Die Zwietracht zwischen Schaf und Wolf ist ein Klassiker in Rätseln und Märchen. Irgendwie passt es, dass besonders Schafhalter grosse Mühe mit der Ausbreitung des Wolfs bekunden. Die Medien berichten über jeden Wolfsriss. Doch ist statistisch belegt, dass lediglich 3 – 5 % der Todesfälle von Tieren auf Sömmerungsweiden dem Wolf angelasten werden können. Der grosse Rest rührt von Unfällen und Krankheiten her. Davon erfährt die Öffentlichkeit wenig. Der relativ hohe Anteil erklärt sich dadurch, dass einerseits der Schafbestand auf den Alpen in den letzten Jahren massiv angestiegen ist und andererseits häufig auch schwache, gesundheitlich angeschlagene Tiere auf die Alp geführt werden. Ist die Herde dazu noch unbeaufsichtigt, haben Grossraubtiere wie der Wolf ohnehin ein leichtes Spiel.
„Der Gesundheitsstatus der Schafe hat sich in den letzten Jahren verbessert. Krankheiten und nicht fitte Schafe sind aber auch heute nach wie vor noch die Hauptabgangsursachen.“
Arbeitsgemeinschaft Alpwirtschaftliche Beratung Alpe
Der Bund greift ein
Das Bundesamt für Umwelt BAFU hat sich diesen Problemen angenommen, um die Situation zu verbessern. Einerseits werden Schafhalter angehalten, nur gesunde Tiere auf die Alp zu geben, andererseits werden Alpbetriebe aufgefordert, bei der Übernahme auf die Robustheit der anvertrauten Tiere zu achten. Weiter wird auch der Schutz der Herde empfohlen. Dies ist aber keine Vorschrift, sondern man zählt auf Freiwilligkeit. Als finanzielle Anreize werden Direktzahlungen zugesichert.
Einsatz von Herdenschutzhunden
Seit 1999 fördert das BAFU mit dem Bundesprogramm „Herdenschutz Schweiz“ den Einsatz von Herdenschutzhunden. Es umfasst die Förderung von Zucht, Ausbildung, Haltung und Einsatz offizieller Herdenschutzhunde und geschieht nach Vorgaben des BAFU. “Offiziell“ bedeutet, dass geeignete Hunderassen ausgewählt werden und diese Hunde von Herdenhunden abstammen müssen. Die Welpen werden somit bereits in ihrem zukünftigen Aufgabenfeld geboren und wachsen unter Schafen, Ziegen und Rindern auf.
„Während Herdenschutzzäune nur im zugänglichen Gelände und kleinräumig Schutz bieten, lassen sich Herdenschutzhunde auch im schwierigen Gelände einsetzen, insbesondere stellen sie im Sömmerungsgebiet oftmals die einzig wirksame Massnahme dar.“
Vollzugshilfe Bundesamt für Umwelt BAFU
Alle Herdenschutzhunde, die die Vorgaben des BAFU erfüllen, sind in einer Datenbank registriert. Die Kosten dieses Programms belaufen sich auf rund 2,5 Millionen im Jahr.
Positive Bilanz
Im Jahre 2017 standen rund 250 Herdenschutzhunde auf nahezu 90 Alpen im Einsatz. Die Vierbeiner schützten rund 40'000 Schafe, 1'000 Ziegen und 500 Rinder.
Die Überwachung mit Herdenschutzhunden hat sich bewährt. Auf solchen Alpen werden kaum mehr Tiere vom Wolf gerissen. Da die Hunde sehr auf ihre Arbeit fixiert sind, kann es allerdings zu Konflikten mit Wandertourist/innen und Bikern kommen.
„Allem Fremden im Umfeld ihrer Herde begegnen Herdenschutzhunde misstrauisch und sie verteidigen ihre Herde bei Bedarf konsequent.“
Merkblatt Herdenschutz mit Hunden, agridea/Herdenschutz
Grundsätzlich sind diese Wächter nicht gefährlicher als andere Hunde. Doch gibt es bei der Begegnung wichtige Verhaltensregeln. Deshalb wurden verschiedene Materialien für den Tourismus ausgearbeitet. Verlangt wird beispielsweise das Aufstellen von Tafeln bei offiziellen Wanderwegen mit Verhaltenshinweisen bei der Anwesenheit von Schutzhunden, die die Herde bewachen. Merkblätter informieren Freizeitsportler über das korrekte Verhalten und im Internet ist eine interaktive Karte einsehbar, die vor der Wanderung oder der Biketour konsultiert werden kann, wo sich Herden mit Herdenschutzhunden befinden.
Die Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit und die Akzeptanz der vierbeinigen Wächter nützt zu guter Letzt auch den Grossraubtieren in unserem Land.
Quellen und weitere Informationen
bafu.admin.ch: Information Herdenschutz des Bundesamtes für Umwelt BAFU
Verein Herdenschutzhunde Schweiz
Informationen Herdenschutzhunde der Schweizer Wanderwege
Kommentare (0) anzeigenausblenden