hinter der abgelösten Rinde ein. Sie ziehen dort ihre Jungen auf und überwintern zum Teil sogar in den hohlen Bäumen. Waldfledermäuse wechseln oft ihr Quartier, damit werden Marder und Eulen, ihre natürlichen Fressfeinde, nicht schnell auf sie aufmerksam. Ein grosses Insektenvorkommen garantiert ihnen eine erfolgreiche Jagd. Auch Arten, die nicht im Wald selber „wohnhaft“ sind, kommen zur Nahrungssuche immer wieder dahin zurück.

Besondere Eigenschaften

Alte Geschichten erzählen von blutsaugenden Wesen, die nur an unheimlichen Orten hausen. Ihren Ursprung fanden diese Geschichten im Mittelalter, als das Volk an Dämonen und andere Unglücksbringer glaubte. Die besonderen Eigenschaften und die Lebensweise der Fledermäuse waren damals noch nicht erforscht. So schloss man auf etwas Böses, Übernatürliches. Tatsächlich bringen die Tiere spezielle Angewohnheiten und Fähigkeiten mit sich, diese sind allerdings unglaublich faszinierend und nicht im Geringsten angsteinflössend.

Ihr leistungsfähiges Hörsystem ermöglicht es ihnen, bei Dunkelheit die Distanz, die Richtung, die Form, die Grösse, die Struktur und die Eigenbewegung der reflektierten Ziele wahrzunehmen. Dazu erzeugen sie im Kehlkopf Ultraschalllaute, die sie je nach Art durch den Mund oder die Nase ausstossen. Konzentriert sich eine Fledermaus bei der Jagd nur auf die Beute, fliegt sie höchst wahrscheinlich nach Gedächtnis. Denn ihr Wahrnehmungsfeld ist nur begrenzt. Dies konnte in Experimenten festgestellt werden, bei denen die Tiere tagelang Hindernisse umflogen, die schon lange weggeräumt waren. Ein Frage bleibt bis heute ungeklärt: Weshalb hängen Fledermäuse kopfunter? Eine Theorie basiert auf den Ausbildungen der Vorderextremitäten, die sich konsequent zu Flügeln entwickelt haben. Damit bleibt ihnen nichts Anderes übrig, als sich mit den Füssen festzuhalten. Auch wenn nicht klar ist wieso sie diese Stellung einnehmen, kann gesagt werden, dass sie energiesparend ist. So kann eine Fledermaus ohne grossen Kraftaufwand kopfüber baumeln. Durch einen Sehnenmechanismus im Fuss werden die Zehenglieder zu einem Haken gekrümmt. Zum Teil sterben Tiere sogar in dieser Haltung und mumifizieren. Im Winterschlaf ermöglicht ihnen diese besondere Technik, ihre Körperfunktionen und somit den Energieverbrauch weit genug runterzuschrauben.

Bedrohung und Schutzmassnahmen

Die meisten der heimischen Arten stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Gründe dafür gibt es mehrere. Zum einen werden immer mehr Gifteinwirkungen nachgewiesen. Die Tiere nehmen die giftigen Stoffe über ihre Nahrung und Umgebung auf. Ein weiteres grosses Problem ist der Rückgang des Lebensraumes. In einem bewirtschafteten Wald ohne alte Bäume können Fledermäuse keinen Unterschlupf finden. Durch Monokulturen nehmen die Biodiversität und somit das Nahrungsangebot ab.

Um neuen Lebensraum zu schaffen, können Fledermauskästen selbst gemacht und aussen am Haus oder im Garten angebracht werden. Sehen Sie sich dazu unseren Ratgeber an. Durch das Anpflanzen verschiedener Kräuter, Sträucher und Blumen steigt die Anzahl der Insekten, womit ein ausreichendes Nahrungsangebot geschaffen wird. Eine naturnahe Forstwirtschaft mit vielen Laubbäumen und nicht bewirtschafteten Abschnitten trägt zur Zunahme des Lebensraumes bei. Generell sollten giftige Pestizide nicht mehr eingesetzt werden. Die Schweizerische Koordinationsstelle für Fledermausschutz (SKF) engagiert sich in mehreren Kantonen ehrenamtlich und wird vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) unterstützt. Ihr Ziel ist die nachhaltige Sympathiewerbung für einheimische Fledermausarten. Mit verschiedenen Projekten soll den faszinierenden Tieren geholfen werden.

 

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