Wenn Kraulen zum Todesurteil wird

Plumplori werden oft, entgegen ihrer Natur, als Haustiere gehandelt. Plumplori werden oft, entgegen ihrer Natur, als Haustiere gehandelt.

Videos mit kuschligen, zahmen Wildtieren sind im Internet sehr beliebt. Wir mögen es süss finden, doch für die Tiere ist diese Vermenschlichung problematisch.

 

Wer das unten aufgeschaltete Video im Internet sieht, ist wahrscheinlich sehr angetan von Sonya, einem niedlichen Plumploris-Affen. Sie lebt mit ihren Besitzern in einer Wohnung in Russland. Das Video tauchte vor neun Jahren im Internet auf und wurde seither millionenfach angesehen. Viele Menschen lernten den in Südostasien beheimateten Affen erst dann kennen – und lieben: Laut der 2013 publizierten Studie „Tickled to Death: Analysing Public Perceptions of ‘Cute’ Videos of Threatened Species on Web 2.0 Sites“ wünschten sich in den Monaten nach dem Erscheinen des Videos ein Viertel der Zuschauer einen Plumploris-Affen als Haustier.

Die Wahrheit hinter dem Schein

Doch bald wurde die Internet-Community über die Wahrheit hinter dem Video aufgeklärt: Für Sonya bedeuteten die Berührungen Stress pur; keine Verwöhnung. Sie streckt ihre Arme nicht aus Freude in die Höhe, sondern als Abwehr - die Primaten neigen dazu, sich möglichst nicht zu bewegen, wenn sie sich angegriffen fühlen. (Übrigens zeigen auch die Bilder von lächelnden Schimpansen nicht, dass sich dieser wohlfühlt. Grinst oder lächelt ein Schimpanse, hat er Angst.)

Obwohl Plumploris-Affen offiziell als gefährdet eingestuft sind, werden sie auf dem illegalen Markt in Asien gehandelt und in die ganze Welt transportiert. Um sie als Haustiere halten zu können, werden ihnen oft die spitzen Backenzähne gekürzt oder gezogen, was schwere Verletzungen, Infektionen oder den Tod zur Folge hat. Viele sterben auch beim Transport oder in Gefangenschaft durch Fehlernährung. Ein weiterer Grund für ihre Gefährdung ist die Zerstörung ihres Lebensraumes durch Landwirtschaft und Landgewinnung. Auch werden die Tiere in gewissen Teilen Asiens in der traditionellen Medizin verwendet.

Das Internet ist die neue Gefahr

Mit den Möglichkeiten in der Technologie ist die Welt heutzutage virtuell verbunden. Dadurch erreichte das Video so viele Menschen, und auch der Online-Wildtierhandel profitiert: Im Internet lässt sich mit einem einfachen Klick ein illegales Geschäft abschliessen. Der Online-Markt ist oftmals unreguliert oder weist Sicherheitslücken auf. Um gegen dieses Problem vorzugehen, hat das WWF z.B. eine globale Koalition gegründet, welche das unerlaubte Onlinegeschäft bis 2020 um 80% verringern soll. Und das Video von Sonya wurde zum Anlass der Kampagne „Tickling is Torture – save the slow loris“, lanciert von der Non-profit-Organisation „International Animal Rescue“ (IAR). Das IAR hat sich zum Ziel gesetzt, den Leuten aufzuzeigen, wie problematisch es ist, aus Wildtieren Haustiere machen zu wollen und damit die bedrohten Arten noch mehr zu gefährden.

 

 

Quellen und weitere Informationen:
Studie „Tickled to Death“
Gefährdung von Plumploris-Affen
Bericht von BBC Earth zum Thema

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