Im Laufe der Corona-Pandemie wird dem einen oder anderen der Gedanke durch den Kopf gegangen sein, wie praktisch es doch wäre, Selbstversorger zu sein. Wenn man nicht auf Supermärkte angewiesen wäre und genau wüsste, woher die Erdbeeren, Kartoffeln und Birnen stammen. Zugegeben ein riesiges Unterfangen – und in der heutigen Zeit wahrscheinlich eine Illusion. Warum aber nicht einem Teilzeit-Job als Selbstversorger nachgehen? Früchte und Gemüse lassen sich problemlos im eigenen Garten anpflanzen, sofern man denn ein wenig Zeit, Platz und den grünen Daumen dazu hat. Wie toll wäre es ausserdem, täglich frische Eier „ernten“ zu können?
Was Hühner wollen
Grundsätzlich dürfen wir alle Hühner im eigenen Vorgarten oder Hinterhof halten. Nach der Schweizerischen Tierschutzverordnung muss ein Sachkundenachweis (nach Artikel 198) nur erbracht werden, wenn mehr als 150 Legehennen gehalten werden. Allerdings gelten für Hühner wie für andere Nutztiere Bestimmungen, um eine artgerechte Haltung sicherzustellen.
Sozialkontakte sind ein Muss für die Hühner. Sie dürfen daher nicht alleine gehalten werden, sondern am Besten in einer Gruppe. Der Stall selbst sollte an die Anzahl Hühner angepasst sein und genügend Lichteinfall vorweisen. Auch für dessen Einrichtung bestehen Vorschriften. Streu sollte den Stallboden bedecken und auch die Nester komfortabel einbetten. Ausserdem benötigen die Hühner Sitzstangen für das abendliche Ruhen.
Wer keine Küken aufziehen möchte, kann auf einen Hahn verzichten. Zwar sorgt dieser innerhalb der Hühnerschar für Ordnung und hält Fressfeinde eher fern. Allerdings ist gerade in dichter besiedelten Wohngegenden zu bedenken, dass der Gockel oft schon in den frühen Morgenstunden zu krähen beginnt. Unter Umständen hilft da eine Stallisolierung, ansonsten steht einem prächtigen Nachbarschaftsstreit wohl nichts mehr im Weg.
Da Hühner Dauerfresser sind, sollten Futter und Wasser ständig zur Verfügung stehen. Legehennen sind hocheffiziente Energieumwandler. Sie fressen rund 120 Gramm Futter pro Tag und setzen dieses praktisch täglich in ein proteinreiches Ei von etwa 60 Gramm um.
Hühnerfutter besteht aus einem Mix aus Nahrungsmitteln; vor allem Mais und Weizen für die Energieversorgung, Eiweisskomponenten wie Sojaschrot und Kalk als Mineralstoff für eine stabile Eierschale. Viele dieser Zutaten sind Nebenprodukte aus der Lebensmittelherstellung, wie beispielsweise Weizen, der den qualitativen Ansprüchen in der Backstube nicht genügen konnte. Dieses sogenannte Hühnermehl gibt es übrigens auch als Bio-Produkt zu kaufen.
Unbedingt sollte für die private Hühnerhaltung auch ein möglichst grosszügiger Auslauf vorhanden sein, um dem natürlichen Instinkt der Hühner, viel Zeit mit der Futtersuche zu verbringen, nachzukommen. Sie lieben es zu entdecken, zu scharren, zu picken. Dabei vertilgen sie vorzugsweise Samenkörner und Blätter, aber auch Beeren, Würmer und Insekten. Die eigenen Küchenüberreste von Salat, Karotte oder Apfel können den Hühnern übrigens ebenfalls problemlos überlassen werden; sie werden sich begeistert auf diese Abwechslung stürzen. Wichtig ist hier natürlich, keine verdorbenen oder stark gewürzten Speisen anzubieten.
Mehrzweck der Hühnerhaltung
Schliesslich kann auch der Kot als Dünger im Garten wiederverwendet werden. Hühnermist besitzt einen hohen Stickstoffgehalt und kann daher schnell in Nitrat und Ammonium umgewandelt und von den Pflanzen aufgenommen werden. Ausserdem unterstützen die grossen, im Mist enthaltenen Mengen an Kalium, Kalzium und Phosphat das gesunde und krankheitsresistente Wachstum von Pflanzen. Der Hühnermist sollte aufgrund seines hohen Ammoniakgehalts nicht direkt in den Garten ausgebracht werden, da man so Gefahr läuft, die Pflanzen zu verbrennen. Sobald der Dung allerdings kompostiert ist – mit Zusatz von Luft, Wärme, Feuchtigkeit und etwas Geduld – kann er im Garten verteilt werden. Besonders Kartoffeln, Tomaten, Auberginen, Obstbäume, Blumen und Kräuter schätzen ihn als Düngemittel.
Auf das Huhn gekommen?
Zusammenfassend gibt es also viel Erfreuliches zu berichten über die Hühnerhaltung. Bevor man den Entscheid fällt, die Tiere anzuschaffen, gibt es aber offensichtlich einiges zu bedenken.
In den letzten Jahren wurde eine steigende Tendenz der Anschaffung von privaten Hühnerhaltungen beobachtet: mittlerweile gibt es rund 70'000 von ihnen in der Schweiz. Die kantonalen Veterinärdienste und der Schweizer Tierschutz (STS) stellen bei der artgerechten Hühnerhaltung allerdings Verbesserungspotenzial fest und haben angesichts dessen eine Informationskampagne mit ausführlichen und hilfreichen Tipps gestartet.
Quellen und weitere Informationen:
GalloSuisse: Futter
Haus Info: Eigene Hühner halten
Plantopedia: Hühnermist
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